Diskussion:Antiqua-Fraktur-Streit
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Es sollte noch erwähnt werden, daß im Mittelalter lateinische Texte in gebrochener Schriftgesetzt wurden.(Beitrag undatiert von früher, Beiträger nicht genannt).
Ich hielte es für wissenswert, inwieweit die von Reichsleiter Bormann mitgeteilte Entscheidung des Führers auch den Unterschied zwischen deutscher Schreibschrift und lateinischer Schreibschrift betroffen hat, denn in der Schule wurde ja nicht nur Lesen, sondern auch Schreiben gelehrt und geübt. Ich selbst habe nur meine persönlichen Erinnerungen, auch daran, dass in der Schule bis zu Beginn der Vierzigerjahre deutsche Texte in deutscher Schrift, nur fremdsprachliche Texte (Latein, Englisch) in lateinischer Schrift zu schreiben waren. Später war für alle Texte lateinische Schrift verlangt. Wann genau die Umstellung angeordnet wurde, daran erinnere ich mich nicht, auch nicht an irgendeine Begründung. Aber für eine Ergänzung des Enzyklopädie-Beitrags (die hielte ich für nützlich) wäre Kenntnis von Anordnungen der damaligen Schulverwaltung nötig, und die habe ich nicht.--Fiege 23:13, 30. Mai 2005 (CEST)
- Ich habe einen entsprechenden Abschnitt am Ende des Artikels ergänzt. --BK 12:31, 31. Mai 2005 (CEST)
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[Bearbeiten] Bildchen
Ein Bild, auf dem für Menschen, die sich nicht damit auskennen, beide Varianten verglichen werden, würde den Artikel erheblich verbessern..
- Erledigt. Grüße, BK 13:29, 13. Aug 2005 (CEST)
[Bearbeiten] Normalschrifterlass
Ist das unter o.g. Überschrift aufgeführte Rundschreiben mit dem "Geheimerlass" vom 03.01.1941 bzw. dem "Runderlass" vom 01.09.1941 (E IIa 334/41 E III, Z IIa) gleichzusetzen? (Siehe Literatur Offenbacher Schrift, habe dieses Buch) -- Ra'ike 11:46, 15. Aug 2005 (CEST)
- Wie in dem Abschnitt über dem Zitat steht, ist dies der "Geheimerlass" vom 03.01.1941, mit dem die gebrochenen Druckschriften verboten wurden. Der zweite "Runderlass" vom 01.09.1941, mit dem, wie im letzten Abschnitt beschrieben, die deutschen Schreibschriften an den Schulen verboten wurden, wird im Artikel nicht zitiert.
- Unter der bei den Weblinks angegebenen Adresse ist der Brief mit Datum auch zu sehen: Der Bormann-Brief im Original
- Grüße, BK 13:10, 15. Aug 2005 (CEST)
[Bearbeiten] Mischverwendung
Ich habe ein Buch (Nonni und Manni von Jon Svensson) von 1952 in dem durchgängig Antiqua verwendet wird. Nur das s ist weiterhin Fraktur. Gab es diese Mischform oft, oder handelt es sich hier um einen Fehler der Verlags? 194.127.8.17 12:12, 25. Nov 2005 (CET)
- Es handelt sich dabei um ein Langes s. In den Zeiten der Zweischriftigkeit (also bis Mitte 20. Jhdt) waren die Leser deutschsprachiger Texte die Satzregeln von Frakturtexten gewohnt. Ihnen wäre es störend aufgefallen, wenn das lange s in Antiqua-Texten durch ein rundes s ersetzt worden wäre. Ähnlich wie uns heute noch auffällt, wenn der Buchstabe ß durch ss ersetzt wird. Langes s und rundes s wird meines Wissens in allen gebrochenen Schriften auf, also auch Schreibschriften wie der Sütterlinschrift). ---zzz 13:45, 29. Nov 2005 (CET)
[Bearbeiten] Ein großes Dankeschön!
