Balyan
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Balyan ist der Familienname mehrerer bedeutender Baumeister und Architekten armenischer Abstammung.
Die Familie war in Konstantinopel, heute Istanbul, ansässig. Im 18. und 19. Jahrhundert entwarfen und bauten sie viele bedeutende Gebäude, darunter Schulen, Kirchen, Moscheen, Wohnhäuser und Paläste für den jeweiligen Sultan, seine Familie und andere wohlhabende Menschen. Fünf Generationen dieser Familie prägten das Bild des heutigen Istanbul, insbesondere neun Mitglieder der Familie haben als Architekten das europäische Aussehen Istanbuls maßgeblich mitgestaltet.
Bis zum 17. Jahrhundert wurden in Konstantinopel nur Moslems oder zum Islam bekehrte Männer beauftragt, repräsentative Bauten sowie Moscheen zu entwerfen und zu errichten. Reformen änderten das. Die Architekten der Familie Balyan bevorzugten westliche Architektur und westliches Design. Sie nahmen aber auch osmanisch-türkische Bauformen auf. Ihr berühmtestes und größtes Bauwerk ist der Dolmabace-Palast, einer der weltweit schönsten Paläste des 19. Jahrhunderts. In der Türkei werden diese Architekten in den allermeisten Stadtführeren, Prospekten, Reisführern, Urlaubshandbüchern usw. nicht konkret als armenische, sondern meist als italienische Architekten bezeichnet. Dies geschieht, weil die Türkei seit dem Genozid an den Armeniern (1915 ff) bestrebt ist, kulturelle Leistungen ihrer armenischen Bevölkerungsgruppe künstlich zu schmälern (s. dazu auch als weiteres Beispiel Agop Dilacar).
[Bearbeiten] Die Baumeister
Krikor Amira Balyan (1764-1831) ist das erste wirklich berühmte Familienmitglied. Er wurde ursprünglich nach seinem Großvater, Bali, genannt und nahm später den Namen Balyan an. Er war der Schwiegersohn von Mason Minas und Schwiegervater von Ohannes Amira Severyan, ebenfalls beide Baumeister. Krikor hatte gute Beziehungen zu zwei Sultanen und baute Paläste, Moscheen, Brücken. 1820 musste er wegen Verwicklung in einen Religionsstreit nach Kayseri ins Exil, konnte aber bald auf Vermittlung seiner armenischen Freunde wieder zurück nach Konstantinopel. Er starb 1831 nachdem er für vier Sultane hintereinander gebaut hatte.
Senekerim Balyan (1768-1833) ist der jüngere Bruder von Krikor Balyan. Er baute zusammen mit seinem Bruder, aber auch selbstständig. Davon zeugt eine armenische Kirche in Ortaköy, einem Ortsteil des heutigen Istanbul. Außerden baute er einen Feuerturm.
Garabet Balyan (1800-1866) ist ein Sohn von Krikor Balyan und er ist der Architekt des berühmten Dolmabahçe Sarayı in Istanbul. Auch er baute unzählige Gebäude in Istanbul, abwechselnd mit seinen Brüdern. Mit seinem Sohn Sarkis baute er den Beylerbeyi Palace.
Nigogos Balyan (1826-1858) war ebenfalls als Architekt am Bau des Dolmabahçe Sarayı beteiligt. Er ist der Sohn von Garabet Balyan. Er hat mit seinem Bruder Sarkis in Paris Architektur studiert und in Konstantinopel/Istanbul eine Architektur-Schule eröffnet um westliche Baukunst zu verbreiten. Mit seinem Vater baute er eine Moschee am Bosperus. Er wurde nur 32 Jahre alt.
Sarkis Balyan (1835-1899) ist ebenfalls ein Sohn von Garabet Balyan. Er entwarf zahllose repräsentative sakrale und weltliche Gebäude und ist der Architekt des weltberühmten Çırağan Sarayı sowie das Beylerbeyi Sarayı. Wegen lebensbedrohlicher Verfolgungen, denen das gesamte Volk der Armenier ausgesetzt war und die damals schon genozidale Formen annahmen, musste er nach Europa fliehen und konnte erst 15 Jahre später wieder zurückkommen. Sarkis unterstützte Zeit seines Lebens armenische Schriftsteller, Musiker und Schauspieler.
Nigogos Balyan (1826-1858) war ebenfalls Sohn von Garabet Balyan. Desgleichen Hagop (Jakob) Balyan (1837-1875) und Simon Balyan (1846-1894). Sie alle waren Architekten und haben das Gesicht des damaligen Konstantinopel (Istanbul), entscheidend geprägt. Viele ihre Bauten stehen heute noch.
Levon Bey Balyan (1855- ) Er war der letzte Spross einer großen christlich-armenischen Architekten-Dynastie in der heutigen Türkei.
[Bearbeiten] Siehe auch
- deutsch: Dolmabahçe Sarayı,
- englisch: Ortaköy Mosque
- türkisch: Sarkis Balyan