Stele der Offenbarung
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Die Stele des Ankh-f-n-Khonsu wurde 1858 von Auguste Ferdinand François Mariette bei einer Ausgrabung in Ägypten, im Tal von Deir el-Bahari im Totentempel der Königin Hatschepsut, gefunden. Die ehemals neben dem Sarkophag des Hohepriesters Ankh-af-na-Khonsu gelegene und auf 680/70 v. Chr. datierte Stele stammt aus der 25. Dynastie (1075–652 v. Chr.).
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[Bearbeiten] Beschreibung
Die Stele ist aus Holz und wurde mit einer Art Gips überzogen. Sie ist 51,5 Zentimeter hoch und 31 Zentimeter breit. Auf der Vorderseite sieht man Ankh-af-na-Khonsu als Künder von Month. Ihm gegenüber sitzt auf einem Thron der falkenköpfige Re-Harachte oder Ra-Horakhty (Ra-Hoor-Khuit), eine Form des Gottes Horus. Als Richter lässt er die Toten passieren, die in das westliche Reich der Toten gelangen wollen. Darüber ist Hadit, als Sonne mit Falkenflügeln und Nut, die Himmelsgöttin, die mit ihren Füßen und Händen den Boden berührt, abgebildet. [1]
[Bearbeiten] Crowleys lyrische Umschreibung
- Horus trägt auf dem Kopf eine rote Scheibe und einen grünen Uräus. Sein Gesicht ist grün, seine Haut indigo.
- Sein Halsband, Arm- und Fußbänder sind gold.
- Sein Nemyss ist ein fast schwarzes Blau. Seine Tunika ist ein Leopardenfell und sein Schurz grün und gold.
- Grün ist der Stab der doppelten Macht, seine rechte Hand ist leer.
- Sein Thron ist indigo, das Zentrum ist rot.
- Das Licht ist gamboge
- Über ihm sind der geflügelte Globus und der gebogene Körper der himmlischen Isis, ihre Hände und Füße berühren die Erde.[2]
[Bearbeiten] Epiphanie durch Crowley
Ihren im Titel verwendeten Namen erhielt die „Stele des Ankh-f-n-khonsu“ im April 1904 von Aleister Crowley, der durch sie zu seinem Liber AL vel Legis inspiriert wurde. Nach dem Liber AL vel Legis soll sie von Nicht-Thelemiten als Greuel der Trostlosigkeit bezeichnet werden [3], Thelemiten verwenden den Titel Stele der Offenbarung [4].
Im Jahre 1904 war Crowley mit seiner Frau Rose Kelly (Soror Quarda) in Kairo. Crowley beschloss seiner Frau Sylphen zu zeigen und machte einige Anrufungen. Rose fiel in Trance wobei sie immer wieder erwähnte "sie erwarten dich". Nachdem Crowley die Anrufungen wiederholte, meinte Rose, wieder in Trance, dass Horus "der Wartende" verärgert über Crowley sei, weil er seine Anrufung verweigerte. Crowley überrascht über die Kenntnisse der ägyptischen Mythologie seiner Frau, stellte ihr ein paar Fragen, die sie richtig beantwortete. Von Rose verlangte er nun, dass sie ihm Horus zeigen sollte. Sie führte ihn daraufhin ins Boulaq Museum.
An irgendeinem Tag vor dem 23. März identifizierte Ouarda jenen Gott, mit dem sie in Kontakt stand, mit einer Stéle im Boulak-Museum, das wir nie besucht hatten. Es handelt sich nicht um die übliche Form von Horus, sondern um Ra-Hoor-Khuit. Ich war ohne Zweifel sehr betroffen durch die Übereinstimmung, daß das Ausstellungsstück, eine ziemlich obskure und unbedeutende Stéle, die Katalognummer 666 trug. Aber ich hielt das für einen offensichtlichen Zufall." [5]
Crowley schrieb das Ritual für die Invokation von Horus, durch die Anleitung von Rose, welches er dann durchführte. Am 7. April meinte Rose, er solle sich in den kommenden 3 Tage, um 12 Uhr mittags im Tempel befinden, um all das aufzuschreiben was er höre. In den Tagen des 8., 9. und 10. April wurde das Liber AL vel Legis, diktiert durch Aiwass an Crowley, niedergeschrieben.
