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Virtuelle Organisation

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Eine Virtuelle Organisation (VO) ist eine Form der Organisation, bei der sich rechtlich unabhängige Unternehmungen und/oder auch Einzelpersonen virtuell (meist über das Internet) für einen gewissen Zeitraum zu einem gemeinsamen Geschäftsverbund zusammenschließen. Gegenüber Dritten bzw. Auftraggebern tritt das Virtuelle Unternehmen wie ein einheitliches Unternehmen auf. Durch die Virtualität ist der physische Standort der einzelnen Teilnehmer nicht von Bedeutung. Es wird hierbei versucht die Wertschöpfungskette durch kooperative Zusammenarbeit von Partnern mit spezifischen Kernkompetenzen zu optimieren und dadurch besonders kundenorientierte und wettbewerbsfähige Leistungserstellung zu erreichen. 1) Der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) kommen in diesem Zusammenhang elementare Bedeutung zu, da sie die geforderte Überwindung von Raum und Zeit erst ermöglichen. 2)

Die Teilnehmer an virtuellen Organisationen (A-J) können sich dynamisch gruppieren, um verschiedene Ressourcenkombinationen (z.B. Datenbanken) zu nutzen
Die Teilnehmer an virtuellen Organisationen (A-J) können sich dynamisch gruppieren, um verschiedene Ressourcenkombinationen (z.B. Datenbanken) zu nutzen

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Merkmale

Die Merkmale der virtuellen Organisation sind Flexibilität, keine direkte Kommunikation und Kundenorientierung. Virtuelle Unternehmen kooperieren ohne dafür ein Unternehmen zu gründen, einen Standort zu suchen, Personal einzustellen und eine Organisation aufzubauen. Es werden zeitlich begrenzte Marktpotentiale durch Kooperation ausgenützt. Im Gegensatz zu anderen Kooperationen wie zB: Joint Ventures wird auf die Institutionalisierung von zentralen Managementfunktionen verzichtet. Es kommt zu keiner Spezialisierung auf einen Teilbereich der Wertschöpfungskette, sondern es kann die ganze Kette umfasst werden. Einzelne Teilprozesse werden auf die Kooperationspartner je nach Kernkompetenz verteilt und dann dezentralisiert bearbeitet. Die virtuelle Organisation eignet sich vor allem für die Herstellung von kundenindividuellen Lösungen, da für Massenproduktion traditionelle Organisationsformen besser geeignet sind.

[Bearbeiten] Rechtliche Einordnung

Da es sich bei virtuellen Organisation nur um den Zusammenschluss rechtlich unabhängiger Teilnehmer handelt, entsteht keine Gesellschaftsform. Die Kooperation erfolgt meist nur nach Leistungsaustauschverträgen. Das Zivil-, Gesellschafts- und Steuerrecht muss erst geeignete Formen für die meist internationale und schnell ändernde Zusammenarbeit der Virtuellen Organisationen finden. 4)

[Bearbeiten] Vor- und Nachteile

Als großer Vorteil muss hier vor allem das enorme Kosteneinsparungspotential genannt werden, dass durch den Wegfall der Raum-, Organisations- bzw. Reisekosten entsteht. Durch traditionelle Unternehmensformen wäre es nicht möglich sich so gut und flexibel wie mit Virtuellen Organisationen auf neue Markterfordernisse in einem dynamischen Umfeld einzustellen. Da jeder Teilnehmer seine Kernkompetenz einbringt, kommt es zu einem sehr effizienten Arbeitsergebnis. Des weiteren werden durch die Zusammenarbeit die Markterschließungskosten aufgeteilt und Markteintrittsbarrieren gesenkt.

Oft werden nur die Vorteile dieser Organisation gesehen, doch bei genauerer Betrachtung ist die flexible, lockere projektorientierte Struktur der Virtuellen Organisation mehreren Gefahrenquellen ausgesetzt. Die lose Organisation ist schwierig zu kontrollieren. Durch die starke Abhängigkeit zwischen den Partnern kann es vorkommen, dass einzelne Partner diese zu ihrem eigenen Vorteil ausnützen. (z.B. Weitergabe von vertraulichen Daten an Dritte.) Sanktionen für solche Teilnehmer sind nur schwer durchzusetzen. Deshalb ist es ratsam Virtuelle Organisation nur mit „vertrauenswürdigen“ bzw. langjährigen Geschäftspartnern einzugehen.

Auch für die Mitarbeiter kann es zu Problemen kommen. Sie können nur schwierig ein Zugehörigkeitsgefühl entwickeln und sich mit dem Unternehmen identifizieren. Des Weiteren darf bezweifelt werden, dass sämtliche Kommunikation vollständig virtuell durchgeführt werden kann. Außerdem muss die totale Abhängigkeit von einer voll funktionsfähigen Informations- und Kommunikationstechnologie als Nachteil angesehen werden.

[Bearbeiten] Arten

[Bearbeiten] Strategische Allianz

→ Bündelung von Kapazitäten bei Kritischer Produktentwicklung

→ Erzielung von Skaleneffekten durch höhere Marktanteile oder fachliche Synergien

[Bearbeiten] Outsourcing

→ Verlagerung von ganzen Funktionsbereichen an einen speziellen Anbieter

→ Komplette Übertragung von Verantwortung und Pflicht zur Leistungserbringung

[Bearbeiten] Franchising

→ Kooperation zwischen Hersteller und selbständigen Unternehmen

→ Vertrieb von Waren oder Dienstleistungen unter einem einheitlichen Marketingkonzept

[Bearbeiten] Joint Venture

→ Von zwei oder mehreren Unternehmen gegründet und strategisch geführte Unternehmung

→ In aller Regel gleiche Kapitalbeteiligung (z.B. zur Streuung Risiken / Kosten)

[Bearbeiten] Konsortium

→ Unternehmensverbindung auf vertraglicher Basis zur Abwicklung von genau abgegrenzten Projekten

→ Häufig zur Realisierung von Großprojekten

[Bearbeiten] Virtuelle Unternehmen

→ Ausnutzung zeitlich begrenzter Marktpotentiale durch Kooperation

→ Verzicht auf Institutionalisierung zentraler Managementfunktionen

[Bearbeiten] Anwendungsgebiete

  • Grid-Computing
  • Zusammenschluss von Experten, die in den verschiedensten Ländern der Welt beheimatet sind, zu einem Expertenpool.
  • Kooperation auf Märkten mit hoher Produktkomplexität und Marktunsicherheit
  • Entwicklung eines Open Source Betriebssystems z.B.: Linux

[Bearbeiten] Literaturquellen

  1. Vgl. Mowshowitz, A. 1986
  2. vgl (Hakansson/Johanson 1998)
  3. vgl. Gora / Scheid 2001
  4. vgl. Gesmann – Nuissl 2001
  5. vgl. Picot, A.; Reichwald, R.; Wigand, R.T., Die grenzenlose Unternehmung, Wiesbaden 2003
  6. vgl. Fimmen,P.; Virtuelle Unternehmen - Innovative Strategien für die Internationalisierung von KMU, Saarbrücken 2005
Andere Sprachen
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