Vogeljagd
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Die Vogeljagd ist in vielen Ländern Südeuropas ein beliebter Volkssport.
Vor allem in Italien, Spanien, Südfrankreich sowie auf Malta und Zypern ist die Jagd auf Singvögel zum Verzehr oder als reine Freizeitbeschäftigung ohne eigentliche Nutzung der geschossenen Vögel ein Massenphänomen. Auf Malta waren die durch den EU-Beitritt zu erwartenden Beschränkungen der Vogeljagd ein wichtiges Argument der Jäger gegen den Beitritt. Dabei werden selbst international geschützte und sehr seltene Arten gejagt.
Der Fang von Wildvögeln zur Nahrungsergänzung oder für die Stubenvogelhaltung wird seit der Steinzeit betrieben. Sehr früh wurden archaische Vogelfallen wie z.B. Schlingen aus Tiersehnen und -haaren, Leimruten oder Steinkonstruktionen, unter den die Vögel begraben wurden, eingesetzt. In der Eisenzeit wurden aufwändigere Methoden entwickelt, z.B. Bogenfallen, die Kleinvögel mittels ausgefeilter Mechanik an ihren Beinen fingen oder Fangkäfige, die wie Fischreusen funktionierten und Vögel lebend fingen. Netze wurden zwar schon zur Römerzeit eingesetzt, wurden aber erst mit der Erfindung synthetischer Fasern (z.B. Nylon) perfektioniert.
Die gefangenen Tiere sind vornehmlich verzehrt worden, es wurden aber auch besonders schön singende oder farbenprächtige Arten für die Käfighaltung aus der Natur entnommen. Zudem wurden lebendig gefangene Vögel als Lockvögel in großen Vogelfanganlagen verwendet und kamen auch im Bergbau unter Tage zur Detektion von Grubengas zum Einsatz: Die Käfige mit Zeisigen und anderen Finken wurden auf dem Boden abgestellt; sickerte das schwere Gas in den Schacht, erstickten die Tiere und warnten so die Bergleute).
Mit dem zunehmenden Wohlstand in Europa verlor der Vogelfang zur Sicherung von Nahrung immer mehr an Bedeutung. Die mit der Industrialisierung voranschreitende Zerstörung der Lebensräume brachte bereits sehr früh im zwanzigsten Jahrhundert eine Umweltbewegung hervor, auf deren Druck in Deutschland die besonders grausamen Fangmethoden wie Schlingen, Leimruten und Bogenfallen noch vor Beginn des Ersten Weltkrieges verboten wurden. In den Dreißiger Jahren folgte ein völliges Verbot des Vogelfangs mit Totschlagfallen, der Lebendfang von Stubenvögeln blieb erlaubt. In anderen europäischen Staaten geriet der Fang von Wildvögeln nach dem Zweiten Weltkrieg in Verruf, so verbot Italien die Verwendung von Bogenfallen in den 50er Jahren, in Belgien wurde der Einsatz von Fangschlingen Anfang der 60er Jahre eingestellt. Mit der Verabschiedung der EU-Vogelschutzrichtlinie im Jahr 1979 wurde der Vogelfang in allen Ländern der Europäischen Union untersagt.
Mit wenigen Ausnahmen ist der Vogelfang heute in Europa verboten. Zur Wahrung ihrer Traditionen erlauben Schweden (Schlingen), Frankreich (Schlingen, Netze, Steinschlagfallen und Leimruten), Spanien (Leimruten), Österreich (Fangkäfige), Italien (Netze) und Malta (Netze) auch heute noch lokal die Entnahme von Wildvögeln aus der Natur und setzen sich damit über internationales Naturschutzrecht hinweg. Illegal ist der Vogelfang mit Netzen, Schlingen und Leimruten heute noch im gesamten Mittelmeerraum verbreitet, Schwerpunkte bilden dabei Ostspanien, Südfrankreich, Norditalien, Teile Griechenlands und Zypern.