Adyton
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Adyton (altgriech. ἄδυτον, ádyton: das Unzugängliche; lat. adytum) heißt das unzugängliche Allerheiligste der Cella eines altgriechischen Tempels.
In manchen antiken Tempeln, besonders solchen von Orakel- oder Heilgottheiten, war das Allerheiligste mit dem verehrten Bild der Gottheit vom Hauptraum des Tempels abgetrennt und durfte nur von Priestern betreten werden (Caes. B. C. III, 105; Virg. Aen. VI, 98). Bekannt ist etwa das Adyton des Apollon-Tempels zu Delphi, in dem die Pythia auf dem Dreifuß sitzend die Orakelsprüche des Gottes verkündete, welche dann von Priestern den fragenden Gläubigen übermittelt wurden.
Dass das Adyton vom Hauptraum des Tempels (=cella) verschieden ist, geht aus einer Stelle des Lucan (Phars. V, 141-161) hervor, wo die Priesterin die heftigen Anfälle fürchtet, die sie in Folge der Reizmittel zu überstehen hat, welche sie in dem geheimen Zimmer nehmen muss, um sich dadurch in prophetische Begeisterung zu versetzen (pavens adyti penetrale remoti fatidicum). Deshalb bleibt sie im Tempel und weigert sich, in das adytum oder die Höhle (antrum), wie es Lucan nennt, zu gehen, bis man sie mit Gewalt hineintreibt.
Durch das Adyton wurde es den Priestern erleichtert, die Gläubigen durch Orakelsprüche, Wunderzeichen oder übernatürliche Erscheinungen zu täuschen und zugleich deren Urheber zu verbergen. Das Adyton findet sich deshalb nicht in allen Tempeln, sondern nur in solchen, die durch Orakel oder Mysterien berühmt waren.
Im Gegensatz zum griechischen Mutterland, wo das Adyton fast nur in archaischen Tempeln vorkommt, war es bei den griechischen Tempeln auf Sizilien auch in der klassischen Epoche noch weit verbreitet, besonders bei den Tempeln von Selinunt.