Verstaatlichung in Österreich
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Durch die Verstaatlichung in Österreich kamen nach dem Zweiten Weltkrieg zahlreiche Schlüsselunternehmen in den Besitz der Republik Österreich.
Bereits nach dem Ersten Weltkrieg versuchten vor allem die Sozialisten Unternehmungen in Staatsbesitz zu überführen. Federführend war dabei der Sozialdemokrat Otto Bauer. Da aber bereits 1920 die Christlichsoziale Partei die Regierung übernahm, verliefen diese Bestrebungen im Sande.
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurden diese Bestrebungen wieder aufgenommen, wobei sich diesmal die SPÖ und die ÖVP einig waren. Ziel war es vor allem Unternehmen, die vorerst in deutschem Eigentum standen, zu verstaatlichen. Dabei waren auch keine Entschädigungen zu zahlen. Für die aus privater Hand verstaatlichten Betriebe wurden jedoch Entschädigungen bezahlt.
In den Besatzungszonen der westlichen Alliierten gelang dies auch verhältnismäßig einfach. Anders war die Situation in der russischen Besatzungszone, denn hier wurden die Unternehmen großteils unter die Verwaltung der USIA gestellt.
Die Verstaatlichung erfolgte in mehreren Etappen und wurde in zwei Verstaatlichungsgesetzen festgeschrieben.
Das erste Verstaatlichungsgesetz wurde am 26. Juli 1946 erlassen. Es betraf vor allem das Bankenwesen aber auch Eisen- und Stahlindustrie. Dabei wurde die Creditanstalt-Bankverein, die Länderbank und das Östererreichische Credit-Institut verstaatlicht. Auch die Chemie- und Erdölindustrie, sowie die Werften wurden im Vollzug dieses Gesetzes verstaatlicht.
Das zweite Verstaatlichungsgesetz wurde am 26. März 1947 beschlossen. Im Zuge dessen ging ein großer Teil der Elektrizitätswirtschaft in das Eigentum der Republik über.
Dabei wurden nur die Eigentumsverhältnisse verändert, die Unternehmensformen blieben gleich. Für den Bereich der sowjetisch besetzten Zone wurden die Verstaatlichungen erst nach dem Staatsvertrag 1955 wirksam.
Da es sich um die Schlüsselbetriebe handelte, waren die verstaatlichten Unternehmungen ein wesentlicher Bestandteil der österreichischen Wirtschaft. Vor allem bis in die 1970er Jahre trugen sie durch ihre Gewinne auch für das Staatsbudget bei. Erst als sie in den 1980er Jahren teilweise in die Verlustzone rutschten, musste der Staat seinerzeit die Betriebe stützen. In der Folge wurden zahlreiche Betriebe privatisiert.
Kritik rief die parteipolitisch motivierte Einflussname auf die Leitung der Verstaatlichten Industrie hervor. Zahlreiche Posten wurden politisch je nach Regierungszusammensetzung einseitig oder im Proporz besetzt.