Bauer Verlagsgruppe
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Bauer Verlagsgruppe, ehemals Heinrich Bauer Verlag KG, ist eine 1875 gegründete Verlagsgruppe mit Sitz in Hamburg. Sie produziert und vertreibt zahlreiche Publikumszeitschriften im In- und Ausland und verfügt über Beteiligungen im Privatfunk.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Das Unternehmen wurde 1875 von dem Lithografen Johann Andreas Ludolph Bauer (1852–1941) gegründet, der im Alter von 23 Jahren in Hamburg eine Druckerei eröffnete. Der Schwerpunkt lag auf der Produktion von Visitenkarten. Der Betrieb wird zunächst von Sohn Heinrich Friedrich Matthias (1874–1949) und später von Enkel Alfred (1898–1984) weitergeführt. Nach der Jahrhundertwende bringt das Unternehmen die „Rothenburgsorter Zeitung“, ein kostenloses Anzeigenblatt, heraus und gliedert ein Papiergeschäft an. Eine Schnellpresse und eine Setzmaschine zählen zum neuen Betriebskapital der Firma J.A.L. Bauer & Söhne, die nun rund 20 Mitarbeiter umfasst.
1920 wird das „Extrablatt“ gegründet, aus dem sich später eine Sportzeitung entwickelt und 1926 erscheint die Wochenzeitschrift „Rundfunkkritik“, später umbenannt in „Funkwoche“, zuletzt „Funk-Wacht“. Die Zeitschrift erreicht eine – für damalige Zeiten – sensationelle Auflage von über einer halben Million verkaufter Exemplare.
Nach dem Zweiten Weltkrieg nimmt der Heinrich Bauer Verlag 1946 die Verlagsgeschäfte wieder auf. 1953 erscheint die Jugendzeitschrift „Rasselbande“. Von zunächst 180.000 Exemplaren steigt die verkaufte Auflage auf über eine halbe Million Hefte.
In den 1960er Jahren verlagert sich, nach Eintritt von Heinz Heinrich Bauer (geb. 1939) in das Unternehmen und Übernahme der Geschäftsführung durch Siegfried Moenig, das Hauptgeschäft des Verlages auf Mode- und Frauenzeitschriften, wie „Neuer Schnitt“, „Elsa Moden“ und „Wäsche“ den ersten großen Schritt in Richtung Mode. Aus diesen Frauenzeitschriften geht später die „neue mode“ hervor. 1962 wird die Bauer Verlagsgruppe in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt und das Portfolio um TV-Programmzeitschriften erweitert. Es erscheinen „TV“ und „Hören und Sehen“, die später zusammen als „TV Hören und Sehen“ herausgegeben werden. 1966 werden für 68 Millionen Mark die Zeitschriften „Quick“ und „Revue“, „Praline“, „Neue Post“, „Neue Illustrierte“, „Schlüsselloch“, „Sexwoche“, „Coupé“, die Fußballzeitschrift „Kicker“ und der Titel „TWEN“ übernommen. Damit wird die Bauer Verlagsgruppe zum größten deutschen Zeitschriftenverlag. Im selben Jahr werden die „Neue Illustrierte“ und die „REVUE“ zur „Neuen Revue“ zusammengelegt.
1968 kommen das Kölner Druckhaus Du Mont-Presse, die Zeitschrift „Das Neue Blatt“ und die Jugendzeitschrift „Bravo“ hinzu. „Bravo Girl“ erscheint 1988.
1971 erwirbt die Bauer Verlagsgruppe von Hugh Hefner die Lizenz für den deutschsprachigen „Playboy“, der erstmals am 1. August 1972 erscheint und 2003 an den Burda Verlag abgegeben wurde.
1984 ist die Bauer Verlagsgruppe auch beim Start des Privatfernsehens dabei: Für Sat.1, an dem das Haus Anteile hält, werden verschiedene Magazine produziert, u. a. Bravo TV. Die Verlagsgruppe wird auch in anderen europäischen Ländern tätig: 1986 mit der Gründung der Heinrich Bauer Ediciones S.G. in Madrid, Spanien und 1987 mit H. Bauer Publishing in London, Großbritannien. Ab 1989 engagiert man sich auch auf dem US-amerikanischen Markt, zum Beispiel mit „First for woman“.
1991 wird die TV Movie eingeführt.
1992 ruft die Verlagsgruppe die "Goldene Feder", einen Medienpreis ins Leben, mit dem besondere Arbeiten und Leistungen im Journalismus ausgezeichnet werden. Ebenfalls 1992 wird die „Quick“, das ehemalige Flaggschiff des Konzerns, eingestellt. Mit Bravo und diversen Frauenzeitschriften dringt der Verlag in den osteuropäischen Markt, wie Polen und Tschechien, vor.
