Wildwasser (Verein)
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Wildwasser ist ein Verein gegen sexuellen Missbrauch von Kindern.
Der Verein bietet Beratung für
- von sexuellem Missbrauch betroffene Mädchen und Frauen
- Müttern/Eltern sexuell missbrauchter Kinder
- Lehrer/innen, Erzieher/innen, Sozialpädagog/innen usw., die in Kontakt mit einem betroffenen Kind stehen
- Partner/innen sexuell missbrauchter Frauen
- Mädchen und Frauen mit Essstörungen.
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[Bearbeiten] Kritik
Katharina Rutschky kritisierte 1992 scharf die Arbeit von Wildwasser. Sie warf Wildwasser außerdem vor, dass eine von ihr und weiteren Wissenschaftlern organisierte Informationskundgebung zum Thema Pädophilie auf einem wissenschaftlichen Kongress von Mitgliedern von Wildwasser mittels Anwendung physischer Gewalt gegen die einzelnen Redner unterbunden worden sei. In polemischer Form kritisierte auch Wiglaf Droste in seinem Text Der Schokoladenonkel die Aktivitäten des Vereins.
[Bearbeiten] Wormser „Massenmissbrauch“
1993 verwickelte sich Wildwasser in einen Skandal. Wildwasser-Mitarbeiterin Ute Plass wollte mit subtilen, in der Wissenschaft nicht anerkannten Methoden (anatomisch korrekte Puppen, Märchenerzählungen, „verhörähnliche“ Befragungen (von Kindern), Fragestellungen mit impliziter Antwort etc.) Beweise gefunden haben, nachdem ein Massenmissbrauch stattfinden würde. Daraufhin wurden 25 Personen unter dem Tatverdacht des sexuellen Missbrauchs von Kindern festgenommen, die insgesamt 16 eigene bzw. fremde Kinder missbraucht haben sollten. In der öffentlichen Meinung waren die Angeklagten bereits verurteilt, der Prozess fand ein gewaltiges Medienecho. Eine Staatsanwältin fasste im Laufe der 131 Verhandlungstage empört und ungläubig die Vorwürfe der Verteidigung zusammen: „Die Verteidigung meint also: Blindwütige Feministinnen wirken auf ahnungslose Kinder ein, bis die von Mißbrauch berichten und skrupellose Staatsanwältinnen übernehmen das ...“ Der Verein Wildwasser brachte Anschuldigungen hervor, die einer Überprüfung nicht standhielten: Kinder waren zu angeblichen Tatzeiten noch nicht geboren, in anderen Fällen saßen die Eltern zur angeblichen Tatzeit bereits in Untersuchungshaft. Trotz zusammenbrechender Beweislage wurden bis zu dreizehn Jahren Haft für die Angeklagten gefordert – und der Prozess endete in Freisprüchen in allen 25 Fällen und mit dem Satz: „Den Wormser Massenmissbrauch hat es nie gegeben.“
Die Prozesse hatten verheerende Wirkung auf Kinder und Angeklagte: Eine Angeklagte starb in Untersuchungshaft, manche der Angeklagten verbrachten bis zu 21 Monate in Haft. Die Kinder wuchsen danach größtenteils in Heimen auf, die betroffenen Familien und Menschen waren zerstört. Nach den Freisprüchen trennte sich Wildwasser von Ute Plass. Die Berliner Zeitung berichtete Ende Juni 1997, dass Frau Plass von der Richtigkeit ihrer Vorgehensweise weiterhin überzeugt sei. Eine öffentliche Entschuldigung gab es nie und für das Leid der Angeklagten kam letztlich die Staatskasse auf.
[Bearbeiten] Literatur
Katharina Rutschky: Erregte Aufklärung. Hamburg 1992, ISBN 3442125480
[Bearbeiten] Quellen
[Bearbeiten] Weblinks
- Wildwasser - Überregionales Projekt von Wildwasser Groß-Gerau
- Wildwasser Berlin
- Literaturliste
- Kindesmissbrauch und die Wahrheitsfindung - Streitgespräch zwischen einem Psychologieprofessor und zwei Wildwassermitarbeiterinnen
- Parteiliche Arbeit mit jugendlichen Täterinnen in der stationären Jugendhilfe?