Afterweisel
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Der Afterweisel ist ein bienenkundlicher, vor allem aber imkerlicher Fachbegriff. Häufig werden Afterweisel auch als Drohnenmütterchen bezeichnet.
Die sehr große Mehrheit eines Bienenvolkes besteht aus Arbeitsbienen, das sind Weibchen, deren Ovarien nicht voll ausgebildet sind. Dies ist durch die Ernährung während der Entwicklung zum fertigen Insekt bedingt. Ferner gibt die Bienenkönigin ständig ein Pheromon, die sogenannte Königinsubstanz ab, das Prozesse auslöst, die das Reifen der Eier bei den Arbeiterinnen verhindern. Wenn ein Volk seine Königin verliert, also weisellos wird, so kann in der Vegetationszeit aus der jungen vorhandenen Arbeiterinnenbrut eine neue Königin herangezogen (imkerlich: nachgeschaffen) werden. Anders sieht es allerdings im Winter oder im zeitigen Frühjahr aus. Zu diesen Jahreszeiten ist keine Brut vorhanden, sodass keine Königin nachgeschafft werden kann, und auf Grund der fehlenden Königinsubstanz beginnen sich nach einigen Tagen Eier in den Eierstöcken einiger weniger Arbeiterinnen zu entwickeln, die dann auch zu legen beginnen. Da diese, Afterweisel genannten Bienen, aber keine Samenblase, geschweige denn einen Samenvorrat besitzen, weisen ihre Eier nur einen haploiden Chromosomensatz auf, und aus dieser Parthenogenese (Jungfernzeugung) entstehen nur Drohnen.
Im Gegensatz zu einem Bienenvolk mit einzelnen Afterweiseln kann es auch zu einer Drohnenbrütigkeit oder Buckelbrütigkeit kommen, wenn eine Königin im Volk vorhanden ist, die aber nicht begattet wurde, oder keinen ausreichenden Samenvorrat mehr besitzt. In diesen Fällen entstehen aber sehr viel mehr Brutzellen. Die Afterweisel können dagegen nur wenige Eier legen, die sie wegen ihres kürzeren Hinterleibes an die Zellenwand heften. Eine Königin hingegen legt das Ei immer auf den Zellengrund ab.
Gelegentlich kommt es bei Nachschwärmen zur Entstehung von Afterweiseln, wenn die junge, noch unbegattete Königin von ihrem Begattungsflug nicht zurückkehrt.
Völker mit Afterweiseln gehen zu Grunde, da keine Erneuerung der Bienensubstanz mehr stattfindet. In der Imkerei müssen solche Völker aufgelöst werden. Selbst das Zusetzen einer Bienenkönigin gelingt nicht, da sich die Drohnenmütterchen optisch nicht von den anderen Bienen unterschieden, und damit auch nicht entfernt werden können.
Eine Besonderheit stellt die südlichste Vertreterin (Rasse) der Westlichen Honigbiene, die Kapbiene (A.m. capensis) dar. Bei ihr sind Arbeiterinnen in der Lage Eier zu legen, bei denen trotz Parthenogenese wieder Weibchen entstehen und damit das Bienenvolk nicht zu Grunde geht.