45. Sinfonie (Haydn)
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Die Sinfonie Nr. 45 fis-moll von Joseph Haydn trägt den Beinamen Abschiedssymphonie. Von den Berichten über die Entstehungsgeschichte der Abschiedssinfonie dürfte der folgende einigermaßen authentisch sein:
Die Kapelle des Fürsten Nikolaus Esterházy, die Joseph Haydn von 1761 bis 1790 leitete, bestand gegen 1772 aus 16 Mitgliedern (6 Violinen, 1 Viola, 1 Violoncello, 1 Kontrabass, 2 Oboen, 4 Hörner). Der Raummangel auf Schloss Esterháza und das Zusammenleben zahlreicher Künstlerfamilien führte zu Schwierigkeiten, denen der Fürst im Januar 1772 dadurch abzuhelfen suchte, dass er seinen Musikern mitteilen ließ, er wolle "künftighin ihre Weiber und Kinder nicht einmal auf 24 Stunden in Esterház sehen". Ausgenommen von diesem Verbot blieben die Familien des Kapellmeisters Haydn, der Kammersänger Fribert und Dichtler sowie des 1. Violinisten Luigi Tomasini. Nur während der Abwesenheit des Fürsten durften die Musiker ihre in Eisenstadt untergebrachten Familien besuchen. Im Jahre 1772 aber blieb Esterházy ungewöhnlich lange auf seinem Schloss. Die um ihr Familienleben gebrachten Musiker baten Haydn, ein Wort für sie einzulegen. Doch höfliche Gesuche schienen aussichtslos - Haydn fand eine bessere Lösung.
Im nächsten Hofkonzert fand die Uraufführung seiner neuen Symphonie statt.
Der erste Satz überraschte vor allem durch die Tonart fis-moll. Die Paralleltonart A-dur bringt vorübergehend Entspannung, aber im dritten Satz stehen plötzlich sechs Kreuze in den Noten; die Hörner müssen umstimmen: ein Menuett in Fis-dur hat es noch nie gegeben. Als wollten sie bekräftigen, wie abwegig diese Tonart ist, setzen die tiefen Streicher dann auch noch mit einem völlig unpassenden D ein.
Im vierten Satz zunächst wieder fis-moll und etwas Bemühen, zu fröhlicher Stimmung zurückzufinden, doch dann ein Halt auf der Dominante, und statt der zu erwartenden Fortführung in fis-moll oder Fis-dur ein völlig unerwartetes A-dur-Adagio im 3/8-Takt – eine Art zweiter langsamer Satz, was in einer klassischen Sinfonie äußerst ungewöhnlich ist und für den Fürsten vermutlich sehr überraschend klang. Der Satz moduliert von A-dur nach Fis-dur, und die Musiker verlassen nacheinander die Bühne, wobei manche zuvor noch ein kurzes Solo zu spielen haben: zuerst erste Oboe und zweites Horn (Soli), dann Fagott (kein Solo), zweite Oboe und erstes Horn (Soli), Kontrabass (Solo), Cello (kein Solo), Violinen 3 und 4* (Soli), Viola (kein Solo). Die Violinen 1 und 2 spielen am Schluss alleine, pianissimo und mit Dämpfer. Auch bei vielen heutigen Aufführungen löschen die Musiker beim Hinausgehen – der Legende folgend – die Beleuchtung an ihrem Pult, so dass die beiden verbleibenden Solisten in fast völliger Dunkelheit den Satz zu Ende bringen ...
Die Überlieferung berichtet, Esterházy habe verstanden und sich gnädig gezeigt: die weiteren Konzerte wurden abgesagt, die Musiker durften in den Urlaub.
* Die Teilung der Violinen in vier Stimmen gilt nur für den Adagio-Teil des vierten Satzes. Vermutlich waren sie in Haydns Orchester einzeln besetzt. Bei heutigen Aufführungen wird z. B. zwischen den Stimmführern (Violine 1 und 2) und den Tutti-Spielern (Violine 3 und 4) geteilt.
