Wozzeck (Berg)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wozzeck ist der Titel einer Oper in 3 Akten (15 Szenen) von Alban Berg. Auch von Manfred Gurlitt gibt es eine Oper desselben Namens. Beide entstanden nach dem Dramenfragment Woyzeck von Georg Büchner. Der Namensunterschied zwischen der Oper und dem Dramenfragment lässt sich damit erklären, dass es zu einem Lesefehler beim Lesen des Original-Mauskript gekommen ist. Das Y in Woyzeck wurde als Z interpretiert.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Entstehung der Oper von Alban Berg:
- 1921 beendet Berg die Arbeit an der Oper Wozzeck
- 1924 brachte eine Aufführung von drei Ausschnitten den ersten öffentlichen Erfolg. Die Drucklegung der Oper erfolgte 1925 mit finanzieller Unterstützung von Alma Mahler-Werfel, der Witwe von Gustav Mahler und zur damaligen Zeit Lebensgefährtin von Franz Werfel. Alban Berg widmete ihr aus Dankbarkeit die Oper.
- 1925 Die Uraufführung fand am 14. Dezember unter der Leitung von Erich Kleiber an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin statt.
[Bearbeiten] Bergs musikalische Umsetzung des „Wozzeck“
In musikalischer Hinsicht hat Alban Berg in seiner expressionistischen Oper „Wozzeck“ viele Neuerungen geschaffen. Er nutzt die musikalischen Möglichkeiten stärker als die meisten Komponisten vor ihm. Wie im Expressionismus üblich führt Berg mit der Musik eine zusätzliche dramaturgische Ebene ein, um Seelenzustände zu veranschaulichen und Büchners Drama damit zu erläutern. So verdeutlicht er z.B. in Akt I Szene 3 die Träume Maries mit musikalischen Motiven – etwas, das Büchner nicht darstellen konnte. Um ein möglichst breites Spektrum an musischen Mitteln zu schaffen, setzt er neben dem großen Orchester im Graben mit vielfach Besetzungen bei Bläsern und Perkussion und unüblichen zusätzlichen Instrumenten wie Rute und Bombardon ein zweites Orchester auf der Bühne ein. Zum gleichen Zweck nutzt Berg auch die Möglichkeiten der Stimme voll aus. Neben dem gewöhnlichen Sprechen (teils rhythmisch vorgeschrieben) und Singen (exaltiert oder dramatisch) führt er eine „Sprechstimme“ ein, die in einer Art rhythmischer De-klamation vorgetragen wird. Die hierfür notierten, mit einem Kreuz versehenen Noten geben dabei zwar exakt den Rhythmus und die Intervalle, aber nur grob die zu verwendende Tonhöhe vor.
Dem im Wesentlichen im atonalen Stil geschriebenen „Wozzeck“ liegt ein sorgfältig durchgearbeiteter Aufbau zu Grunde. Alban Berg baut in seinem Libretto 15 der bei Büchner ursprünglich 25 Szenen ein, die er in drei Akte mit jeweils fünf Szenen aufteilte. Jeder dieser Akte hat eine eigene musikalische Form, gebunden an die dramaturgische Bedeutung; die Szenen verbindet er mit kurzen musikalischen Überleitungen. Der komplette erste Akt stellt eine Exposition dar, in der in den fünf Szenen die fünf Hauptpersonen neben Wozzeck vorgestellt werden. Musikalisch verwendet Alban Berg hier fünf Charakterstücke. Der ersten Szene, die dem Hauptmann gewidmet ist, liegt eine Suite mit Präludium, Pavane, Gigue und Gavotte zu Grunde. Darauf folgt eine Rhapsodie als musikalische Form der zweiten Szene, die auf die Fortschreitung von drei Akkorden aufgebaut ist; sie stellt Wozzecks Freund Andres vor. Für die Handlung der Oper ist Marie eine der wichtigsten Charaktere. Berg begleitet ihren Traum von dem Tambourmajor musikalisch mit einem Militärmarsch. Darauf folgt ein Wiegenlied, während Marie über ihr eigenes Schicksal nachdenkt. Der Doktor in der vierten Szene wird mit einer Passacaglia mit 21 Variationen über ein Zwölftonthema eingeführt, die ihn als kalt und egoistisch charakterisiert. Die letzte Szene des ersten Aktes baut auf einem Rondo auf und stellt den Tambourmajor vor. Der zweite Akt schildert szenisch die dramatische Entwicklung der Handlung, für die Alban Berg als Großform eine Symphonie in fünf Sätzen verwendet: der erste Satz eine Sonate für die Eifersucht Wozzecks; der zweite eine Fantasie und Fuge, wenn Wozzeck verspottet wird; als drittes für Wozzecks Beschuldigungen gegen Marie ein Largo; bei der vierten Szene, in der Marie mit dem Tambourmajor tanzt, ein Scherzo aus einem Ländler, Drehorgellied und Walzer; als fünfter Satz in der letzten Szene des zweiten Aktes erneut ein Rondo, als der Tambourmajor Wozzeck verprügelt. Den dritten Akt baut Berg wieder auf einzelnen Stücken auf: fünf Inventionen: zunächst eine über ein Thema für Maries Reue; für ihren Tod eine über einen einzigen Ton; als Wozzeck vergessen will verwendet Berg eine Invention über einen Rhythmus; für seinen Tod eine über einen Sechsklang; als Abschluss der Oper, wenn Maries Sohn am Wasser spielt, eine Invention über eine endlose Achtelbewegung.
Trotz dieser Formstrenge gelingt es Alban Berg jedoch, dass man als Hörer diese zu keinem Zeitpunkt wahrnimmt.
[Bearbeiten] Literaturangaben
- E. Forneberg: "Wozzeck von Alban Berg", Verlag Robert Lienau, Berlin 1963
- H.-U. Fuß: "Musikalisch-dramatische Prozesse in den Opern Bergs", Verlag der Musikalienhandlung, Hamburg/Eisenach 1991
- B. Regler-Bellinger/W. Schenck/H. Winking: "Knaurs großer Opernführer", Droemersche Verlagsanstalt, München 1983
- O. Schumann: "Der große Opern- und Operettenführer", Heinrichshofen`s Verlag, Wilhelmhavn 1983
[Bearbeiten] Weblinks
- Opernführer Synopsis - Libretto - Highlights
- Libretto von Alban Bergs Wozzeck