Ich möchte einfach ein großes Dankeschön an alle AutorInnen dieser Lemma loswerden! Wir hatten an der Hochschule ein *fürchterlicher* Streit über Fraktur-Schriften, mehrere Kollegen hielten sie für "Nazi-Schriften" und wollten sie verbieten. Diesen Artikel - mit den Links und Literatur! - hat dazu geführt, dass eine Fraktur-Schrift doch noch verwendet werden könnte! Worüber wir uns alles den Kopf zerbrechen, statt richtige Wissenschaft zu betreiben... --WiseWoman 19:34, 13. Jan 2006 (CET)
[Bearbeiten] Aus der abgebrochenen Lesenswert-Kandidatur
[Bearbeiten] Antiqua-Fraktur-Streit
Während in den südeuropäischen Ländern die gebrochenen Schriften nach dem Entstehen der humanistischen Antiqua relativ schnell verdrängt wurden, hielten sich in den nord- und mitteleuropäischen Ländern beide Schriftarten bis zum Ende des 18. Jahrhunderts und länger. Am längsten hielt sich die gebrochene Schrift in Form der Fraktur in Deutschland, hier bis ins 20. Jahrhundert.
Im Laufe der Zeit wurden in Deutschland jedoch beide Schriftarten immer wieder ideologisch konnotiert, was zu einem langen und wechselvollen Streit, dem Antiqua-Fraktur-Streit, um die „richtige“ Schrift führte.
Pro Gut formuliert und ausgebaut, auch recht neutral, IMHO --SPS ♪♫♪ eure Meinung 18:58, 25. Apr 2006 (CEST)
- Finde ich eher enttäuschend. Für die eigentlich akute Phase (Ende 19./Anfang 20. Jh.) ist der Artikel sehr, sehr dürr. Erst mit den Nazis erwacht er zum Leben. Über die "Semantisierung", also inhaltliche Aufladung der Schriften erfährt man außer Anekdoten fast nichts. Schad. --Mautpreller 21:12, 25. Apr 2006 (CEST)
- contra endlich mal ein typographisches thema, und doch so dünn. liege ich falsch, oder gibt es an berliner s-bahnstationen nicht noch immer stationsnamen in fraktur? dies ist aber eher nebensächlich. meine anklagepunkte kann ich gerade nicht genau formulieren, doch fühle ich mich einfach nicht gesättigt, tut mir leid. --Carroy 22:37, 25. Apr 2006 (CEST)
- contra - Der Artikel lässt leider mehr offen als er erklärt. Wann war der Umschwung von Fraktur auf Antiqua? Antiqua wurde ja gerade von den Vertretern der Moderne verwendet. Soviel ich weiß, war Die Fackel ab 1899 eine der ersten rein in Antiqua gedruckten Zeitschriften. Wer waren die Vorkämpfer für Antiqua, wer die Beharrer auf Antiqua? Die Titel von NZZ und FAZ sind ja heute noch in Fraktur. usw. usf. Griensteidl 22:55, 25. Apr 2006 (CEST)
- contra - Muß mich den obigen Meinungen leider anschließen. Aber kann ja noch was draus werden. --der/die Keimzelle/-in -- Schreibt mir! 00:15, 26. Apr 2006 (CEST)
Contra Schließe mich auch an. Das Thema ist spannend, ich bastele selbst ja auch schon eine Weile an diesem und verwandten Artikeln herum (vgl. Deutsche Schrift). Die Schriftspaltung im deutschsprachigen Raum hat eine fast 500-jährige Geschichte. Deswegen finde ich schon das Lemma Antiqua-Fraktur-Streit für eine Gesamtdarstellung irreführend. Versuche, die gebrochenen Schriften zugunsten der lateinischen Schriften aufzuheben, gab es wiederholt. Zwei große Schriftstreite waren um 1800 als Reaktion auf den französischen Humanismus (der nach dem Einmarsch Napoleons französischer Truppen zugunsten der nationalistisch aufgeladenen "deutschen" Schrift ausging), sowie um 1900 im Kaiserreich (als ebenfalls die national-konservative Position überwog). -- Der Artikel Antiqua-Fraktur-Streit begann als Darstellung nur des einen Streites, dem von 1900, der zur Parlamentsdebatte 1911 führte und vermutlich im Zusammenhang mit der Reform