Stolpersteine in Lahr/Schwarzwald
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Die ersten Stolpersteine für Verfolgte und Opfer der Nazi-Diktatur wurden in Lahr im Januar 2004 verlegt. Für den Kölner Bildhauer Gunter Demnig war Lahr die 28. Stadt, in der er Stolpersteine verlegen konnte. Im Oktober 2003 hatte der Lahrer Gemeinderat beschlossen, den Eigentümern ein Widerspruchsrecht gegen die Verlegung der messingüberkronten Betonkerne im öffentlichen Raum vor ihrem Haus einzuräumen. Demnig hatte diesen Gemeinderatsbeschluss öffentlich als "total schwachsinnig" und "unmöglich" bezeichnet. Mit den Worten "Wir wollen die Hauseigentümer nicht überraschen", rechtfertigte dagegen Lahrs Oberbürgermeister Dr. Wolfgang G. Müller den ungewöhnlichen Beschluss, als der erste Lahrer Stolperstein nach einer Gedenkminute für Lilly Reckendorf am 12. Januar 2004 ins Trottoir beim Haus Lotzbeckstraße 41 eingelassen wurde. Aus einem Kurzreferat der lokalen Initiatorin Gardy Ruder war zu erfahren, dass die Ermordung Reckendorfs nicht Endpunkt ihrer Entwürdigung war: Im Jahr 1957 war Reckendorf die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt worden.
Lahrs Stadthistoriker Thorsten Mietzner sprach sich am Tag der ersten Stolperstein-Verlegung gegenüber der Lokalpresse gegen eine Beschränkung auf jüdische Opfer aus. Nach seiner Schätzung gehören zwei Drittel der in Lahr Verfolgten, zu anderen Opfergruppen. Insgesamt waren während der NS-Zeit mehr als 500 Lahrer um Leben, Freiheit, Eigentum, Heimat und Menschenwürde gebracht worden. Außerdem sprach sich Mietzner für einen stärker täterorientierten Ansatz aus. Auch das gehöre zum ehrlichen Umgang einer Stadt mit ihrer Geschichte, so der Stadthistoriker.
Recherchen über die Schicksale von Lahrer Nazi-Opfern stammen unter anderem von Schülern des Lahrer Scheffelgymnasiums. Sie knüpften damit an die Arbeiten der verstorbenen Scheffel-Lehrerin Hildegard Kattermann an, die mit der Aufarbeitung der Geschichte und Schicksale Lahrer Juden begonnen hatte. Der "Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim" beteiligt sich mit einem Gedenkbuch-Projekt ebenfalls an der geschichtlichen Aufarbeitung.
[Bearbeiten] Quellen
- Hildegard Kattermann: Geschichte und Schicksale der Lahrer Juden (Hg. Stadtverwaltung Lahr), 1979
- Jürgen Stude: Die Lahrer Juden, in: Geschichte der Stadt Lahr. Band 3. 1993