Heute ist die Stele im Ägyptischen Museum (Kairo) unter der Ausstellungsnummer 9422 zu finden.
[Bearbeiten] Übersetzung
Die Hieroglyphen sind hier in seitenverkehrter Ordnung abgebildet, um die Zuordnung zur Übersetzung zu erleichtern.
[Bearbeiten] Vorderseite
Vorderseite - Kopf in Hieroglyphen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Behedet, der große Gott, Herr des Himmels
Brot und Bier - Vieh und Geflügel |
Vorderseite - Der Text in Hieroglyphen | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Worte, gesprochen durch Osiris, Priester des Month, Herr von Theben, Öffner der Tore des Himmels von Karnak Anch-f-n-Chonsu,
gerechtfertigt: 'O Erhabener, möge er gepriesen werden, der gross an Macht, der grosse Geist von hoher Würde,
der auf dem Thron seiner Größe erscheint und die Wege des Ba öffnet, dem Ach und dem Schatten, der das Licht (Sonnenstrahlen) empfing,
der gerüstet ist. Bereite mir den Weg an den Ort, an dem Re, Tum, Khephra und Hathor wohnen. Ich, der Verstorbene (Osiris), Priester des Month, des Herrn von Theben,
Ankh-f-n-khonsu, Sohn des gleichrangigen Mannes Bes-n-Maut, Sohn der Priesterin (Musikerin) von Amun-Re, der Herrin des Hauses Ta-Nech. (Das XX ist eine Musikerin (B15), welche nur in der Extended Library vorkommt und hier daher nicht dargestellt werden kann.) |
[Bearbeiten] Rückseite
Rückseite in Hieroglyphen | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Worte, gesprochen durch Osiris, Priester des Month, Herr von Theben, Anch-f-
n-Chonsu, gerechtfertigt. (O) mein Herz meiner Mutter (zweimal), (O) mein Herz, während ich verweile
auf Erden, erhebe dich nicht, um Zeugnis abzulegen wider mich, stelle dich mir nicht entgegen
im Tribunal, sei mir nicht feindlich gesonnen in der Gegenwart des Grossen Gottes, des Herrn des Westens,
auch, wenn ich mich (selbst) verbunden habe mit der Erde auf der westlichen Seite, der grossen (am) Himmel, möge ich Bestand haben auf Erden,
Worte gesprochen durch Osiris, den Bekleidungspriester von Theben, Anch-f-n-Chonsu, gerechtfertigt. O Einzigartiger,
der strahlt wie der Mond, zeigen möge sich Osiris, Anch-f-
n-Chonsu, in eurer Schar, also der Aussenwelt,
(O) Erretter derer, die im Sonnenlicht sich befinden, offen ist für ihn
die Unterwelt, fürwahr, Osiris Anch-f-n-Chonsu soll sich zeigen am
Tage, um all das zu tun, wonach ihn verlangt, auf Erden unter den Lebenden. |
[Bearbeiten] Literatur
- Ralf Löffler: Ägyptische Magie. Kersken-Canbaz Verlag, 1988, ISBN 3894230290
- Aleister Crowley: Confessions Band 2. Kersken-Canbaz Verlag, 1987, ISBN 3894230134
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Munro, Peter. Die spätägyptischen Totenstelen (= ÄF, 25). 2 Bde. Glückstadt: Augustin, 1973. [AEB 73523 German] (Totenstele S. 187)
- ↑ THE EQUINOX OF THE GODS
- ↑ AL III:19 Verszählung des Liber AL vel Legis
- ↑ AL III:10
- ↑ Confessions
[Bearbeiten] Weblinks
- Texte und Bilder über die Stele der Offenbarung in englisch und französisch
- Fraternitas Saturni Kritischer Text über den Zusammenhang der Stele und Thelema
- OTO Deutsche Übersetzung der Steleinschrift
- Thelema Society Deutsche Übersetzung der Steleinschrift und anderes
- The Equinox of the Gods Englische Übersetzung der Steleinschrift