Arthritis
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Arthritis ist eine Definition für entzündliche Gelenkerkrankungen. In der englischen Literatur wird dieser Begriff grundlegend anders verwendet. Abzugrenzen ist dieser Begriff von den degenerativen Veränderungen, den Arthrosen, die im Englischen als „Osteoarthritis“ bezeichnet werden. Während es sich bei den Arthrosen um ein „kaltes“ Geschehen handelt, sind die Entzündungen grundsätzlich mit Überwärmung, Schwellung und Rötung verbunden.
Grob unterscheiden lassen sich zwei Ursachen. Es handelt sich um bakterielle, infektionsbedingte Arthritiden, die entweder durch Verletzungen, die den Gelenkinnenraum eröffnen und von außen Krankheitskeime in das Gelenk einbringen, entstehen, oder es werden auf dem Blutweg Keime in das Gelenk verschleppt. Eine der häufigeren Ursachen für solche Gelenkvereiterungen (Pyarthros, Gelenkempyem) besteht in ärztlichen Eingriffen. Bei Operationen, aber auch bei Injektionen in ein Gelenk können Bakterien eingeschleppt werden. Eine weitere nicht zu vergessene Ursache findet man in der Autoimmunologie. Aus unbekannter Ursache greifen die Abwehrkörper des Menschen das Gelenk an und zerstören es. Man vermutet dispositionelle Hintergründe, sowie auch äußere Faktoren wie Stress, Mangelernährung und Alkoholkonsum.
Eine Arthritis stellt eine sehr schwere, ernstzunehmende Schädigung eines Gelenkes dar. Die erforderliche Behandlung umfasst meistens chirurgische Interventionen, das Anbringen einer Spül-Saugdrainage und eine über sehr lange Zeit erfolgende antibiotische Behandlung, die zumindest während der ersten Wochen intravenös erfolgen muss. Außer bei der Autoimmunform, hier sind Therapieansätze in der Ursachenbekämpfung zu finden.
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[Bearbeiten] Sonderfälle der infektionsbedingten Arthritiden
[Bearbeiten] Gelenktuberkulose
Bei der Gelenktuberkulose stellt das für die Spül-Saugdrainage operativ eröffnete Gelenk ein hohes Ansteckungsrisiko für die Pflegekräfte und Ärzte dar, die sich um die Versorgung des Patienten kümmern. Die notwendige antibiotische Behandlung dauert noch wesentlich länger als bei anderen eingedrungenen Keimen.
[Bearbeiten] Tabische Arthropathie
Sie ist eine Spätfolge der Syphilis und tritt im dritten, „tertiären“ Stadium der Syphilis auf. Vermutet wird hier eine Auswirkung der Syphilis auf die das Gelenk versorgenden Nerven. Ein direkter Zusammenhang mit den örtlichen Wirkungen der Infektionserreger besteht nicht.
Diese Infektarthropathien können bis zur kompletten Zerstörung eines oder mehrerer Gelenke reichen.
[Bearbeiten] Nicht-infektionsbedingte Arthritiden
Sie werden zu den Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises gezählt. Es handelt sich hierbei um Autoimmunprozesse, bei denen körpereigene Substanzen fälschlich als „fremd“ eingestuft und vom Abwehrsystem des Körpers angegriffen werden.
Die Folge ist zuerst eine Schwellung und Wucherung der Synovialis, der Schleimhautschicht, die für die Ernährung des Gelenkknorpels und die Produktion der Synovialflüssigkeit zuständig ist. Diese wuchernde Schleimhaut überwächst allmählich, von den Rändern ausgehend, den Knorpel und zerstört ihn. Die Bezeichnung für diese aggressive, nicht mehr regelrecht funktionierende Synovialis ist „Pannus“. Je nach Typ und Verlaufsform der Arthritis kann das bis zur kompletten Entblößung der knöchernen Gelenkoberfläche reichen, dann reibt Knochen auf Knochen. Dieser Abrieb bewirkt, dass die das Gelenk bildenden Knochen sich verkürzen. Das Gelenk wird sehr instabil, der Bandapparat verliert durch den starken Knochenabrieb seine Funktion. Diese sehr schwere Verlaufsform wird als „mutilierend“ (abfressend) bezeichnet.
