Zweikreisbremsanlage
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Unter einer Zweikreisbremsanlage versteht man im Fahrzeugbau Bremsanlagen, deren Bremsen über zwei, voneinander unabhängige Kreise angesteuert und ausgelöst werden. Sie kommen sowohl als Hydraulikbremsen in Personenkraftwagen, als auch als Druckluftbremsen oder kombinierte Hydraulik-/Druckluftanlagen in Lastkraftwagen oder Großmaschinen vor. Durch die zwei unabhängigen Kreise ist es möglich, auch beim vollständigen Ausfall eines Kreises ein Fahrzeug gefahrlos zum stehen zu bringen. Der Einbau solcher Systeme ist gesetzlich vorgeschrieben.
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[Bearbeiten] Systeme
Man unterscheidet fünf unterschiedliche Systeme.
[Bearbeiten] Echte Zweikreisanlagen auch Vierräder-Bremssystem oder HH-Aufteilung
Dabei wird jedes zu bremsende Rad doppelt angesteuert. Alle Bremsen haben doppelte Bremszylinder, die unabhängig voneinander angesteuert werden. Beim Ausfall eines Kreises steht trotzdem die volle Bremsleistung zur Verfügung.
[Bearbeiten] Zweiräder-Bremsanlage oder TT-Aufteilung
Dabei werden die Räder einer Achse durch jeweils einen Kreis angesteuert. Beim Ausfall eines Kreises stehen damit nur noch die Bremsen an den Rädern einer Achse zur Verfügung. Da bei einem Bremsvorgang die Bremsen an der Vorderachse den größeren Anteil der Bremsleistung erbringen, kann es zu einem verlängerten Bremsweg bei deren Ausfall kommen. In Kurven besteht die Gefahr des Ausbrechens. Bei Bremsungen entsteht allerdings kein Giermoment um die Fahrzeughochachse, sodass nicht zwingend ein negativer Lenkrollradius verwendet werden muss.
Diese Bauart wird vor allem bei heckgetriebenen Fahrzeugen verwendet, wo der relative Anteil der Hinterachse an der gesamten Bremskraft noch relativ hoch ist und so auch bei Ausfall des vorderen Bremskreises die gesetzlichen Mindestanforderungen für die Verzögerung erfüllt werden können. Für frontgetriebene Fahrzeuge ist diese Aufteilung nicht geeignet, weil die dynamische Hinterachslast bei Bremsungen sehr gering ist und damit die gesetzlichen Mindestanforderungen meist nicht mehr erfüllt werden können. Solche Systeme werden auch im Rennsport verwendet, weil es damit möglich ist, die Bremsleistung auf die beiden Achsen variabel zu verteilen.
[Bearbeiten] Diagonal-Zweikreisbremse auch K-Aufteilung
Dabei wird jeweils eines der diagonal gegenüber liegenden Räder der Vorder- und Hinterachse von einem Kreis versorgt. Im Falle des Ausfalls eine Kreises steht damit immer ein Rad an der Vorderachse zur Verfügung. Allerdings entsteht bei Bremsungen mit nur einem Bremskreis ein Giermoment um die Fahrzeughochachse, weil das eine gebremste Vorderrad wesentlich höhere Bremskräfte überträgt, als das auf der anderen Fahrzeugseite liegende gebremste Hinterrad. Um eine ausreichende Fahrstabilität zu gewährleisten ist deshalb ein negativer Lenkrollradius fast unausweichlich. Nachteilig ist auch, dass bei zu hoher thermischer Belastung der Bremsen an der Vorderachse beide Bremskreise gleichzeitig ausfallen können.
Diese Bauform wird vor allem bei frontgetriebenen Fahrzeugen verwendet, weil sie wegen der geringen Hinterachslast zumindest ein gebremstes Vorderrad benötigen, um die gesetzlichen Vorschriften für die Mindestverzögerung bei Ausfall eines Bremskreises, erfüllen zu können.
[Bearbeiten] Vier- und Zweiräder-Bremssystem auch HT-Aufteilung
Dabei versorgt ein Kreis alle Räder, der zweite Kreis steuert zusätzlich die Vorderachse an. Die Vorderachsbremsen haben doppelte Bremszylinder, die unabhängig voneinander angesteuert werden. Im Falle des Ausfalls eines Kreises steht zumindest die Vorderachsbremse zur Verfügung.
[Bearbeiten] Dreiräder-Bremssystem auch LL- oder Volvo-Aufteilung
Dabei versorgt jeweils ein Kreis beide Räder der Vorderachse und ein Rad der Hinterachse. Die Vorderachsbremsen haben doppelte Bremszylinder, die unabhängig voneinander angesteuert werden. Im Falle des Ausfalls eines Kreises stehen immer die beiden Bremsen der Vorderachse und eine Bremse an der Hinterachse zur Verfügung. Es ist nach dem schwedischen Automobilhersteller Volvo benannt, der das System zum ersten Mal verwendete.