Tradition (Geschichtswissenschaft)
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Tradition im Sinne der Geschichtswissenschaft bedeutet im Unterschied zum allgemeinsprachlichen Gebrauch von Tradition das absichtlich Überlieferte im Unterschied zur unabsichtlich überlieferten Überrest. (In diesem Sinne sind Sitten und Gebräuche ("Traditionen") einer Kultur oder einer Gruppe also Überrest.)
Die Traditionsquellen haben den Vorteil, da sie absichtlich überliefert wurden, dass sie einen Überblick über die historischen Geschehnisse bieten. Der Nachteil gegenüber Überrestquellen ist jedoch , dass die Ereignisse aus der subjektiven Sichtweise des Verfassers geschrieben wurden, und somit oft nur die Sichtweise einer Partei darstellen.
Beispiele für Traditionsquellen sind: Geschichtsbücher, o.ä.
Quellenkritik an Tradition hat einerseits über Textkritik und Formkritik die ursprüngliche Fassung der Quelle zu rekonstruieren (beispielsweise bei biblischen Texten, Lehrmärchen, Gebetssammlungen, Mythen). Andererseits hat sie die durch die Überlieferungsabsicht, aber auch durch Selbsttäuschung bedingte Verfälschung des Überlieferten Geschehens herauszufinden (vgl. Ideologiekritik).
In den vergangenen Jahren sind so genannte "erfundene Traditionen" ("invented traditions", vergleiche Eric Hobsbawm), die zur Legitimierung bestimmter Dinge und Handlungsweisen dienen sollen, zunehmend ins Blickfeld der Geschichtswissenschaft gekommen.