Angevinisches Reich
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Angevinisches Reich (französisches Adjektiv angevin, „von Anjou“) ist eine moderne Bezeichnung für den territorialen Besitz des Hauses Anjou-Plantagenet für den Zeitraum von etwa 1154 bis Ende des 14. Jahrhunderts 1399. Der Besitz schloss das Königreich England einschließlich seiner Lehen in Westfrankreich ein.
Das Angevinische Reich entstand unter dem englischen König Heinrich II., der das bis 1399 existierende Haus Anjou-Plantagenet begründete. Von seinem Vater Gottfried von Anjou, der nach seiner Helmzier, einem Ginsterzweig, Plantagenet genannt wurde, hatte er die französischen Grafschaften Anjou, Maine und Touraine geerbt. Von seiner Mutter Mathilde, einer Tochter König Heinrichs I., hatte er 1150 das Herzogtum Normandie geerbt. Durch die Heirat mit Eleonore von Aquitanien im Jahre 1152 erhielt er das Herzogtum Aquitanien (Guyenne), die Auvergne, die Grafschaft Poitou und das Herzogtum Gascogne. 1154 erweiterte sich sein Machtbereich erneut, da er zum König von England gekrönt wurde. Heinrich II. verfügte als englischer König über einen größeren Landbesitz auf französischem Boden als der französische König selbst, auch wenn dieser offiziell die Lehnshoheit über die englischen Besitzungen in seinem Königreich besaß. Durch die Heirat von Heinrichs Sohn Gottfried mit Konstanze von der Bretagne 1171 wurde auch das Herzogtum Bretagne Teil des Angevinischen Reiches.
Der französische Teil des Angevinischen Reiches wurde schnell Ziel einer Eroberungspolitik der französischen Könige. Besonders erfolgreich war Philipp II., der sämtliche Gebiete nördlich der Loire eroberte. In dem unter Ludwig IX. geschlossenen Frieden von Paris musste der englische König Heinrich III. auf alle französischen Lehen bis auf die Gascogne und Aquitanien verzichten und den französischen König als Lehnsherrn anerkennen; dies bedeutete auch das faktische Ende des angevinischen Reichs, wobei die englischen Könige jedoch weiterhin über den besagten Restbesitz verfügten. Dies führte einige Jahrzehnte später dazu, dass Eduard III. von England als mächtigster Vasall des französischen Königs nach dem Aussterben der Kapetinger im Jahre 1328 Ansprüche auf den französischen Königstitel erhob. Der dadurch entbrannte Konflikt mit dem französischen Königshaus Valois gipfelte im Hundertjährigen Krieg. Am Ende dieses Krieges kontrollierten die Engländer auf französischem Boden nur noch die Stadt Calais.
[Bearbeiten] Literatur
- Dieter Berg: Die Anjou-Plantagenets, Stuttgart u.a. 2003.