[Bearbeiten] Geschäftsbereiche
Die Bauer Verlagsgruppe publiziert 160 Zeitschriften in 14 Ländern, davon 40 Zeitschriften in Deutschland. Mit ihren Zeitschriften erreicht sie eine Auflage von rund 17,1 Millionen Exemplaren in Deutschland und erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2004 einen Umsatz von 1,7 Milliarden Euro.
Derzeit (Stand April 2006) beschäftigt die Verlagsgruppe 4.118 Mitarbeiter im Inland und 2.653 Mitarbeiter im Ausland.
Die Bauer Verlagsgruppe ist Marktführer im Segment der Programmzeitschriften mit einem Marktanteil von 46,9 Prozent und einer Auflage von 8,8 Millionen Exemplaren, im Segment der wöchentlichen Frauenzeitschriften mit einem Marktanteil von 35,7 Prozent und einer Auflage von 3,6 Millionen Exemplaren. Sie gibt Europas größte Jugendzeitschrift BRAVO heraus.
[Bearbeiten] Geschäftsmodelle
Das Kerngeschäft der Bauer Verlagsgruppe bildet auch heute noch preiswerte Zeitschriften für ein Massenpublikum mit Fokus auf Frauen-, Jugend- und TV-Zeitschriften. Das Konzept, das hinter dieser Konzentration auf Massenmärkte steckt, sieht so aus, dass der Vertrieb der Zeitschriften die Kosten decken und jede Anzeige für Profit sorgen soll. Bis vor kurzem hatte die Verlagsgruppe keinen nennenswerten Erfolg bei dem Versuch sich mit Eigenproduktionen im Premiumsegment zu etablieren. Ein Rückschlag in dieser Hinsicht war auch 2003 der Verlust der Lizenz für die deutsche Ausgabe des „Playboys“ . Mit dem relativ neuen Männermagazin „Matador“ scheint es Bauer letztendlich doch gelungen zu sein, sich im Hochglanzsegment zu positionieren. Allerdings ist die Zahl der Abonnements im Vergleich mit „Playboy“ noch deutlich geringer, dafür ist der Einzelhandelsabsatz höher.
[Bearbeiten] Beteiligungsstruktur
Neben der Vertriebskooperation mit der Presse-Vertrieb Pfalz GmbH & Co KG(24 Prozent) besitzt Bauer im Bereich der elektronischen Medien Beteiligungen. An Radio Hamburg ist die Bauer Verlagsgruppe seit 1989 mit 25 Prozent und an dem Fernsehsender RTL2 seit 1992 mit 31,5 Prozent beteiligt . Die Fokussierung des Senders RTL2 auf die Zuschauergruppe der 14- bis 49-Jährigen passt sehr gut zu dem Titel-Portfolio der Bauer Verlagsgesellschaft. Es bestehen weitere mittelbare Beteiligungen, Details hierzu können dem Geschäftsbericht 2005 entnommen werden[1].
[Bearbeiten] Strategische Ausrichtung
Kostenführerschaft: Die Bauer Verlagsgruppe hat die geringsten Kosten im Vergleich zu anderen Großverlagen, es wird eine „Sparsamkeits-Tradition“ gepflegt. Es existiert ein ausgeprägtes Kostendenken, Gewinne wurden prinzipiell im Unternehmen belassen. Geringe Kosten führen letztendlich zu mehr Spielraum und zu einer höheren Liquidität.
Reaktives Verhalten: Gehe dahin, wohin die Kunden gehen. Dies zeigt sich zum Beispiel daran, dass man den Kunden zu den Discountern folgt, da immer mehr Kunden zum großen Teil ihre Einkäufe nicht mehr in Supermärkten sondern in Discountern erledigen. Gleiches gilt für die Strategien im Bereich der elektronischen Medien: Es werden keine innovativen Angebote erstellt, sondern stets zuerst geprüft, ob bereits ein potentieller Markt existiert und dieser wird dann bedient. Die geringen Kosten und die gute Liquidität erlaubt es Bauer auch als Nachzügler in wichtige Märkte noch einzutreten. In den letzten Jahren wurde der Weg des internen Wachstums verfolgt. Sonderhefte und Line Extensions waren wichtige Mittel zu wachsen. Die Bauer Verlagsgruppe ist jedoch auch bereit Akquisitionen zu tätigen, wie verschiedene erfolglose Versuche in der Vergangenheit zeigen. Kleinere Akquisitionen finden regelmäßig statt.
Im Rahmen einer multinationalen Strategie werden auf neue Märkte abgestimmte Titel direkt vor Ort in den Ländern entworfen. Diese Titel orientieren sich in ihrer „Machart“ an den bereits im Konzern existierenden Titeln.