Westfälisches System
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Der Begriff Westfälisches System oder Westfälisches Staatensystem ist ein Begriff der Politikwissenschaft (vornehmlich in der Teildisziplin Internationale Beziehungen gebräuchlich) und bezeichnet im engeren Sinne die politische Ordnung, die sich in Europa nach dem Westfälischen Frieden entwickelt hat. Diese Ordnung ist demnach dadurch gekennzeichnet, dass die Staaten nicht nur die rechtlichen Monopolisten des Krieges, sondern auch die faktischen Monopolisten der Kriegführungsfähigkeit sind.
Im weiteren Sinne wird damit auch das System der nach innen und außen souveränen Nationalstaaten bezeichnet.
[Bearbeiten] Prinzipien
Charakteristisch sind 3 Prinzipien:
- Souveränitätsprinzip: Der Menge der Staaten ist keine Instanz übergeordnet, es herrscht das Prinzip der Selbsthilfe.
- Territorialprinzip: Die Staaten haben klare territoriale Grenzen in denen sie das Gewaltmonopol besitzen.
- Legalitätsprinzip: Die Staaten sind untereinander gleichberechtigt, Krieg als Mittel zur Durchsetzung der Interessen eines Staates ist legitim.
Das Gewaltverbot zwischen Staaten in der Charta der Vereinten Nationen und die Beschränkung der staatlichen Souveränität durch die fortschreitende Universalisierung der Menschenrechte sind Merkmal dafür, dass das westfälische System weiterentwickelt worden ist.
Kennzeichen:
- Das internationale System ist ein System von Staaten
- Der Monarch bzw. die Regierung vertritt den Staat mit seiner Bevölkerung nach außen (Außenpolitik)
- Staaten sind prinzipiell souverän und prinzipiell (völkerrechtlich) gleich (Gleichheit)
- Das Völkerrecht ist das Recht der Staaten
- Staaten werden geleitet von der Staatsräson
- Die Kommunikation zwischen Staaten wird durch Diplomatie gewährleistet
- Das System strebt nach Machtgleichgewicht zwischen den Staaten, vor allem durch Allianzen- und Gegenmachtbildung
- Krieg ist Teil der Normalität des Staatensystems
[Bearbeiten] Kritik
In der Geschichtswissenschaft wird dieser Begriff nicht verwendet und kritisch gesehen, da er einerseits den Prozess der Nationalstaatswerdung in Europa zu sehr auf einen bestimmten Zeitraum einengt und andererseits durch die Intentionen der beteiligten Verhandlungspartner und die tatsächlichen Beschlüsse des Friedenkongreßes von Münster und Osnabrück nicht gedeckt wird.
[Bearbeiten] Literatur
- Heinz Duchhardt: "Westphalian System". Zur Problematik einer Denkfigur, in: Historische Zeitschrift 269 (1999), S. 305−315.
- Gert Krell: Weltbilder und Weltordnung. Einführung in die Theorie der Internationalen Beziehungen, Nomos 2004. ISBN 3-832-909-66-4