Ziegeleimuseum Glindow
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Das Ziegeleimuseum Glindow (slaw. glin für Ton) bei Werder (Havel) ist ein seit 1993 bestehendes Industriedenkmal im westlichen Brandenburg auf dem Betriebsgelände einer historischen Ziegelei. Heute werden hier handgestrichene Tonziegel in verschiedenen Formaten und spezielle Formsteine, besonders für den Denkmalschutz, hergestellt. Gebrannt werden sie in einem historischen Ringofen nach dem Prinzip von Friedrich Eduard Hoffmann.
[Bearbeiten] Geschichte
Der Tonabbau durch Zisterziensermönche in der Nähe von Glindow ist seit 1462 nachgewiesen. Aus Glindower Ziegeln wurde z.B. das Zisterzienserkloster Lehnin erbaut, sowie später fast alle an Wasserwegen gelegenen Städte Brandenburgs. Ziegelkähne auf der Havel transportierten die Backsteine zu den Baustellen in Brandenburg, Potsdam und Berlin (viele Kanäle in diesen Städten wurden extra für den Ziegeltransport angelegt). Besonders Berlin wurde nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 in den Gründerjahren zum Hauptabnehmer der Ziegel. In der Blütezeit bestanden in Glindow und Umgebung 18 Ziegeleien. Als nach dem Ende der 1880er Jahre die Tonvorräte in den Gruben der traditionellen Abbaugebiete langsam erschöpft waren, begann der Niedergang der Industrie. Ab 1887 wurden beim Bahnbau in der Nähe von Zehdenick neue ergiebigere Tonvorkommen entdeckt, die fortan den Bedarf der wachsenden Millionenstadt Berlin deckten. Etwa 22 Billionen Ziegelsteine wurden schätzungsweise von Glindow nach Berlin geliefert. In Glindow wurden schließlich nur noch Blumentöpfe hergestellt (bis Ende der 1980er Jahre). Die sogenannten Glindower Alpen, heute ein Erholungsgebiet mit Naturlehrpfad, sind die Abraumhalden der erschöpften Tongruben.
[Bearbeiten] Gegenwart
Heute zeigt das Museum, untergebracht in einem schmucken Turmgebäude, das früher als Ausguck für nahende Transportkähne auf dem Glindower See diente, eine Ausstellung über das Leben und die Technik rund um die Ziegelindustrie. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen der aus dem Westfälischen eingewanderten Saisonarbeiter werden vorgestellt, ebenso wie die Geschichte der Fabrikeigentümer. Historische Dokumente belegen die Pioniertätigkeit der Mönche im 15. Jahrhundert und den Handel mit Ziegeln. Zahlreiche Fotos und Werkzeuge dokumentieren die handwerklichen Tätigkeiten der Ziegler.
In der historischen Ziegelei werden seit 1990 wieder Handstrichziegel, Terrakotten und Formsteine in jeder möglichen Farbvariante erzeugt. Diese handgearbeiteten Produkte werden vor allem zur Restaurierung von Denkmalen verwendet. Museumsbesucher können sich die Herstellung von Ziegeln im Rahmen von Führungen durch den intakten Hoffmann-Ringofen anschauen.
[Bearbeiten] Weblink
Koordinaten: 52° 21' 16" N, 12° 55' 21" O