Scharfrichterhaus (Stralsund)

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Das Scharfrichterhaus in der Hansestadt Stralsund ist das einzige noch erhaltene seiner Art im Ostseeraum Das Haus diente dem Scharfrichter der Stadt Stralsund als Wohnhaus. Es gehört zum Nominierungsgebiet für das seit 2002 zum UNESCO-Welterbe erklärten Kulturgute Historische Altstädte Stralsund und Wismar.

Das Haus befindet sich in der Stralsunder Filterstraße Nr. 2b (Eckhaus) und 2 a (Turmhaus) und wird seit 1990 abschnittsweise saniert. Eine komplette bauhistorische Untersuchung hat bisher noch nicht stattgefunden, weshalb die nachfolgende Beschreibung teilweise lückenhaft ist.

Drei Bauphasen werden heute angenommen: Um 1310 entstand eine Brandmauer, die sich heute zwischen beiden Gebäudeteilen befindet. Nach lübischem Baurecht musste eine solche Brandmauer bei Neubauten zwischen den Häusern von beiden Nachbarn gemeinsam errichtet werden. Die Jahresangabe basiert auf dem Vorkommen ähnlichen Steinmaterials in der Stadtwaage am Stralsunder Rathaus, die 1321 fertiggestellt wurde.

Wie die ersten dort errichteten Häuser aussahen ist unbekannt. Seit 1288 jedenfalls wird das bodelye genannte Wohnhaus des Scharfrichters (auch Fronerei genannt) in den Stralsunder Stadtbüchern erwähnt. 1307 wird dann auch der Standort genannt: Die arta platea apud domum preconis; dies ist auch noch lange Zeit der Name der heutigen Papenstraße zwischen Filterstraße und Ossenreyerstraße.

In den Jahren 1465, 1560 und 1680 brannte die Fronerei jeweils ab und wurde jeweils neu errichtet.

Beim Neubau des Eckhauses 1680 wurde die Mauer zum großen Teil abgebrochen, allerdings hat sich am Turmhaus ein Abdruck der gesamten Mauer eingeprägt.

Das angrenzende Haus wird erstmals 1412 beschrieben, als die Stadt hier ein Gefängnis errichten. In den drei Geschossen hatte das Steinhaus jeweils eine Außenwandstärke von einem Meter und besaß nur wenige Fenster; diese dienten hauptsächlich der Belüftung und weniger der Aussicht. Die Räume waren unterschiedlich ausgestattet und dienten offenbar der jeweils standesgemäßen Verwahrung der Inhaftierten.

1841 starb der letzte Stralsunder Scharfrichter. 1848 wurde die dort noch betriebene Abdeckerei auf Wunsch der Anwohner verlegt. Das Haus wurde von Schlachtermeister Lau erworben und zu Wohnzwecken umgebaut. Weitere Besitzer nehmen diverse bauliche Veränderungen, wie Einbau von Türen, vor.

1984 wurde das vom Verfall und Abriss bedrohte Haus Nr. 2a für 2.500 DDR-Mark von Günther Stange erworben, der mit der Sanierung begann.

[Bearbeiten] Die Stralsunder Scharfrichter bzw. Fronen

In den Stadtbüchern wird erstamls 1278 der noster prateo genannte Scharfrichter bzw, Fron erwähnt. In chronologischer Reihenfolge waren dies namentlich:

• 1278 Requins
• 1296 Kruse
• 1349 Bunke
• 1410 Johannes Boye
• 1445 Wolter Stoyfe
• 1476 Albrecht
• 1516 Matthias
• 1527 Martin Tune
• 1558 Peter
• 1579 Jürgen Wegener
• 1597 Bastian Bußbohm
• 1607 Hans Gördelke
• 1613 Carsten Rentzhusen
• 1630 Hans Fürchteler
• 16?? Kosten
• 16?? Hans Küfler
• 1635 Andreas Hermann (auch Harmes genannt)
• 1644 Jürgen friedrich
• 1661 Christian Schulze
• 1668 Hans Friedrich
• 1682 Christoph Fieritz
• 1707 Albert Friedrich
• 1719 Elias Witte
• 1739 Christian Reuter
• 1779 Johann Christoph Wittig
• 1797 Christian Hermann Wentzel

[Bearbeiten] Orte der Gerichtsbarkeit

Das Scharfrichterhaus selbst diente hauptsächlich der Verwahrung der Inhaftierten sowie deren Folterung.

Die verhängten Strafen, angefangen bei Ehrenstrafen (z. B. Pranger) bis hin zu Leibesstrafen, wie Enthauptung, Rädern oder Hängen. Orte dieser Gerichtsbarkeit waren der Alte Markt, der Neue Markt (z. B. beim Papenbrand thom Sunde), der Galgenberg, Koeppenberg oder auch Grabodenhagen.

Koordinaten: 54° 18' 46" N, 13° 5' 28" O