Turbolöscher
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Ein Turbolöscher ist ein Aerosollöschfahrzeug, also ein Fahrzeug, das eine Flüssigkeit zerstäubt und in einen Brandherd bläst, um einen Brand zu löschen oder zumindest giftige Dämpfe und Brandrauch niederzuschlagen, um Einsatzkräften der Feuerwehr den Zugang zum Einsatzort zu erleichtern. Dabei kann in den Abgasstrahl einer beweglich angeordneten Strahlturbine Löschwasser eingespritzt werden.
Aufgaben eines Turbolöschers sind:
- schnelle und massive Brandbekämpfung bei Großbränden
- Brandbekämpfung auf Chemieanlagen (besonders auch Anlagen der Petrochemie)
- Niederschlagen von giftigen Gasen und Dämpfen
- Kühlen brandgefährdeter Objekte
- Belüften von Tunneln
Das erste Turbolöscher wurde in der UdSSR zur Löschung eines Grossbrandes im Ural eingesetzt. Dabei wurden Strahltriebwerke auf demilitarisierte Panzer gesetzt und zur Löschung verwendet. Der Erfolg war so beeindruckend, dass daraufhin im gesamten Ostblock ähnliche Fahrzeuge gebaut wurden. Die Werkfeuerwehr des Gaskombinats Schwarze Pumpe beschaffte in den 1980er ebenfalls einen Turbolöscher auf Fahrgestell des Typs IFA W 50. Als Strahlerzeuger dienten hierbei durchweg Klimow WK-1-Triebwerke.
Das dort Abgaslöschgerät oder Abgas-Löschfahrzeug genannte Fahrzeug ist heute noch im Einsatz bei der Hauptfeuerwache der Werkfeuerwehr Vattenfall Europe in Schwarze Pumpe, nachdem die Löscheinrichtung 1993 auf ein MAN-Fahrgestell gesetzt wurde. Es wurde in der Vergangenheit bei Waldbränden in Brandenburg erfolgreich eingesetzt. Ungarn entwickelte für die Löscharbeiten nach dem 1. Golfkrieg einen speziellen fernlenkbaren Typen, der auf einem Panzerfahrgestell zwei Strahltriebwerke trug. Es gelang damit in wesentlich kürzerer Zeit erfolgreich Ölquellen zu löschen als zunächst angenommen wurde.
Im Feuerwehrmuseum Fulda befindet sich wohl das leistungsstärkste Abgaslöschgerät in der Ausstellung, ein Tumanski R-13 Strahltriebwerk, schwenkbar montiert auf einem T-55A-Fahrgestell. Das Fahrzeug entstand unter Mithilfe des Bundesministerium für Bildung und Forschung zwischen Mai 1991 und Juli 1993. Es wurde eine Fördesumme von 750.000 €, die an die Erdöl-Erdgas Gommern GmbH gezahlt wurde, aufgewendet. Es war ebenfalls für die Brandbekämpfung im Irak vorgesehen. Bis zur Fertigstellung des Fahrzeuges waren die Brände jedoch durch die ungarischen Turbolöschfahrzeuge bereits gelöscht. Das Fahrzeug kam experimentell zum Einsatz und zeigte gute Resultate. Trotzdem wurde es nicht weiter verwendet.
Die Werkfeuerwehr der BASF verfügt seit 1998 ebenfalls über einen Turbolöscher. Es basiert auf einem 18 Tonnen schweren Fahrgestell. Die Druckluft wird von zwei Strahlturbinen des Typs Turbomeca Larzac 04 erzeugt. Dabei wird eine Kompressoräquivalenzleistung von 27 MW erzeugt, die es ermöglicht 6000 Liter Wasser pro Minute zu zerstäuben und 120 Meter weit zu tragen. Dieses eher experimentelle Fahrzeug wurde in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung entwickelt.
Seit Mai 2005 ist ein neues Fahrzeug im Einsatz, der Turbolöscher II, bei dem die Strahlturbinen auf einem Drehkranz schwenkbar angebracht sind und jetzt einen Winkel von 180° bestreichen können. Das Fahrzeug wurde unter Maßgabe der BASF Werkfeuerwehr von der Zikun Fahrzeugtechnik hergestellt. Ausgerüstet mit denselben Turbinen ist es jetzt möglich 8000 Liter Wasser pro Minute zu zerstäuben.
[Bearbeiten] Siehe auch
Feuerwehrfahrzeuge in Deutschland, Portal:Feuerwehr, Portal:Hilfsorganisationen/Themenliste Feuerwehr
Ähnliche Fahrzeuge: Flugfeldlöschfahrzeug, Universallöschfahrzeug
[Bearbeiten] Literatur
- Walter Hamilton, Ulrich Kortt, Rolf Schmid: Hamilton Handbuch für den Feuerwehrmann. Boorberg-Verlag, ISBN 3-415-01705-2