Alphonse Boudard
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Alphonse Boudard (* 17. Dezember 1925 in Paris; † 14. Januar 2000 in Nizza) war ein französischer Schriftsteller.
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[Bearbeiten] Leben
Als Sohn einer Prostituierten und eines unbekannten Vaters im 15. Arrondissement in Paris geboren, wächst Boudard zunächst bei einer Familie in Bellegarde, einer sehr ländlichen Gegend bei Orléans, auf, wohin er gleich nach der Geburt zu „Blanche und Auguste“ gegeben wurde [1], einem Kriegsveteran und seiner Frau, die ihn „wie einen kleinen Köter“ aufziehen. Eines Tages, so erzählt er in seiner Autobiografie weiter, sei er von einer jungen Dame besucht worden, von der man ihm berichtete, dass es sich um seine 17-jährige, aus einem Bordell geflüchtete Mutter handele.
Im Alter von sieben Jahren wird er von seiner im Pariser 13. Arrondissement - auch Arrondissement des Gobelins genannt - lebenden Großmutter zu sich genommen, die unweit der Métro-Station La Motte-Picquet Grenelle wohnt, einem damaligen reinen Arbeiterviertel (das heute ein asiatisches Viertel ist). Boudard besucht die öffentlichen Grundschulen an der Avenue de Choisy und der Rue du Moulin-des-Prés und verlernt schnell seine Zurückhaltung und seinen ländlichen Akzent im Kontakt mit Arbeitern von Panhard und Levassor, Lebenskünstlern der Butte aux Cailles und alten Haudegen der berüchtigten Strafbataillone, Bataillons d'Afrique, oder kurz „Bats d’Af“ genannt und dem Proletariat dieses Viertels.
Nach seiner Grundschulzeit beginnt er im Alter von 15 Jahren in einer Gießerei, wo er zur Arbeit am Typographen und später als Hilfssetzer angelernt wird. Der Zweite Weltkrieg sollte eine weitere Wende in seinem Leben darstellen, schließt er sich doch zunächst der Résistance und später der Libération um Emmanuel d’Astier de la Vigerie und den Truppen von Colonel Fabien an.[2] Er nahm an der Befreiung von Paris teil, erkrankte an Lungentuberkulose und erhielt nach einer Verwundung das Croix de Guerre, eine Kriegsauszeichnung.
[Bearbeiten] Werk
Nach Kriegsende fiel es ihm - wie vielen anderen - schwer, in ein geregeltes Leben zurückzufinden. „Er glaubte und hoffte, der Western würde weitergehen“, kommentierte später sein Freund Louis Nucera. Boudard pendelte jahrelang zwischen Krankenhausaufenthalten zur Besserung seiner Tuberkulose, Aushilfsjobs und Kleinkriminalität um Falschgeld, Wechselbetrug und Einbruchdiebstahl, was ihm 1947 bis 1949 und 1957 bis 1961 zu verbüßende Gefängnisstrafen einbrachte. Bei seiner letzten Haftstrafe begann er, sich dem Schreiben zu widmen und verwendete dabei das Argot, den früheren französischen Gaunerjargon und die „Pariser Volkssprache“, wenn er von kleinen Leuten, ohne Geld, ohne Arbeit, ohne Familie schrieb und dabei eine perfekte Allianz mit seinem eigenen bisherigen Leben einging. Von den Strafvollzugsbehörden als „intelligent“ eingeschätzt, erhielt er Zugang zur Bibliothek und zur großen Literatur der Weltgeschichte. Dabei eignete sich der Autodidakt auch ein umfangreiches Allgemeinwissen an.
Nach seiner Entlassung 1958 beendete er La métamorphose des cloportes (Die Metamorphose der Kellerasseln), eine Auseinandersetzung mit seiner Gefängniszeit, womit er 1962 debütierte und sofort einen Bestseller landete. Der Roman wurde 1965 verfilmt. Es folgte La cerise, wiederum in der Szene der Knastbrüder und Kleinkriminellen spielend und 1969 mit dem „Prix Sainte Beuve“ ausgezeichnet. In L'Hôpital brachte er seine eigenen Krankenhauserfahrungen ein und in Madame ... de Saint-Sulpice thematisiert er erstmals seine eigene Leidenschaft für Freudenhäuser.
