Bahnhofsuhr
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Eine Bahnhofsuhr ist eine Uhr auf dem Bahnhofsgelände, die Passagieren und Bahnpersonal die verbindliche Zeit für den Zugverkehr vorgibt.

[Bearbeiten] Technik
Bahnhofsuhren sind meistens Minutensprunguhren. Auch heute noch werden sie oft von einer Mutteruhr bahnhofsweit gesteuert, die nur den Minutentakt vorgibt, indem sie die Betriebsspannung (12, 24 oder 48 Volt) der Tochteruhren jede Minute umpolt und damit den Minutenzeiger weiterbewegt. Der Sekundenzeiger läuft über einen separaten Elektromotor. Er benötigt für einen Umlauf etwas weniger als eine Minute, wird bei der 60-Sekunden-Stellung mechanisch blockiert und erst mit dem nächsten Minutenimpuls wieder freigegeben.
Die Mutteruhren in Deutschland werden über das DCF77-Funkzeitzeichen synchronisiert. Einige Bahnhofsuhren sind nicht an die Mutteruhr angeschlossen und besitzen stattdessen einen eigenen DCF77-Empfänger.
[Bearbeiten] Der eilige Sekundenzeiger (Stop-to-Go-Funktion)
Die Bahnhofsuhren (vieler Länder) sind für ihre eiligen Sekundenzeiger bekannt (Stop-to-Go-Funktion), die den Umlauf in etwa 58,5 Sekunden schaffen und bis zum nächsten Umlauf die restlichen Sekunden auf der Zwölf stehen bleiben. Der Grund hierfür liegt in der Synchronisation der Uhren, die zu Beginn jeder Minute den Minutenzeiger vorspringen lässt (Minutensprunguhr) und gleichzeitig den Sekundenzeiger für den nächsten Umlauf freigibt.
Dieses Prinzip wurde 1955 vom Schweizer Ingenieur und Designer Hans Hilfiker für die Bahnhofsuhren der SBB eingeführt. Der Sekundenzeiger wird beim Original über einen relativ ungenauen Elektromotor der am lokalen Stromnetz hängt angetrieben. Dieser würde ohne die minütliche Synchronisation grosse Fehler anhäufen. Die Kombination des über einen Elektromotor absichtlich zu rasch gehenden und ungenauen Sekundenzeigers mit der minütlichen Synchronisation durch die Hauptuhr, erlaubt eine stabile Genauigkeit. Mit dem Erhalt des Impulses springt der Minutenzeiger um eine Minute nach vorne und der Sekundenzeiger wird wieder freigegeben.
Bei nachgehenden Uhren müsste der Sekundenzeiger bis zum Erreichen der korrekten Zeit beschleunigt werden oder vorspringen, was technisch viel aufwändiger wäre. Alternativ könnte man den Sekundenzeiger zwar auch die fast 60 Sekunden bis zur nächsten Minutenfreigabe stehenbleiben lassen, dann aber könnte man solange weder die Sekunde noch überhaupt die Funktionstüchtigkeit der Uhr ablesen. Daher ist es wichtig, dass die Sekundenzeiger der Uhren unter allen Umständen vorgehen.
[Bearbeiten] Design
Das 1944 von Hans Hilfiker entworfene und heute noch gültige Design der Schweizer Bahnhofsuhren gilt als einer der Identifikationsmerkmale der Schweiz und wurde auch von anderen Staaten nachgeahmt. Die Uhren haben ein weißes, nachts beleuchtetes Zifferblatt mit Stundenbalken, schwarze Stunden- und Minutenzeiger. Charakteristisch ist die rote Kelle, die als Sekundenzeiger verwendet wird und seit 1955 das Design ergänzt. Er nannte diesen Sekundenzeiger Sekundenkelle da sie die Form einer Abfertigungskelle hat. Das runde Zeigerende wählte er auch weil damit verdeutlicht wird, dass der Zeiger nicht sekundengenau anzeigt[1]. Das Gehäuse ist in Grau gehalten.
Im Gegensatz zur Schweiz variiert das Design der Uhren innerhalb Deutschlands. Die Uhren dort sind farblich ähnlich wie die Schweizer Uhren aufgebaut, jedoch hat der Sekundenzeiger einen breiten roten Ring statt einer Kelle und eine Spitze. Die Farbe des Uhrengehäuses kann je nach Baujahr (und dem gerade aktuellen Design der DB) variieren, genauso wie die Form von Stunden- und Minutenzeiger (geschweift, spitz, flach) und das Vorhandensein eines Sekundenzeigers.
Bahnhofsuhr in Fallblattanzeigetafel und spitzen Zeigern |
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Aktuelles Design der Bahnhofsuhren bei der DB AG |
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Museum für Gestaltung Zürich: Hans Hilfiker, Ingenieur und Gestalter S. 26 ff
[Bearbeiten] Literatur
Commons: Bahnhofsuhr – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Museum für Gestaltung Zürich: Hans Hilfiker, Ingenieur und Gestalter. Reihe Schweizer Design-Pioniere 1, Wegleitung 351, Museum für Gestaltung Zürich, Zürich 1984.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Bahnhofsuhrensammlung
- Schweizer Bahnhofsuhr als Bildschirmschoner
- Die Schweizer Bahnhofsuhr - ein Designklassiker
- Design der Schweizer Bahnhofsuhr
Kategorien: Bahnhof | Uhr