der deutschen Rechtschreibung von 1901 steht. Damit sollte der Artikel höchstens den Zeitraum von 1871 bis 1914 betrachten, eher kürzer. Vielleicht könnte man ihn umbenennen in Antiqua-Fraktur-Streit (1911). -- Mit den Nazis hat das überhaupt nichts zu tun, mit dem Normalschrifterlass noch viel weniger. Das Verhältnis der Nazis zu gebrochenen Schriften ist höchst widersprüchlich, was meiner Meinung nach einen eigenen Artikel (vielleicht etwas wie Schrift im Nationalsozialismus) rechtfertigt. Einige deutschtümelnde Nazis fanden sie großartig. Hitler konnte sie nicht leiden und stand mehr auf das griechische Schönheitsideal mit eingesprenkelter Runensymbolik. In der Praxis waren die gebrochenen Schriften in den 1930er und 1940ern einfach alltägliche Gebrauchsschriften, wie schon in den Jahrhunderten davor. Selbst so vermeintlich typische Nazi-Schriften, Schaftstiefelgroteske wie die Tannenberg, sind zwar zu jener Zeit entstanden, wurden aber auch im Ausland verwendet, und sind aus typographischer Sicht eher als Versuch zu sehen Neue Typographie und Fraktur zu verknüpfen. Die semantische Gleichsetzung Fraktur = Nazi scheint außerdem eine spezifisch westdeutsche und relative neue Assoziation zu sein (irgendwann ab den 1970ern). -- Meiner Meinung nach gibt's da genug Stoff für den einen oder anderen lesenswerten Artikel. Sie sind nur noch nicht geschrieben. :-) -- Zum Glück gibt's wenigstens etwas Literatur (die meiste habe ich schon in den entsprechenden Artikel zitiert), es müsste sie halt nur jemand enzyklopädisch verwursten... ---zzz 01:16, 26. Apr 2006 (CEST)
[Bearbeiten] Persönliche Abneigung Hitlers?
Die Benutzung der gebrochenen Schriften in Deutschland soll keine Probleme bereitet haben? Bei wie viel Millionen verschleppten Zwangsarbeitern in Deutschland? Also muss die insinuierte persönliche Abneigung Hitlers herhalten als Erklärung für die größte Umstellung im gesamten Druckgewerbe Deutschlands? Bitte, was soll das?
Wer sagt denn überhaupt, dass es ausreichend Antiqua-Typen gegeben hat? Es gab zu dem Zeitpunkt noch genug Druckereien, die ausschließlich gebrochene Bleisätze hatten. Und die konnte man nicht effektiv für die Propaganda einspannen. Also musste man sie zur Umstellung bewegen. Also dachte man sich: Wenn man die Gebrochenen rausschmeißt, gibt es mehr Kapazität für die Antiquen und mehr Druckereien mit ausschließlich Antiquen im Programm können mehr Antiqua-Plakate produzieren.
Ist das als Begründung nicht sinnvoller? --mekka 01:05, 13. Feb. 2007 (CET)
- Nein, weil sie den Zeitpunkt Januar 1941 nicht erklärt. Damals lief alles nach Hitlers Vorstellungen, ohne nennenswerte Widerstände. Deutschland hatte bereits Österreich, Tschechien, Teile Polens, Norwegen, Dänemark, Niederlande und Frankreich unter seine Kontrolle gebracht [1]. Die Wende kam erst 1941 mit dem Einmarsch in der Sowjetunion.
- Hitler war zum Zeitpunkt des Normalschrifterlasses auf dem Höhepunkt seiner Macht. Als totalitärer Diktator hätte er genauso gut befehlen können, dass ab heute in allen besetzten Ländern nur noch in Fraktur zu drucken und Kurrent zu schreiben sei. Oder er hätte einfach die mehrhundertjährige Zweischriftigkeit belassen können. Es gab 1941 keinen sachlichen Grund, der nicht schon während der großen Antiqua-Fraktur-Debatte um 1900 gegolten hatte. Warum also befiehlt Hitler die Abschaffung? Wenn es um sachliche Gründe gegangen wäre, hätte er sie auch angeben können. Als Alleinherrscher konnte er damals alles befehlen. Seit 1933 war Hitlers Wort Gesetz!
