Bermudadreieck (Bochum)
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Das Bermudadreieck in der Bochumer Innenstadt ist die Bezeichnung für ein Areal mit einer hohen Dichte von gastronomischen Betrieben. Es befindet sich zwischen Südring und Konrad-Adenauer-Platz. Begünstigt durch die kurzen Entfernungen zum Bochumer Schauspielhaus, dem Union-Kino und dem Hauptbahnhof setzte die Zunahme der Anzahl gastronomischer Betriebe etwa ab 1980 ein.
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[Bearbeiten] Gastronomie
Im Bermudadreieck gibt es mittlerweile über 60 gastronomische Betriebe. Die Ausdehnung des Gebiets beträgt etwa 2 km². Es enthält über 7.000 Plätze in der Gastronomie, darunter 3.000 Freisitzplätze. Die Gastronomie hat über drei Millionen Gäste pro Jahr. Im Sommer kommen bis zu 30.000 Gäste pro Tag, bei großen Veranstaltungen wie beispielsweise Bochum Total kommen ca. 300.000 Gäste. Weiterhin bietet das Bermudadreieck rund 1.600 Arbeitsplätze.[1] Die mit dieser Entwicklung einhergehende 'Privatisierung' des öffentlichen Raumes ist nicht unumstritten.[2][3]
Parallel dazu verschwanden viele Geschäfte des täglichen Bedarfs und des sonstigen Einzelhandels. Dies ist auch eine Folge der gestiegenen Ladenmieten, denen viele Branchen nicht gewachsen sind.
Zentrum des Bermudadreiecks ist der Platz rund um den Engelbertbrunnen, benannt nach Engelbert III. von der Mark, an dem jährlich der Festumzug zum Maiabendfest seinen Ausgang nimmt.
[Bearbeiten] Großveranstaltungen
- Sparkassen Giro Bochum mit seinen direkt an das Bermudadreieck grenzenden Streckenabschnitten Südring (Start und Ziel) und Viktoriastraße
- Bochum Total, das größte Musik-Festival Europas noch vor dem Kölner Ringfest
- Maiabendfest, Ausgangspunkt für einen Umzug mit mehrhundertjähriger Tradition
[Bearbeiten] Geschichte und Wandlung
Bis Ende der siebziger Jahre war der Platz um den Engelbertbrunnen durch nichts ungewöhnliches gekennzeichnet. Lediglich die nahen Kinobetriebe Atlantis, Capitol und Union sowie das Lokal zum goldenen U (benannt nach der Union-Brauerei Dortmund, heute heißt die Kneipe Brinkhoff's) sorgten schon damals für eine leicht gesteigerte Attraktivität in den Abendstunden.
In der in Bochum leicht verspätet auftretenden Zeit der Punk-Bewegung (also ca. 1979 bis 1983) wurde der zum Hinsetzen einladende Betonbrunnen zu einem (Tages-)Treffpunkt der Punks. Grund dafür war wahrscheinlich ein an der Straßenecke gelegener Drogeriesupermarkt, der Alkoholika und Zubehör für die Verabreichung von Drogen feilbot. Ab dieser Zeit galt der für bürgerlich erzogene Jugendliche und Erwachsene tagsüber als No-Go-Area; die noch zahlreich vorhandenen Einzelhandelsgeschäfte für Stilmöbel, Geschirr, Radio und Fernsehen sowie Fotoartikel beklagten in Presse und Politik die Verlotterung der sogenannten oberen Kortumstraße.
Nicht zuletzt das etwas anrüchige Flair des schmuck- und attraktionslosen Platzes zog nun aber auch zunehmend andere Jugendliche an. Zu den ersten Kneipen, die sich zusätzlich zum Goldenen U um den Engelbertbrunnen ansiedelten, gehörten das Barrio (heute Cafe Konkret), das Mandragora und (etwas entfernter und ca. zwei Jahre später) das Cafe Sachs sowie der Intershop. Die starke Politisierung und (sub)kulturelle Aufspaltung der Jugendlichen in den 80er Jahren hatte auch eine Differenzierung der Gastronomiebetriebe nach Besuchergruppen zur Folge: Popper, Punks, linke Studenten etc. suchten sich schnell ihre Lieblingskneipen, die Straßenecke am Brunnen wurde u.a. zum Rollertreffpunkt der Vespafahrer. Auf der kleinteiligen Differenzierung dieser Phase gründet sich auch der heutige Ruf des Bermudaviertels.
Erst die sich rasch erhöhende Kneipendichte zum Ende der 80er jahre führte zur Herausbildung eines regelrechten Ausgehviertels. Insbesondere die Befahrbarkeit der Brüderstraße machte das Viertel zu einer Art Showbühne für aufgemotzte Fahrzeuge (damals insbesondere wegen der ortsansässigen Opelfabrik Opel Mantas). Die Benennung Bermudadreieck geht auf den heutigen Stern-Redakteur Werner Schmitz zurück, der 1988 als Reporter des Stadtmagazins MARABO einen Artikel über den Besitzer des Mandragoras, Leo Bauer, verfasste und darin dem Kneipenviertel seinen Namen gab.
Die hohe Anziehungskraft auf außerstädtische Besucher, die sich in der Zuteilung der Kneipen zu den unterschiedlichen Jugendkulturen nicht auskannten und dies aus anderen Städten in dieser Form auch nicht gewohnt waren, führte in den 1990er Jahren zu einer weitgehenden Egalisierung der Gastronomien (und auch zu einem Preisanstieg) sowie zu einem Überwiegen der Gelegenheitsgäste gegenüber den Stammgästen.
Für die zukünftige Entwicklung des Bermudadreiecks besteht die nicht unbegründete Befürchtung, dass gerade der Verlust an originären, nur für bestimmte Zielgruppen interessanten Lokalitäten und die zunehmende Anzahl älterer Besucher zu einer Verdrängung der stilbildenden, fest wiederkehrenden Gruppen in andere Viertel führt und die Attraktivität dadurch langfristig wieder absinkt.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Statistiken der Seite bermuda3eck.de
- ↑ Beitrag „Summer in the city“ auf bo-alternativ.de
- ↑ Beitrag „Sommerputz: Bermudadreieck in neuem Glanz“ der Ruhr-Universität Bochum
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 51° 28' 34" N, 7° 12' 58"O