Toromiro
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Systematik | ||||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||||
Sophora toromiro | ||||||||||||||
Skottsb. |
Der Toromiro-Baum (Sophora toromiro), anderer Name: Schnurbaum, ist ein auf der Osterinsel endemischer Schmetterlingsblütler, der zeitweise als ausgestorben galt. Von der Gattung Sophora gibt es insgesamt etwa 40 Arten, die als Bäume, Sträucher oder mehrjährige krautige Pflanzen in den wärmeren Regionen der Erde (Tropen und Subtropen) vorkommen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Beschreibung
Der Toromiro ist ein langsam wachsender, kleiner Baum mit einer Wuchshöhe von bis zu 5 Metern. Archäobotanische Untersuchungen der University of Reading, England, lassen den Schluss zu, dass die Pflanze ursprünglich als Unterholz in den Randbereichen der einst ausgedehnten Wälder auf der Osterinsel wuchs. Der Hauptstamm kann einen Durchmesser von bis zu 50 Zentimetern erreichen. Die graubraune Rinde ist glatt und dicht mit kleinen, hellgrauen Warzen bedeckt. Die unpaarig gefiederten Laubblätter haben an der Unterseite und den Blattstengeln eine feine, silbergraue Behaarung, die jedoch nur in der Vergrößerung erkennbar ist. Die ovalen Einzelblättchen sind etwa 5 Millimeter lang, oben dunkel- und unten hellgrün. Die einzelstehenden, gelben Blüten sind etwa 2 Zentimeter lang. In etwa 10 Zentimeter langen Schoten entwickeln sich jeweils vier bis fünf Samen. Der Toromiro gedeiht am besten in einem kalkarmen, leicht sauren Boden.
[Bearbeiten] Geschichte
Die erste schriftliche Erwähnung des Toromiro verdanken wir Georg Forster, der die Pflanze als Teilnehmer der zweiten Südseereise (1772 bis 1775) von James Cook auf der Osterinsel entdeckte. Forster beschrieb diese Pflanzenart - er hielt sie für eine Mimose - als einen Busch, der bis zu einer Höhe von drei Metern in verstreuten Dickichten auf der ganzen Insel wuchs. Er sammelte Pflanzenteile für das Herbarium des Britisch Museum of Natural History, die sich noch heute in der Sammlung befinden.
Der französische Entdecker Jean-François de La Pérouse, der 1786 die Osterinsel besuchte, schreibt: "Hie und da wächst zwar die Mimosa, aber nur in einzelnen dünnen Sträuchen, deren stärkste Zweige nie über drei Zoll im Diameter haben." (Zitat aus: La Perouse´ns Entdeckungsreise in den Jahren 1785, 1786, 1787 und 1788 herausgegeben von M.C.A. Milet Mureau, aus dem Französischen übersetzt von J.R. Forster und E.L. Sprengel Berlin, 1799 in der Vossischen Buchhandlung).
Der Zahlmeister William Thomson, der 1886 an Bord des amerikanischen Schiffes Mohican die Osterinsel besuchte, berichtete von einer bereits weitgehend zerstörten Population als Folge des Verbisses von Haustieren.
Der Archäologe Alfred Métraux fotografierte 1934/35 einen der letzten, zu diesem Zeitpunkt beinahe schon ausgestorbenen Toromiro im Krater des Rano Kau.
Der Legende nach wurde der Toromiro-Baum von Hotu Matua auf die Osterinsel gebracht. Archäobotanische Pollenanalysen belegen aber ein Vorkommen lange vor der Zeitenwende, also deutlich vor der ersten menschlichen Besiedlung. Ein naher Verwandter des Toromiro, Sophora microphylla, ist heute noch in Chile verbreitet. Die Samen vieler Sophora-Arten überstehen auch einen längeren Aufenthalt im Salzwasser, sodass die natürliche Verbreitung durch Meeresströmungen, ausgehend vom chilenischen Festland, anzunehmen ist.
Das harte, feinporige Holz wurde in der Osterinsel-Kultur vielfältig genutzt, als Baumaterial und zur Herstellung von häuslichen Gebrauchsartikeln, aber überwiegend als Grundmaterial für rituelle Schnitzereien (Moai-Kavakava, Rei-Miro, Zeremonialpaddel, Zeremonialstäbe und -keulen). Die intensive menschliche Nutzung trug vermutlich bereits zum Niedergang der Art bei. Als im 19. und 20. Jahrhundert die Osterinsel intensiv als Viehweide genutzt wurde, erlosch der Bestand vollends, da die von den Europäern eingebrachten Haustiere die Rinde der Bäume und Sträucher abweideten. Thor Heyerdahl brachte bei seiner Osterinsel-Expedition (1955 bis 1956) Samen des vermutlich letzten erhaltenen Toromiro-Baumes aus dem Krater des Rano Kau nach Europa (möglicherweise das gleiche Exemplar, das Métraux zwanzig Jahre zuvor fotografierte).
[Bearbeiten] Konservierung
Im Botanischen Garten von Göteborg wurden aus den Samen, die Thor Heyerdahl mitbrachte, Pflanzen gezogen, die man wiederum an andere Botanische Gärten weiterreichte.
Im Botanischen Garten Bonn sind von dem Ableger aus dem Bestand von Göteborg mehrere Stecklinge gezogen worden, darunter befindet sich ein inzwischen 40 Jahre altes Exemplar von etwa 1,5 m Höhe.
Der Kew Garden bei London koordiniert ein weltweites Projekt zur Wiederansiedlung des Toromiro auf der Osterinsel. Vor einigen Jahren konnten 200 Sämlinge auf der Insel (vorwiegend im Krater des Rano Kau) ausgewildert werden. Das Projekt ruht inzwischen, da die gepflanzten Exemplare aus noch unbekannten Gründen nicht überlebt haben.
[Bearbeiten] Siehe auch
Ein weiterer Vertreter der Gattung ist der Japanische Schnurbaum (Sophora japonica).
[Bearbeiten] Weblinks
- Fotos des Toromiro
- Sophora toromiro in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. Eingestellt von: World Conservation Monitoring Centre, 1998. Version vom 11. Mai 2006