Siggi und Babarras

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Siggi und Babarras sind zwei germanische Comic-Helden. Die Namen gehen auf Rolf Kauka zurück und beziehen sich auf zwei verschiedene Paare von Charakteren:

(1) Es sind die deutschen Namen von Asterix und Obelix in der ersten deutschen Übersetzung von 1965-1966, der sog. „Kauka-Übersetzung“.

(2) Es sind die vorübergehend benutzten Rufnamen der zwei in Zeichnung und Text unter der Leitung von Rolf Kauka 1967 entstandenen germanischen Krieger Fritze Blitz und Dunnerkiel.

[Bearbeiten] Asterix

Rolf Kauka erhielt als erster die Rechte, die in Frankreich und Belgien bereits bekannten Abenteuer von Asterix im deutschsprachigen Raum zu veröffentlichen. Kauka hatte das Recht auf freie Bearbeitung erhalten und machte aus den Galliern Germanen. Asterix und Obelix wurden bei Kauka zu Siggi und Babarras (letzterer wird häufig als Barbaras oder Barrabas falsch zitiert), der Druide wurde zu Konradin (nach Konrad Adenauer), der Häuptling Abraracourcix zu Mark Hein. Das gallische Dorf trug den Namen "Bonhalla" (Bonn/Walhalla) und lag irgendwo in Germanien. Der Menhir von Obelix blieb ein solcher (Menhir-Stein, Steinchen - die Bezeichnung Hinkelstein gibt es erst seit den Ehapa-Bearbeitungen ab 1967), das Tragen des Steins wurde jedoch als Schuldkomplex gedeutet. Die Geschichten spielten wie im Original zur Zeit von Julius Caesar. In den Übersetzungen waren viele politische Anspielungen auf die BRD der Sechziger Jahre enthalten, ebenso auf die DDR. Die mit amerikanischem Einschlag sprechenden römischen Besatzer entsprachen dabei den alliierten Besatzern der unmittelbaren Nachkriegszeit und der ausländischen Militärpräsenz in den Sechziger Jahren.

Die Meinungen über diese Bearbeitung gehen auseinander. Viele Fans werfen Rolf Kauka die enormen Änderungen am Original vor, der Autor Thomas Bleicher spricht beispielsweise von "einem eher dunklen Kapitel deutscher Comic-Historie", Andreas C. Knigge gar von einem "braunen Süppchen", das Kauka aus Asterix kochte. In dem Bestreben, Kauka in eine ultrarechte Ecke zu rücken, wird es allerdings gern unterlassen, die Übersetzung im Kontext ihrer Entstehungszeit, keine vier Jahre nach dem Mauerbau, zu bewerten. Gerade wegen der geballten politischen Anspielungen werden die Texte von einigen Lesern mit entsprechenden Geschichtskenntnissen auch durchaus als interessant empfunden. Fakt ist, dass die Urheber René Goscinny und Albert Uderzo die Verfremdung nicht goutierten, Kauka nach Veröffentlichung von insgesamt vier Abenteuern im Magazin ’’Lupo’’ (später ’’Lupo Modern’’) die Lizenz entzogen und spätere Übersetzungen streng kontrollierten.

[Bearbeiten] Fritze Blitz und Dunnerkiel

Nachdem Kauka die Asterix-Rechte verloren hatte, ließ er ab 1967 eigene an Asterix orientierte Comic-Abenteuer mit den Germanen Fritze Blitz und Dunnerkiel zeichnen, deren Äußeres entfernt an die beiden Gallier erinnerte. Der blondbezopfte Fritze Blitz war von eher schmächtiger Gestalt, sein dunkelhaariger, schnauzbärtiger Freund Dunnerkiel etwas kleiner und dick. Beide, sehr kräftig (ohne mit Zaubertrank ausgestattet zu sein), agierten in Bonhalla unter Herzog Heinerich Hattenstich (eine wenig schmeichelhafte Anspielung auf Heinrich Lübke). Der Zeitbezug war nicht eindeutig, einmal wurde das Jahr 69 erwähnt, ein anderes Mal machte die etwa 120 Jahre ältere Rivalität zwischen Caesar und Pompeius einen Teil der Handlung aus. Beim Texten konnte Kauka nun machen, was er wollte.

Im Frühjahr 1967 veröffentlichte Kauka den Anfang der ersten Fritze Blitz-Geschichte in der auslaufenden Comic-Zeitschrift TIP TOP. In der Heftreihe Fix und Foxi Super TIP TOP, die jeweils weitestgehend einer einzigen Comicserie gewidmet war, erschien das Abenteuer unter dem Titel Als die Römer frech geworden im Oktober 1967 dann komplett. In der zweiten Geschichte, Der Ochsenkrieg (1968), wurden für die beiden Hauptfiguren die Rufnamen Siggi und Babarras eingeführt, durch die sich Kauka vermutlich mehr Zugkraft versprach. Diese ersten beiden Abenteuer in Albenlänge wurden von Branco Karabajic gezeichnet, der vor allem für seine Arbeit an Kaukas Maulwurf Pauli bekannt ist. Sie entsprachen qualitativ in Text und stellenweise in einigen Zeichnungen den ersten Asterix-Abenteuern. Die Kauka-Figuren waren grundsätzlich flott gezeichnet, wobei es den Gesichtsausdrücken etwas an Persönlichkeit fehlte, und den Zeichnungen gelegentlich an der Liebe zum Detail.

