Bangweulusümpfe
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Die Bangweulusümpfe sind Teil des großen Bangweulubassins auf dem nordsambischen Plateau, das aus dem Bangweulusee und einem riesigen ihn umgebenden Feuchtgebiet besteht. In das Bassin münden 17 Flüsse, die ein Einzugsgebiet von 190.000 km² haben. Entwässert wird es jedoch nur von einem Fluss, dem Luapula, allerdings verdunsten 90 % des Wassers. Bangweulu heißt Ort, wo das Wasser den Himmel trifft.
Die Bangweulusümpfe sind eine gigantische Auenlandschaft mit einer Ausdehnung von 250 Kilometern von Nord nach Süd und 180 Kilometern von Ost nach West. Ihr Gebiet wird in der Regenzeit zwischen November und März durch 1.200 mm Regen im gesamten Einzugsgebiet geflutet, so dass der Wasserspiegel um ein bis zwei Meter steigt. Das hat zur Folge, dass die Uferlinie bis zu 45 km weit zur Peripherie hin verschoben wird. Dem wesentlich bekannteren Okawango-Delta in Botsuana stehen sie in nichts nach. Vielmehr übertrifft die Zahl ihrer Vogel- und Tierarten dieses bei weitem.
Die Bangweulusümpfe sind seit Urzeiten besiedelt, weil sie reichlich Nahrung boten. Jagd und Ackerbau waren gleichermaßen ertragreich. Nur nach der Flutkatastrophe 1998 brach Hunger aus. Alle danach gemeldeten Hungersnöte waren rein politisch motiviert, aber für Lusaka sehr ertragreich. Leider hat das nicht zu mehr Schulen und Gesundheitszentren in den Sümpfen geführt, die nahezu völlig fehlen und erschreckend desolat sind. In den höher gelegenen Gebieten dominiert Miombo-Wald, in den tieferen herrschen Papyrus und offene Wasserflächen vor. An Wildtieren sind vor allem Wasservögel zu sehen, darunter der Schuhschnabel, geradezu das Symbol der Sümpfe und Dodo-Ersatz, aber auch Flusspferde, Krokodile, verschiedene Antilopenarten, darunter die schwarze Lechwe, Elefanten und Leoparden.
Die Fahrt zu den Bangweulusümpfen von Lusaka dauert mehrere Tage. Über die sogenannte Chinese Road lässt sich Samfya relativ gut erreichen. Von da an ist Allradantrieb obligatorisch, aber nicht zwingend erfolgversprechend. Man nimmt daher besser ein Boot. Es gibt aber eine Flugpiste am Rande der Sümpfe in der Nähe der Lodges, wo man sich abholen lassen kann. Die Fahrt durch die Sümpfe sollte nicht ohne Führer unternommen werden. Am besten ist es, in Lusaka eine Safari zu buchen. Am Südwestende der Sümpfe liegt der Kasanka-Nationalpark, der professionell wirtschaftlich geführt wird und komplette Safaris ab Lusaka mit Flug anbietet. Die weiteren Sümpfe sind nur mit einer Cessna zu bewältigen. Kein Safarianbieter nutzt die Landwege, denn hier ist Afrika so unerschlossen, dass die vereinzelten Zivilisationsinseln nur über den Luftweg zu erreichen sind. Diese Flüge, vor allen die in geringer Höhe, können verzaubern, denn sie bieten alles, was Afrika an Wildnis hat.
Die Bangweulusümpfe sind außerhalb von Kasanka kein Nationalpark mehr. Es darf sogar gejagt werden. Sie sind besiedelt, der Boden ist fruchtbar und es gibt genügend Anhöhen, auf denen das ganze Jahr über trocken gewohnt werden kann. Straßen gibt es keine. Die Wasserwege sind die einzigen Transportrouten und werden von den Einheimischen sehr gepflegt. Dafür stehen vor allem Einbäume zur Verfügung, die sogenannten Banana-Boote. Zwei Tage lang paddeln mit einer Übernachtung auf einer Insel ist der Normalfall. So bringen sie ihre Erzeugnisse nach Samfya, dem zentralen Marktplatz der Bangweulusümpfe, von dem aus die Waren, vor allem Fisch, weiter in den Copperbelt transportiert werden. Dieser Handel wird von Leuten aus Lusaka kontrolliert. Die Spanne zwischen Einkaufs- und Verkaufspreisen ist enorm. Dieser Konflikt wird in Chilubi deutlich sichtbar, denn dass die Gehälter für die Polizisten nicht gezahlt werden, ist eine Strafaktion, und im abgelegenen Luwingu furchtbar, wo jedes Bemühen um Entwicklung an der schieren Unmöglichkeit des Transports scheitert.
Das Problem der Bangweulusümpfe ist ihre vollständige und nachhaltige Infrastrukturresistenz; Schulen, medizinische Versorgung, Straßen, Schifffahrt, Stromleitungen, Telefon - nichts davon ist zuverlässig einzurichten. Schon eine Volkszählung stößt hier an typische afrikanische Grenzen, weil jeder Häuptling zwar eine korrekte Zahl nennt, damit aber die Zahl der Hütten, nicht die der Menschen meint, um Steuern und Ansprüche auf Geschenke erträglich zu halten.
Die Empfehlung liegt nahe, die Menschen sollten an den höheren Rändern siedeln und die Sümpfe der Tierwelt überlassen. Aber die Afrikaner schätzen die Freiheit in den Sümpfen und der Einfluss Lusakas reicht kaum bis Samfya.
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 11º 10' 00" S, 29º 40' 00" O