Antarktische Trockentäler
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Als antarktische Trockentäler (englisch: Antarctic Dry Valleys oder McMurdo Dry Valleys) bezeichnet man die seit Millionen Jahren eisfreien Täler Victoria-Tal, Wright-Tal und Taylor-Tal in der Ostantarktis. Durch die dort herrschenden extremen Bedingungen hat sich eine weltweit einzigartige Landschaft mit einzigartigen Lebewesen entwickelt.
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[Bearbeiten] Lage
Die drei Täler stellen einen Teil des Transantarktischen Gebirges dar, das die Antarktis über eine Länge von rund 4000 km durchzieht. Sie liegen an der westlichen Küste des McMurdo-Sundes, gegenüber der Ross-Insel. Betrachtet man alle Täler zusammen, so haben sie etwa eine Nord-Süd-Ausdehnung von etwa 70 km und eine maximale Ost-West-Ausdehnung von ebenfalls 70 km. Insgesamt bedecken sie daher ein Gebiet von rund 4900 km². Die Antarktischen Trockentäler beginnen bei etwa 77° 15' Süd und enden bei ca. 77° 45' Süd, außerdem liegen sie zwischen etwa zwischen 161° Ost und 163° Ost. Hierbei ist anzumerken, dass das Taylor-Tal weiter nach Westen geht (etwa bis 163° 30' Ost), dafür aber das Victoria-Tal und das Wright-Tal weiter nach Osten zeigen (bis 160° 30' Ost).
Das Victoria-Tal ist das nördlichste und besitzt eine Länge von rund 40 km, damit ist es auch das kleinste aller drei Täler. Südlich davon befindet sich die Bergkette Olympus Range, die ebenfalls zum größten Teil eisfrei ist und eine maximale Höhe von 2180 m aufweist.
Das Wright-Tal, das südlich der Olympus Range liegt, weist eine Länge von 60 km auf; auffällig ist hierbei, das es breiter als die anderen Täler ist (8 km im Durchschnitt statt zwei) und geringere Höhenunterschiede aufweist. Nach Süden hin steigt das Tal zu der Asgard Range auf, die jedoch stellenweise mit Schnee bedeckt ist. Diese Gebirgskette weist eine maximale Höhe von 2410 m auf. Durch das Wright-Tal fließt mit dem Onyx der längste Fluss der Antarktis.
Es folgt als letztes der drei Täler das Taylor-Tal (englisch: Taylor Valley). Seine Länge beträgt 50 km. In Vergleich zum Wright Tal und dem Victoria Tal, die zum Meer hin in den Wilson-Piedmont-Gletscher münden, endet das Taylor-Tal direkt im McMurdo-Sund. Dadurch ist es besser erreichbar als die zwei anderen Täler und daher am beliebtesten für die Forschung.
[Bearbeiten] Klimatische Bedingungen
Die klimatischen Bedingungen der Trockentäler gehören zu den extremsten der Erde. Während des antarktischen Winters fallen die Temperaturen auf unter −50°C, auch im Sommer erreichen sie maximal −10°C, äußerst selten sind Temperaturen um den Gefrierpunkt von 0°C. Vom Land her wehen ganzjährig oft orkanartige Winde, die Felsen- und Felsbrocken spalten und zerstören. Nur sehr selten bringen diese auch etwas Schnee von den Gletschern mit. In den antarktischen Trockentälern hat es seit mehreren Millionen Jahren keinen Niederschlag gegeben. Damit sind sie trockener und auch lebensfeindlicher als die Atacamawüste in Chile oder die Sahara.
Eine Folge dieser Bedingungen ist die Tatsache, dass die Böden extrem versalzen sind. So findet man in einigen Gebieten Wasserpfützen, die durch den hohen Salzgehalt nicht einfrieren können.
[Bearbeiten] Gründe für die extremen Bedingungen
Der Hauptgrund für diese extremen Bedingungen liegt in der Lage des Transantarktischen Gebirges. Diese Bergkette schirmt die Täler vom Kontinentaleis der Ostantarktis ab. Die Gletscher werden so von dem Gebirge aufgehalten und können nicht zum Meer, bspw. zum McMurdo-Sund, vordringen.
Das Kontinentaleis erreicht auf der einen Seite häufig nicht die gleiche Höhe wie die Gipfel der Transantarktischen Bergkette. Die Winde, die nun über das Kontinentaleis zu den Bergen strömen, verlieren ihren Schnee an den Gipfeln der Bergkette. Sobald diese überschritten werden, sinken die trockenen Winde steil ab und wehen durch die Täler zum Meer. Infolge ihrer Trockenheit „saugen“ die Winde die letzte Feuchtigkeit aus den Tälern heraus.
Die oben genannten Bedingungen treffen allerdings nur auf die antarktischen Trockentäler zu, auf andere Regionen sind sie nur bedingt anwendbar. In anderen Teilen ist das Transantarktische Gebirge sehr viel stärker durchbrochen, so dass das antarktische Kontinentaleis über die Bergketten hinweg zum Meer strömen kann; in solchen Gebieten ragen oft nur die Gipfel aus dem Eismeer heraus. Auch drückt das Kontinentaleis in anderen Regionen des Transantarktischen Gebirges mit einem viel höheren Druck gegen die Bergkette.
[Bearbeiten] Ökologie
Die ökologischen Bedingungen der Region sind weltweit einzigartig. Allerdings spielt sich ein ökologisches Leben nicht auf der Oberfläche der Täler selbst ab, da die Bedingungen zu extrem sind, als dass sich ein Nährstoffkreislauf entwickeln könnte. In den Trockentälern haben sich jedoch einige Seen gehalten, die bis zu 80 m tief sind und seit Millionen Jahren größtenteils zugefroren sind. Allerdings tauen diese Seen an den Uferränden mit millimetergroßen Lücken im November auf, so dass das Leben dort ein Chance zur Existenz hat. Aber auch der Onyx River - der längste Fluss der Antarktis - und Wasserpfützen, die auch aufgrund ihres Salzgehaltes nicht zufrieren, beherbergen mikroskopisches Leben.
[Bearbeiten] Gewässer
- Fryxellsee
- Hoaresee
- Onyx River
- Vandasee
- Vidasee
[Bearbeiten] Forschung
Für die Forschung sind die antarktischen Trockentäler hochinteressant. Die dortigen Lebewesen kommen so nur in den Tälern vor. Neben dem Studium der Ökologie spielen auch Fossilien eine große Rolle. Diese sind in dem Klima praktisch eingefroren und hervorragend erhalten worden. Auch die NASA interessiert sich für die Täler, da die Struktur der Marsoberfläche ähnlich kommt.
[Bearbeiten] Fiktion
Im 1997 erschienenen Roman Antarctica des amerikanischen Schriftstellers Kim Stanley Robinson sind die Trockentäler ein wichtiger Handlungsschauplatz.
[Bearbeiten] Quellen
- GEO 11/2006 : Antarktis- Vorstoß an die Grenzen des Lebens
- W. D. Blümel: Physische Geographie der Polargebiete, Teubner Studienbücher, Leipzig 1999