- Die rheumatische Arthritis (syn. Primär chronische Polyarthritis, PCP, chronische Polyarthritis, CP) kann schon in jungen Jahren auftreten. Die Diagnosestellung erfolgt zunächst mit Blutuntersuchungen, im Laborbefund finden sich dann die so genannten „Rheumafaktoren“. Allerdings kann es sein, dass auch bei schweren Krankheitsbildern die Laborbefunde keine eindeutige Aussage zulassen. Laboruntersuchungen der Synovialflüssigkeit bringen eventuell zusätzliche Informationen. Die feingewebliche (histologische) Untersuchung der Synovia kann ebenso Aufschluss bringen. Das Röntgenbild zeigt charakteristische Veränderungen der gelenknahen Knochen, man nennt das „arthritische Randsaumbildung“. Ein weiteres diagnostisches Hilfsmittel ist die „Szintigraphie“, die einen Überblick über die entzündlichen Aktivitäten liefert und zeigt, welche Gelenke, die von Außen oft noch unauffällig sein können, an dem Krankheitsgeschehen beteiligt sind. Bleibt über den Verlauf der Erkrankung der laborchemische Nachweis von "Rheumafaktoren" negativ, spricht man von einer „seronegativen Arthritis“.
- Die psoriatische Arthritis tritt in der Folge einer Psoriasis (Schuppenflechte) auf. Die Diagnosestellung kann dadurch erschwert werden, dass die Gelenkbeteiligung in einigen Fällen Monate oder Jahre vor den typischen Hauterscheinungen der Psoriasis auftritt.
- Die Gicht-Arthritis ist Folge einer Störung des Harnsäurestoffwechsels, charakteristisch sind im Röntgenbild runde, so genannte „Stanzdefekte“ in den gelenknahen Anteilen des Knochens.
Nach der Verteilung über den Körper wird zwischen einer „Monarthritis“ (nur ein Gelenk ist erkrankt), einer „Oligoarthritis“ (wenige Gelenke sind erkrankt) und einer „Polyarthritis“ unterschieden.
[Bearbeiten] Therapie
Die „rheumatische Arthritis“,auch Rheumatoid-arthritis genannt, erfordert eine Basistherapie. Das Ziel dieser Basistherapie liegt darin, die Aggressivität der wuchernden Synovia zu stoppen. Die hierzu verwendeten Medikamente sind oft schlecht verträglich, mit schweren Nebenwirkungen behaftet.
Das älteste, mit diesem Ziel eingesetzte Medikament ist die Acetylsalizylsäure, besser bekannt unter dem Handelsnamen Aspirin®. Allerdings reicht hier die Wirkung meistens nicht für einen zufrieden stellenden Therapieerfolg aus. Chemisch von dieser althergebrachten Substanz hergeleitet ist das Azulfidine® , das für diesen Zweck wirksamer ist.
Malariamittel finden ebenfalls ihre Verwendung als Basistherapeutikum. Sie stellen eine Alternative dar, wenn andere Medikamente nicht oder schlecht vertragen werden.
Cortison ist als Basistherapeutikum geeignet, es muss in der Dosierung auf das, was der Betroffene benötigt und was er vertragen kann, abgestimmt werden. Die unerwünschten Wirkungen sind hier sehr stark ausgeprägt, besonders, weil eine Behandlung über lange Zeit erforderlich ist.
„Zytostatika“, (Zellgifte) die sonst in der Krebsbehandlung eingesetzt werden, sind auf Dauer oft besser verträglich. Allerdings ist bei jungen Leuten, die unter Umständen noch Kinder bekommen wollen, die keimschädigende (teratogene) Wirkung dieser Substanzen ein schweres Hindernis.
Goldsalze werden auch zur Basistherapie eingesetzt, ständige Laborkontrollen sind notwendig, um Schäden im blutbildenden System rechtzeitig zu erkennen.
Die unter dem Namen „nicht-steroidale Antirheumatika“ (NSAR) zusammengefassten Medikamente reichen nicht für eine Basistherapie aus, können aber zusätzlich zur Schmerzlinderung eingesetzt werden.
[Bearbeiten] Hilfsmittel
Rheumatisch deformierte Füße benötigen eine spezielle, orthopädische Schuhversorgung. Meist ist mit einem Paar Einlagen ein schmerzfreies Gehen nicht wieder zu ermöglichen. Speziell angepasste und zugerichtete Schuhe sind zwar sehr kostenintensiv, aber oft die einzige Möglichkeit, dem Patienten die Fortbewegung zu ermöglichen. Sind Hand-, Knie- oder Sprunggelenke instabil geworden, können entsprechende, angepasste Bandagen Linderung bringen.
