Berliner Bierkneiper-Streik
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Im Januar 1990, kurz nach der Wende, etablierte sich im Staatlichen Berliner Gastronomiebetrieb "VEB HO Gaststätten Berlin" in Ost-Berlin eine gegen die zentrale Betriebsleitung gerichtete Protestbewegung. Sie entstand aufgrund von Befürchtungen von "Kneipern" (den Gaststättenleitern und Küchenchefs), dass die Betriebsleitung insbesondere im Stadtbezirk Berlin-Mitte Restaurants an Interessenten aus West-Berlin verkaufen würde. Dadurch sahen sich diese Angestellten in ihren Bemühungen um die eigene Selbständigkeit benachteiligt. In relativ kurzer Zeit erfasste diese Protestbewegung alle Ost-Berliner Betriebsteile (alle Stadtbezirke) und es wurde auf einer Versammlung in Friedrichshain eine Interessengemeinschaft (nachfolgend "IG" genannt) gegründet, die das Vorkaufsrecht der Angestellten sichern sollte. Die Situation eskalierte in einer öffentlichen Forderung der IG nach dem Rücktritt der Betriebsleitung. Als Druckmittel wurde ein umfassender Streik in der Berliner HO-Gastronomie angedroht, was ein nachhaltiges Medieninteresse aus Ost und West und die Einschaltung des DDR-Ministeriums für Handel und Versorgung auslöste.
Diese Bewegung war die erste große, gegen die staatliche Wirtschaft der DDR und in Richtung Privatisierung gerichtete Entwicklung nach der Wende. Sie erwarb sich besondere Verdienste bei der Überleitung der maroden staatlichen DDR-Wirtschaft in private Hände und konnte erfolgreich abgeschlossen werden, da viele Restaurants unter Realisierung des Vorkaufrechts der Angestellten bis zum Herbst 1990 privatisiert wurden. Herausragende Persönlichkeiten dabei waren die bestreikten Betriebs-Chefs von HO Gaststätten, Erich Weber (Haupt-Direktor) und Uwe Varbelow (Direktor Betrieb Mitte) sowie deren Gegenspieler auf Seiten der IG, Frank Schmidt.