Schultheiß
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Als Schultheiß bzw. Schulte oder Schulze bezeichnete man früher (bis 1832) den Gemeindevorsteher (Dorfschulze) (heute die Funktion des Bürgermeisters), den Vogt oder den Vollstreckungsbeamten des Landesherren, in der Regel des Grafen.
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[Bearbeiten] Aufgaben eines Schultheiß
Als Beamter (villicus) des Landesherren hatte er die Aufgabe, seinen Fronhofsverband (villicatio) zur Einhaltung ihrer Abgabe- und Dienstverpflichtungen gegenüber dem Landesherren anzuhalten. Vom "Schuld" und "heißen" (mittelhochdeutsch: Schultheize) und "der die Verpflichtungen zur Leistung befiehlt" (latinisiert: Scultetus, Sculteus) – etwa ein "Vollzugsbeamter". So entspricht am Ingelheimer Oberhof, der wahrscheinlich seit der Karolingerzeit existiert (eine Urkunde von 843 des ARBO,"exator palaciae" wurde von 6 Edelfreien und 9 freien Bauern und Handwerkern unterzeichnet, was der späteren Zahl der Schöffen entspricht) und seit 1366 sicher nachweisbar ist, der Schultheiß als Vorsitzender der Schöffen, die sich in der Frühzeit aus adeligen und nichtadeligen Männern zusammensetzten, dem Vorsitzenden am Landgericht. Später konnte er auch der Vorsteher eines städtischen (Stadtschultheiß) oder dörflichen Gemeinwesens (Schulze) sein. Bei der ostdeutschen Kolonisation im Mittelalter hatten meist ritterliche Unternehmer diese Funktion als Erbschulze inne. Im altdeutschen Gerichtswesen (siehe Thing) hatte er den Vorsitz über die Schöffen im Hofgericht. In Württemberg war ein Schultheiß um 1750 der Ortsvorsteher, den man heute Bürgermeister nennt. Der damalige Bürgermeister hatte die Funktion des heutigen Gemeindepflegers. Der Funktion des Schultheißen war auch diejenige des Altmanns und des Meiers ähnlich.
[Bearbeiten] Bedeutung und Funktion außerhalb Deutschlands
In der Schweiz ist der Titel Schultheiss heute noch in Gebrauch für den Präsidenten der Regierung des Schweizer Kantons Luzern (Regierungsrat). Das Amt rotiert unter den Regierungsmitgliedern jährlich. Der Stellvertreter des Schultheissen heisst Statthalter. Wahlgremium für den ganzen Regierungsrat ist der Grosse Rat, das Parlament des Kantons Luzern.
Die Entsprechung des Schultheißen im Englischen ist der Sheriff; in England ein Verwalter, in den USA ein (Hilfs-) Polizist auf dem Lande (siehe auch Wilder Westen).
[Bearbeiten] Verwendung bei der Namensgebung
Schultheiß ist überdies Basisform eines der am weitesten verbreiteten deutschen Familiennamen, der auch in zahlreichen Varianten wie Schulz, Schulze, Schulte, Schultz, Schultze, Schulzeck, Schulten, Schuldt, Schulthess, Schultheiss, Heiss oder Heiß vorkommt. Diese Schreibformen entsprechen der regionalen Aussprache und Schreibweise für die Funktion und das Amt des Schultheißen. Daneben die aus dem Schlesischen kommenden Varianten mit O: Scholz, Scholze etc. Im Schwäbischen wird aus dem Wort Schultheiß der Schultes. In der frühen Neuzeit wird der Name latinisiert zu Scultetus oder Praetorius. Außerdem existiert eine tschechische Schreibweise des Namens: Šulc, außerhalb der Tschechischen Republik auch Sulc. Auch existiert die Form Theißl in Österreich. Die Form Schulte ist oftmals auch in Doppelnamen zu finden, wobei das zweite Namenglied ursprünglich ein Hofname war, z.B. Schulze Dieckhoff, Schulte Renger, Schulte Mesum, Schulte Wermeling , Schulze Pellengahr, Bock-Schulz, Schulze-Behn-Bock usw. Eine andere Namensform ist noch Schulte-Bisping,wobei der zweite Name von Bischoff abstand,welcher den örtlichen Ortsvorsteher einsetzte.