BMW R 75/5
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die R 75/5 ist ein von BMW produziertes Motorrad mit einem Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor mit annähernd 750 cm³ Hubraum.
Die R 75/5 und ihre Schwestermodelle wurden von 1969 bis 1973 hergestellt. Es gab die Modellvarianten R 75/5 (750 cm³, 37 kW/50 PS), R 60/5 (600 cm³, 30 kW/40 PS) und speziell als Behördenmodell die BMW R 50/5 (500 cm³, 24 kW/32 PS). Die R 75/5 war mit knapp 180 km/h eines der schnellsten Serienmotorräder der damaligen Zeit. Sie entsprang den Bemühungen von BMW, den stärkeren Motorrädern der Konkurrenz (z.B. Norton, Moto Guzzi, Laverda, Honda CB 750, Harley-Davidson) Paroli zu bieten. BMW reagierte damit gerade noch rechtzeitig auf die neue Nachfrage nach Sportmotorrädern, nachdem der Absatz der veralteten Schwingenmodelle fast zum Erliegen gekommen war.
Die sogenannte "Strich-Fünf"-Baureihe löste die "Vollschwingen-BMW" der Bauzeit ab 1955 ab. Sie war für BMW eine komplette Neuentwicklung, keine bloße Modellpflege. Der Rahmen war den Norton-Federbettrahmen nachempfunden, die damals als Referenz im Rahmenbau galten. Sie gehörte fahrwerksseitig zu den besten Maschinen der damaligen Zeit und konnte dadurch, trotz geringerer Motorleistung, mit stärkeren Maschinen, wie der Honda CB750 (die bei weitem nicht so gut lag) durchaus mithalten, was auch am geringen Gewicht der Maschine lag. Auch die Motoren waren komplette Neukonstruktionen mit Gleitlagerung der Kurbelwelle statt Rollenlagerung der Vorgänger, und im Fall der R 75/5 mit größerem Hubraum und Mehrleistung ausgestattet. Mit vergleichsweise geringer Literleistung waren sie auf Durchzug und Langlebigkeit ausgerichtet. Maschinen mit weit über 100.000 km Laufleistung ohne Überholung waren und sind keine Seltenheit.
Die R 75/5 als Spitzenmodell war zudem die erste BMW mit den Bing-Gleichdruckvergasern, die damals im Motorradbau noch nicht allgemein üblich waren. Versuche hatten ergeben, dass die direkte Betätigung solch großer Schieber-Querschnitte per Bowdenzug nachteilig war, zum "Verschlucken" und zum Zusammenbrechen der Spritvernebelung führen konnte. Also baute man eine kleine Drosselklappe in jeden Vergaser und betätigte den großen Schieber indirekt über eine druckdifferenz-betätigte Membran, ein Bauprinzip, das im Automobilbau üblich war.
Die Modelle erhielten die damals allgemein übliche Duplex-Trommelbremse im Vorderrad. Scheibenbremsen gab es erst mit Einführung der /6-Modelle ab Ende 1973. Hinten ist eine übliche Vollnaben-Simplexbremse montiert. Alle Modelle verfügen über Vierganggetriebe und einen Kardanantrieb zum Hinterrad. Erstmals waren die Motoren neben dem Kickstarter mit einem elektrischen Anlasser ausgerüstet (bei der R 50/5 als Option). Die Rahmen waren nicht mehr seitenwagen-tauglich. Damals noch unüblich auch war die Ausrüstung der Maschinen mit H4-Scheinwerfern.
Neu für BMW war die Optik. Man hatte die traditionelle Linie der 50er Jahre, mit den horizontal liegenden Schalldämpfern und der schwarzen Farbe verlassen, und bot erstmals popige Farben an. Der Tank wurde in drei verschiedenen Versionen angeboten. Üblich war der große, etwas eckig wirkende 24-Litertank. Seltener gabe es das elegantere, kleine 17-Liter Exemplar und die seltenste Variante (eigentlich nur für den US-Export) war der 17-Litertank mit den seitlichen Chromblenden, den es nur 1972 und 1973 gab und der heute eine Rarität ist.
Wie bei BMW üblich, flossen im Laufe der Produktionszeit viele Verbesserungen in die Serie ein. Die größte Zäsur fand 1973, kurz vor Produktionsende statt, als die Hinterradschwinge, und damit der ganze Hinterbau verlängert wurden, um den Geradeauslauf bei schneller Autobahnfahrt zu stabilisieren (Langschwinge). Dies deutete bereits auf den Nachfolger, die /6-Baureihe hin, die Ende 1973 in Produktion ging. Die R 75/5 wurde von der R 75/6 und die R 60/5 von der R 60/6 abgelöst. Das 500er Modell bekam keinen Nachfolger mehr. Über der 750er Maschine bot die Nachfolge-Baureihe zwei hubraumstärkere 900er Modelle an, die R 90/6 mit 60 PS und die R 90 S mit 67 PS.
Siehe auch Liste der BMW-Motorräder.
[Bearbeiten] Technische Daten
R 50/5 | R 60/5 | R 75/5 | |
---|---|---|---|
Bohrung | 67 mm | 73,5 mm | 82 mm |
Hub | 70,6 mm | ||
Hubraum | 498 cm³ | 599 cm³ | 749 cm³ |
Leistung | 24 kW / 32 PS | 30 kW / 40 PS | 37 kW / 50 PS |
vmax | 140 km/h | 160 km/h | 175 km/h |
Leergewicht ohne Benzin | 190 kg | 190 kg | 195 kg |
Gesamtgewicht | 398 kg | ||
Tankinhalt | 17 oder 24 l |
[Bearbeiten] Literatur
- Hans-Jürgen Schneider, BMW R 45 - R 100 RS ab Baujahr 1976, BLV Auto-und Motorradpraxis, München Wien Zürich 1984
- Morley/Woollett, BMW, Heel Verlag, Königswinter, 1994
- Das Motorrad 20, Motor-Presse-Verlag, Stuttgart, 6. Oktober 1973
- Hans-Joachim Mai, 1000 Tricks für schnelle BMWs, 11. Aufl. 1988, Motorbuch-Verlag, Stuttgart
[Bearbeiten] Weblinks
R 75/5 (auf englisch)