Wichtig ist es, von den erkrankten Gelenken Stress fern zu halten. Oft verwendete Geräte, wie etwa ein Küchenmesser, sollte mit einem dicken, 3 bis 4 cm durchmessenden, weichen Griff ausgestattet werden. Sind Unterarm-Gehstützen nötig, müssen sie mit einem speziellen Griff versehen sein. Um weitere Beispiele zu nennen:
> Es gibt Wäscheklammern ohne verbindende Stahlfedern, die nur auf die Leine gesteckt werden müssen.
> Wasserhähne mit Keramikventil lassen sich mit wesentlich weniger Kraftaufwand betätigen.
> Abgenutzte Sicherheitsschlösser erfordern oft sehr viel Kraft im so genannten Pinzettengriff. Ein neues Schloss, bei dem der Griff des Schlüssels zusätzlich vergrößert wurde, ist wesentlich einfacher zu verwenden.
Diese Aufzählungen sind unter dem Begriff Gelenkschutz zusammenfassbar.Hilfe und Anregungen können sich die Betroffen in der Ergotherapie holen
[Bearbeiten] Operative Therapie
Als Zweig der Orthopädie hat sich die Rheumachirurgie etabliert. Die sie anwendenden Ärzte haben sich darauf spezialisiert, die schweren und bisweilen schwersten Gelenkveränderungen, die im Laufe einer rheumatischen Erkrankung entstehen können, operativ zu behandeln.
[Bearbeiten] Synovektomie
Die Synovia ist der eigentliche Ort des Krankheitsgeschehens. Im frühen Stadium kann es sich sehr gut auf den gesamten Verlauf auswirken, diese Synovia operativ zu entfernen. Abhängig von den anatomischen Gegebenheiten des betroffenen Gelenkes gelingt das oft nicht vollständig, aber eine deutliche Reduktion des erkrankten Gewebes hat meist einen lindernden Effekt. Synovialgewebe ist auch in den Sehnenscheiden vorhanden. Normalerweise sorgt es dort für die Ernährung und Schmierung der Sehnen. Bei rheumatischen Erkrankungen bilden sich, besonders in den Strecksehnenfächern des Handrückens, starke Schwellungen, so genannte synovitische Kissen, aus. Die krankhaft veränderte Synovia greift diese Sehnen an, die Sehnen können zerreißen. Die frühe Synovektomie wirkt sich bremsend auf den Krankheitsprozess aus.
Im späteren Verlauf, wenn es zu Zerstörungen von Gelenken gekommen ist, reichen solche, relativ kleinen Eingriffe, nicht mehr aus. Abhängig von der Lokalisation, dem Typ und der Funktion des Gelenkes kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz:
[Bearbeiten] Gelenkresektion
Das zerstörte Gelenk wird ersatzlos entfernt. Die Nachbehandlung mit Gips und Schienen hat zum Ziel, eine funktionell zufrieden stellende Narbenbildung zu ermöglichen. Oft werden diese Verfahren an den Zehengrundgelenken eingesetzt.
[Bearbeiten] Arthrodese (Gelenkversteifung)
Das erkrankte Gelenk wird entfernt, die Knochenstümpfe werden in einer für die Funktion günstigen Stellung aufeinander fixiert. Sind wenige Gelenke betroffen, wird dieses Vorgehen an den Fingern eingesetzt.
[Bearbeiten] Plastische Operationen
Ein Teil des Gelenkes wird reseziert, der entstandene Defekt mit körpereigenem Gewebe aufgefüllt. Meistens wird hierzu eine eingerollte Sehne verwendet. Sinnvoll kann dieses Vorgehen im Bereich der Handwurzel sein.
[Bearbeiten] Endoprothesen
Während bei Arthrosen versucht wird, den Einbau eines künstlichen Gelenkes so lange wie möglich hinaus zu zögern, wird bei rheumatischen Erkrankungen die Entscheidung für eine Gelenkprothese oft schon bei relativ jungen Leuten gestellt. Das Ziel liegt hierbei in einer Entlastung anderer Gelenke dadurch, dass das mit einer Prothese versorgte Gelenk, etwa ein Knie oder eine Hüfte, schmerzfrei funktioniert. Der Verfall der anderen Gelenke wird dadurch verzögert. Gerade bei Rheumatikern sind diese Operationen allerdings oft mit Schwierigkeiten behaftet, Grunderkrankung und Nebenwirkungen der eingesetzten Basistherapeutika bedingen einen sehr wenig haltbaren, spröden Knochen, der mechanischen Halt der Prothese ist schlecht, es droht die frühe Ablockerung.
[Bearbeiten] Weblinks
- www.gelenkforum.de - Basisinformationen zur Arthritis
- Weiterführende Arthritisinformationen (engl.)
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