Sola scriptura
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Der Begriff sola scriptura (lat. „Allein die Schrift“) ist ein Grundsatz insbesondere der Reformation im Christentum. Martin Luther wollte damit keineswegs zum Ausdruck bringen, dass nur der genaue Wortlaut der Heiligen Schrift für das Leben eines Christen ausschlaggebend sei, wie dies in der Neuzeit als Programm des christlichen Fundamentalismus formuliert wurde. Vielmehr ging es um die Frage, wer die Schrift recht auslegt. Widersprüchliche Auslegung der Schrift nötigte in der Kirche zur Darstellbarkeit der nach reformatorischer Sicht allein angemessenen Auslegung.
Die Lehre der Römisch-Katholischen Kirche, die in Reaktion auf die Reformation auf dem Tridentiner Konzil ausformuliert wurde, lautet, dass die rechte Auslegung durch das kirchliche Lehramt gesichert werde (Schrift und Tradition), da nach dem katholischen Verständnis nur so das Wirken des Heiligen Geistes als sicher gelten kann (vgl. Joh 14,26). Die Bibel selbst erlangt ihre Autorität nach katholischer Lehre erst durch die Kirche, die ja auch älter ist als die Bibel. „Christus hat eine Kirche gegründet und kein Buch geschrieben“ wie Bernhard Vikari dies etwas bissig und durchaus missverständlich bemerkte. Das kirchliche Lehramt legte den Kanon der Bibel fest, was ebenfalls die Autorität der Kirche über die Bibel zeigt.
Luther formulierte dagegen, dass die Schrift aus sich selbst heraus recht ausgelegt werden könne: „Scriptura sacra sui ipsius interpres“ = „Die Heilige Schrift legt sich selber aus“. Der Einzelne sei also nicht auf eine menschliche, sondern allein auf eine göttliche Autorität zur rechten Auslegung der Schrift verwiesen. Luther sah sich dabei zwischen die so genannten Schwärmer und die Altgläubigen gestellt, als er sowohl den Rekurs auf eine unfehlbare menschliche Autorität als auch auf ein schriftloses Geistwirken ablehnte, um die rechte Auslegung der Schrift zu behaupten. Wer die Schrift im Geist Gottes auslege, müsse dies wiederum am Wortlaut der Schrift ausweisen können. Streng genommen müsse er es daran ausweisen können, ob er in seiner Auslegung „Christum treibe“. Denn die Schrift selbst sei nicht Prinzip ihrer selbst. Sie sei nicht Heilige Schrift, weil sie in diesem oder jenem Wortlaut vom Himmel gefallen sei, vielmehr sei sie Heilige Schrift, weil sie von Jesus Christus zeuge. Luther ging dabei davon aus, dass das Alte Testament genau wie das Neue Testament Jesus Christus zum zentralen Inhalt habe. Diese Bestimmung ließ ihn jedoch auch Kritik an der Kanonizität bestimmter Schriften (etwa des Jakobusbriefes) formulieren.
Neben dem sola scriptura stehen in den reformatorischen Kirchen die Prinzipien des sola fide, des sola gratia und solus Christus.