Silbenphonologie
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Die Silbenphonologie bezeichnet einige Theorien in der Phonologie, welche sich in der Betrachtung der jeweiligen zentralen phonologischen Einheit voneinander unterscheiden:
Die autosegmentale Phonologie sieht die Silbe als zentrale Schicht im CV-Skelett. Demgegenüber verwendet die metrische Phonologie entweder Aspekte der Prosodie des Silbenschnitts oder die Sonoritätshierarchie.
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[Bearbeiten] Artikulationsablauf
Akustisch betrachtet entspricht eine Silbe einem Zyklus mit zunächst ansteigender und später wieder abfallender Intensität. Artikulatorisch betrachtet ist die Silbe die Zeitspanne zwischen zwei Minima der lokalen Öffnung. Diese Zeitspanne enthält eine kein Geräusch produzierende Öffnung im Ansatzrohr und eine geräuscherzeugende Verengung (Konstriktion). Die Artikulation ist also die Folge von Öffnungs- und Schließvorgängen des Ansatzrohres.
Beispiel: Das Wort „Wanne“
Phase: Verschluss • Öffnung • Verschluß • Öffnung ....... ........ . . . ............ ............ Intensität: Minimum Maximum Minimum Maximum | | | | Skelett: C V C V | | | | Lautschrift: [v] [a] [n] [ə] W a nn e
[Bearbeiten] Phonolg. Funktionen der Silbe
Die Silbe dient als Kerneinheit zur Sprachverarbeitung und ist wichtig für die Planung der Artikulation sowie für die Rezeption als
- Bereich der Anwendung von phonologischen Prozessen (Domäne) ( Bsp: Auslautverhärtung.
- und als Domäne für phonotaktische Regelmäßigkeiten. (Bsp: Reihenfolge der Segmente, welche sich auf eine Silbe oder deren Teile beziehen.)
- Träger prosodischer Merkmale
[Bearbeiten] Silbenstruktur
Neben der artikulatorischen Schicht ist auch die Silbenstruktur von Bedeutung. Die Silbenstruktur wird repräsentiert durch die silbische Strukturierung. Aus der ermittelten Silbenschicht kann auf die Segmentschicht geschlossen werden. Zwischen Silbenschicht und Segmentschicht lagert wiederum die CV-Schicht (Skelettschicht). In der CV-Notation stehen die Abkürzungen C und V für unsilbische (C) und silbische (V) Segmente des Ablaufs der Artikulation. Ein V repräsentiert also den Silbenkern. Skelettschicht und Segmentschicht können sich im Aufbau unterscheiden, also voneinander abweichen: Bei Langsegmenten, wie bei Langvokalen oder Langkonsonanten, entspricht einer Einheit der Segmentschicht zwei Einheiten aus der CV-Schicht. Bei Komplexen Segmenten, wie etwa den Anreibelauten, repräsentiert eine Einheit der CV-Schicht zwei Segmente der Segmentschicht.
Quantitativ betrachtet sind im Deutschen vor und nach jedem Silbengipfel V maximal zwei Cs erlaubt. Das phonotaktische Maximalschema wäre also CCVCC.
Anstatt des CV-Modells kann auch die Konstituentenstruktur verwendet werden. Die Konstituentenschicht ersetzt dann die CV-Schicht. Der Vorteil der Verwendung des Konstituentenmodells liegt in der Möglichkeit, mehrere Zwischenebenen zu betrachten, welche größere Teile der Silbe (Konstituenten) zergliedern. Bei der Konstituentenanalyse zerfällt eine Silbe in die Konstituenten Silbenanlaut und Silbenreim. Der Reim wiederum gliedert sich in die Subkonstituenten Gipfel und Zeilenkoda. Zeilenkopf, Nukleus und Koda sind dabei fest mit den jeweiligen Segmenten der Skelettschicht der Silbe verknüpft.
Beispiel: Das Wort „Schnaps“
Term / \ / Reim / / \ Kopf Nukleus Koda /\ | / \ X X x X X | | | | | Lautschrift: ʃ n a p s
[Bearbeiten] Quellen
- G.N. Clements & S.J. Keyser, CV Phonology, 1983
- T. Vennemann, Preference Laws for Syllable Structure. 1988
- T. Vennemann, Universal Syllabic Phonology. Theoretical Linguistics 5, 1978, 175-215
- T. Vennemann, (Hg.), Silben, Segmente, Akzente.1982
- Ramers, Karl Heinz Einführung in die Phonologie, 1998
- Hall, Tracy Alan Syllable Structure and syllable related processes in German,1992.
- Eisenberg/Ramers/Heinz (Hsg.) Silbenphonologie im Deutschen, 1992
- Ramers, Karl Heinz (2002): Phonologie. In: Meibauer, Jörg et al. (Hrsg.): Einführung in die germanistische Linguistik, Metzler: Stuttgart, S. 70-120.
- Helmut Glück (Hsg), Metzler-Lexikon Sprache, 2000
- Ebert, Christian, Silbenphonologie (pdf), 2005