Aprotinin
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Steckbrief | |
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Name (INN) | Aprotinin |
Wirkungsgruppe | Antifibrinolytika |
Handelsnamen | Trasylol® |
Klassifikation | |
ATC-Code | B02AB01 |
CAS-Nummer | 9087-70-1 |
Rezeptpflicht: Ja |
Fachinformation (Aprotinin) | |
Chemische Eigenschaften | |
Bild:Aprotinin-Strukturformel.png IUPAC-Name: |
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Summenformel | C284H432N84O79S7 |
Molmasse | 6511.51 g/mol |
Aprotinin (Trasylol®; Bayer) ist ein natürliches Polypeptid, das zur Reduktion der Blutungsneigung eingesetzt wird.
Es wird aus Lungengewebe von Kühen extrahiert und wurde in den 1930er Jahren entdeckt und 1959 in Deutschland eingeführt. Aprotinin besteht aus einer Kette von 58 Aminosäuren.
Aprotinin wird z.B. bei Operationen am offenen Herzen oder in der Leberchirurgie verabreicht, um den Blutverlust zu reduzieren und den Bedarf an Bluttransfusionen zu minimieren.
Die Wirkungsweise besteht in einer Hemmung der Serinprotease Plasmin, wodurch der Abbau geronnenen Blutes (Fibrinolyse) verlangsamt wird.
(Weiteres Bsp. einer Serinprotease: Verdauungsenzym Trypsin)
[Bearbeiten] Sonstige Informationen
Im Januar 2006 wurden im New England Journal of Medicine (NEJM 2006; 354: 353-365) die Ergebnisse einer Beobachtungsstudie veröffentlicht, nach denen Aprotinin mit einer erhöhten Rate postoperativen Nierenversagens einhergeht. Da dies nicht im Rahmen einer randomisierten Studie wurde, sind die Ergebnisse vielleicht daher verursacht, dass Aprotinin vermehrt bei stärker vorbelasteten Patienten zu Einsatz kam.
Ein beratender Ausschuss der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA hat den o.g. Bericht im September 2006 geprüft und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass Aprotinin ein sicheres und effektives Medikament zur Verhinderung von Blutverlusten bei Operationen am offenen Herzen ist.
Eine Woche nach der Beratung im September 2006 wurde in der New York Times über Aprotinin berichtet, dass Bayer vorhandene Informationen nicht vollständig vorgelegt habe. Das New England Journal of Medicine reagierte mit 4 Artikeln. Die Arzneimittelzulassungsbehörde FDA fühlte sich hinters Licht geführt.
Nach weiterer Prüfung wurde eine neue Risiko-Bewertung vorgenommen. Die Zulassung von Aprotinin ist daher auf herzchirurgische Eingriffe beschränkt, bei denen vorab mit erhöhten Blutverlusten gerechtnet wird.
[Bearbeiten] Literatur
- DT. Mangano et al: The Risk Associated with Aprotinin in Cardiac Surgery, NEJM 2006;354:353-65
- J. Avorn: Dangerous Deception - Hiding the Evidence of Adverse Drug Effects, NEJM 2006;355:2169-2171
- W. R. Hiatt: Observational Studies of Drug Safety - Aprotinin and the Absence of Transparency, NEJM 2006;355:2171-2173
- J. M. Drazen: Research Replication, NEJM 2006;355:2242-2253
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