Da zu diesem Zeitpunkt ein zweiter Plagiats-Prozess Dargaud vs. Kauka in Sachen Asterix vs. Fritze Blitz zu Kaukas Gunsten entschieden wurde, wollte dieser nun das Schlachtfeld nicht ohne Gesichtsverlust verlassen und produzierte weiteres Material mit den Germanen. Nach einem Produktionsstreit mit Karabajic, dessen betulicherer Stil für Rolf Kauka gleichzeitig nicht die wirkliche Artwork-Waffe darstellte, um sich gegen Asterix behaupten zu können, wurden die Titelhelden nun von Riccardo Rinaldi gezeichnet, bekannt durch Kaukas Pichelsteiner. Da innerhalb von nur 12 Monaten 4 weitere Bände produziert wurden, musste Redakteur Peter Wiechmann hierfür Füllmaterial aus Italien organisieren, so dass fast alle der späteren Bände aus mehreren, thematisch unzusammenhängenden Erzählungen bestanden: neben dem ursprünglichen Duo, das nun endgültig auf die Namen Siggi und Babarras hörte, trat fortan auch der in der römischen Armee als Zenturio dienende Germane Hermann Teutonus auf, eine dem Studio Dami entstammende Figur von Leone Cimpellin und Carlo Triberti, die im italienischen Original nichts mit Germanien zu tun hat und Tribunzio heißt. In den Bänden In die Pfanne gehauen und Das haut den stärksten Krieger um bearbeitete und ergänzte Riccardo Rinaldi die Comics seiner Landsleute durch nurmehr bessere Überleitungssequenzen mit dem Kauka'schen Germanen-Duo. Peter Wiechmann schrieb den Text zu Comics, die eigentlich nicht zusammen gehörten.

In der Geschichte Der liebe Gott von Gallien, dem einzigen vollwertigen Siggi und Babarras-Abenteuer von Rinaldi, drehte Kauka den Spieß um und ließ seine Germanen zur Zeit von General Charli V in Gallien agieren. Ähnlich dem 1966 erschienen Asterix-Abenteuer Astérix chez les Bretons (Asterix bei den Briten) spielten in dieser 1969 publizierten Geschichte Gallier und Germanen Fußball. In Das haut den stärksten Krieger um (1969) verschlug es Hermann Teutonus sowie Siggi und Babarras nach Rom. Vergleicht man diese Geschichte mit dem vierten Asterix-Abenteuer, Astérix gladiateur (1962/1963, dt./Ehapa: Asterix als Gladiator), in dem Asterix und Obelix den Barden in Rom suchen, sind die Unterschiede im Detail sehr gut zu erkennen. Die Genauigkeit, mit der Uderzo bei dieser Geschichte einzelne Häuser und Bauten in Rom nachzeichnete, fehlt bei Kauka, der diese Asterix-Geschichte 1965 in Lupo modern ebenfalls veröffentlicht hatte. Dort hatte er zu jener Zeit in einem redaktionellen Artikel Uderzos Zeichnungen sehr positiv gewürdigt, indem er sie mit betont schlechten Skizzen verglich.

Die Geschichten Als die Römer frech geworden und Der Ochsenkrieg kamen Anfang der 80er Jahre gekürzt und in einer kinderfreundlicheren Textfassung mit wesentlich geringerem politischen Bezug im Taschenbuchformat noch einmal heraus. Die beiden Helden erhielten auch wieder ihre ursprünglichen Namen Fritze Blitz und Dunnerkiel zurück.

[Bearbeiten] Primärliteratur

Lupo 6-7/1965 sowie Lupo modern 8-15/1965: Siggi und die goldene Sichel (La Serpe d'or, Die goldene Sichel)
Lupo modern 16-26/1965: (Siggi) Kampf um Rom (Astérix gladiateur, Asterix als Gladiator)
Lupo modern 27-37/1965: Siggi und die Ostgoten (Astérix chez les Goths, Asterix und die Goten)
Lupo modern 3-14/1966: Siggi der Unverwüstliche (Astérix le Gaulois, Asterix der Gallier)
Fix und Foxi Super TIP TOP 4: Als die Römer frech geworden (1967)
Fix und Foxi Super TIP TOP 12: Der Ochsenkrieg (1968)
Fix und Foxi Super TIP TOP 20: In die Pfanne gehauen (1969, vorwiegend Hermann Teutonus)
Fix und Foxi Super TIP TOP 21: Bloody Mary (1969, nur Hermann Teutonus)
Fix und Foxi Super 25: Der liebe Gott von Gallien (1969)
Fix und Foxi Super 28: Das haut den stärksten Krieger um (1969, vorwiegend Hermann Teutonus)
Rolf Kauka Gold Comic 6: Tamtam um Talente (1982, Als die Römer frech geworden mit neuem Text)
Rolf Kauka Gold Comic 7: Hickhack ums liebe Vieh (1982, Der Ochsenkrieg mit neuem Text)

[Bearbeiten] Sekundärliteratur und Vernetzungen

Thomas Bleicher: "Rechts-seitig oder rechts-zeitig" in: Krägermanns Comic Katalog 97/98, Krägermann Verlag 1997
Andreas C. Knigge: Fortsetzung folgt - Comic-Kultur in Deutschland (Seite 237-244: "Die Politisierung eines Bestseller-Comics"), Ullstein 1986