1978 erhielt der sich gern als „zweisprachig“ bezeichnende, weil in Französisch und Argot schreibende Boudard für seine Auseinandersetzung mit dem Krieg in Les combattants du petit bonheur den „Prix Renaudot“. 1978 setzte er in Le Corbillard de Jules seiner Zeit bei der Résistance und den Verdiensten von Colonel Fabien ein Denkmal. 1995 wurde er für Mourir d'enfance, der Lebensgeschichte seiner Mutter, mit dem „Grand prix du roman“ der Académie française ausgezeichnet.
Am 14. Januar 2000 erlag Boudard einem Herzinfarkt in seinem Haus in Nizza. Er ist auf dem Friedhof von Montparnasse beigesetzt.
[Bearbeiten] Zitate
- «On se porte toujours mieux à rien demander à personne.» (Les enfants de choeur)
- «Sans la pilule ça serait encore un gros péché de tringler hors des liens conjugaux.» (Les combattants du petit bonheur)
- «Pour ne pas perdre ses illusions, le mieux c'est d'en avoir le moins possible.» (Le café du pauvre)
[Bearbeiten] Bibliographie
[Bearbeiten] Romane
- La métamorphose des cloportes („Die Metamorphose der Kellerasseln“, Suhrkamp 1966, ASIN B0000BQ77J)
- La cerise
- Bleubite
- L'Hôpital
- Cinoche
- Les combattants du petit bonheur („Helden auf gut Glück“, Fischer 1987, ISBN 359625390X)
- Le banquet des leopards
- Le corbillard de Jules
- Le Café du pauvre
- L'éducation d'Alphonse
- Saint Fredo
- Mourir d'enfance
- Madame ... de Saint-Sulpice, Gallimard (1998), ISBN 2070402851 (französisch)
- Chere visiteuse, Gallimard (2000), ISBN 2070411168 (französisch)
- L' etrange Monsieur Joseph, Presses Pocket, P. (2000), ISBN 2266097903 (französisch)
- Les Gens sans importance
- Chère Visiteuse
- Les Trois Mamans du petit Jesus, Librairie Generale Francaise, P. (2002), ISBN 2253152501 (französisch)
- Alphonse Boudard und Romi: L'age d'or des maisons closes („Das goldene Zeitalter des Bordells“, Wilhelm Heyne Verlag 1992), München ISBN 3-453-05181-5
[Bearbeiten] Sachbücher
- La méthode à Mimile ou l'argot sans peine, ein Wörterbuch des Argot
- La fermeture, la fin des maisons closes (Das Ende der Freudenhäuser)
- Les grands criminels (Die großen Verbrecher)
- Contre-enquête („Gegenuntersuchung“, Gespräche)
- Sur le bout de la langue, Promenade parmi les mots d'amour (Spaziergang durch die Welt der Liebesworte, illustriert von Albert Dubout)
- L'etrange monsieur Joseph (Biographie Joseph Joanovics)
[Bearbeiten] Drehbücher
- Mitarbeit an den Drehbüchern zu Le Solitaire („Der Profi“ mit Jean-Paul Belmondo) und Flic Story mit Alain Delon
[Bearbeiten] Verfilmungen
- 1965 : La métamorphose des cloportes von Pierre Granier-Deferre, Michel Audiard und Albert Simonin mit Lino Ventura, Charles Aznavour
- 1982 : Le corbillard de Jules von Serge Pénard
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Alphonse Boudard im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biografie (französisch)
- Nachruf (französisch)
- Nachruf von Jean-Paul Angelelli
- Nachruf von Marc Laudelout
- Leseprobe von Les Trois Mamans du petit Jesus (französisch)
[Bearbeiten] Anmerkungen
- ↑ Dieses und das nachfolgende Zitat sind Boudards autobiografischem Roman Mourir d'enfance entnommen.
- ↑ „Das war ein großes Glück. Ich war neunzehn Jahre alt. Es war schönes Wetter. Ich hatte eine Maschinenpistole.“
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Boudard, Alphonse |
| KURZBESCHREIBUNG | Französischer Schriftsteller |
| GEBURTSDATUM | 17. Dezember 1925 |
| GEBURTSORT | Paris |
| STERBEDATUM | 14. Januar 2000 |
| STERBEORT | Nizza |