- Warum begründet Hitler seine Entscheidung nicht mit praktischen Argumenten, sondern mit antisemitischer Hetze? Und warum werden ausgerechnet "Ernennungsurkunden für Beamte" als Beispiel genannt? Bei Zierschriften spielen praktische Gründe doch überhaupt keine Rolle!
- Ende 1940 gab es etwa 1 Million polnischer Zwangsarbeiter in Deutschland[2]. Auf die würde Hitler zu allerletzt Rücksicht nehmen. Und selbst wenn, sehe ich das Problem nicht. Verglichen mit dem Aufwand, die deutsche Sprache zu lernen, ist der Lernaufwand für die deutsche Schrift doch sehr überschaubar. (Wenn man russisch lernt, muss man sogar ein gänzlich neues Alphabet lernen!) Außerdem betonen Fraktur-Befürworter gerne, dass Fraktur eher leichter zu lesen sei als Antiqua. Zumindest sei die Umstellung für Antiqua-gewohnte Leser ziemlich einfach.
- Hitlers Abneigung ist nicht insinuiert sondern dokumentiert. :-) In der Festschrift "Karl Klingspor zum achtzigsten Geburtstag am 25. Juni 1948" beschreibt Wilhelm H. Lange den erfolglosen Widerstand deutscher Typographen gegen Hitlers Anordnung: "(Im Bureau des Stellvertreters des Führers) saß im Braunen Haus als Mitarbeiter von Rudolf Heß ein bedeutender und wissenschaftlich anerkannter Buch- und Schrift-Forscher, Dr. Schulte-Strathaus. (...) Er führte (Hitlers Pläne) im wesentlichen auf Hitlers grundsätzliche Ablehnung der deutschen Kunst des Mittelalters zurück." (S. 39). Das kann ich gut nachvollziehen. Die national-sozialistische Ästhetik ist eine eigenartige Mischung aus technikfeindlichem Bauern-Idyll mit Versatzstücken germanischer Mythologie, sowie Großbauten und hübschen nackten Männern nach antikem Vorbild. Die gewachsene deutsche Kultur des Ersten und Zweiten Reiches, war dem "Führer" des "Dritten" Reiches herzlich egal; und ganz besonders die Gotik, auf die sich gebrochene Schriften formal beziehen.
- Das Propaganda-Material der Nazis[3] hat alle möglichen Schriftarten eingesetzt, die damals international üblich waren. Eine Bevorzugung von Fraktur kann ich nicht erkennen. (Zur Zeit läuft eine Ausstellung in Berlin [4].)
- Zur mangelnden Verfügbarkeit von Antiqua-Schriften schreibt Lange (s.o.): "Mit der gewohnten stupenden Unkenntnis der wirtschaftlich-technischen und sachlichen Möglichkeiten war vom "Führer" zuerst als Termin für die allgemeine Einführung der Deutschen Normalschrift der 1. April 1941 festgelegt worden. Da die Druckereien auch nicht entfernt die Handsatzschriften und Setzmaschinen/Matrizen besaßen, um Schulbücher, Zeitungen, Zeitschriften, Verlagswerke in einem Vierteljahre auf Antiqua umzustellen und herauszubringen, mußten sich die Ministerien und Führungsstellen zu einem langsameren und etappenweisen Vorgehen entschließen, zumal da die sachlichen Widerstände gegen die Unternehmung wesentlich größer waren, als die Drahtzieher vermutet hatten."
- Es bleibt als einfachste Erklärung: Hitler war der "Führer" einer radikalen Erneuerungsbewegung[5]. Ende 1940 hatte er den Gipfel dikatorischer Macht erreicht. Er konnte Deutschland und Europa nach persönlichem Gutdünken gestalten. Und das hat er getan. Ohne Rücksicht auf deutsche Tradition oder Kultur. --plauz 00:55, 1. Mär. 2007 (CET)