Boule de suif
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Boule de suif ist eine 1880 geschriebene Novelle von Guy de Maupassant.
[Bearbeiten] Inhalt
Während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 versuchen zehn Menschen in einer Postkutsche aus der von den Preußen besetzten Normandie nach Le Havre zu fliehen um sich von dort aus nach England abzusetzen.
Diese Gruppe von Flüchtlingen stellt einen Querschnitt durch die Bevölkerung dar. Von der Bourgeoisie über "les nobles" bis hin zu zwei Nonnen, die den Klerus vertreten, sind alle Gesellschaftsschichten vertreten. Sogar die Befürworter einer Demokratie sind durch "Cornudet den Demokraten" repräsentiert. Den Abschluss bildet die Prostituierte "Boule de suif" (dt. Fettklößchen), welche auch die Hauptperson der Geschichte ist.
Der weitere Verlauf der Handlung zeigt nun eine Entwicklung in der Beziehung zwischen "Boule de suif" und den vornehmen Bürgern der Reisegesellschaft, beginnend mit Verachtung seitens der wohlhabenden Bürger.
Dies ändert sich aber schon bald nach der Abfahrt der Kutsche: Weil keiner in der Gruppe Proviant eingepackt hat, sind diese dann doch sehr froh, dass "Boule de suif" ihre Vorräte mit ihnen teilt; die Beziehung verbessert sich spürbar. In einem Gasthaus, welches der Reisegruppe als Nachtunterkunft dienen soll, stoßen sie auf einen preußischen Offizier, der sie erst weiter fahren lassen will, nachdem er die Dienste "Boule de suifs" in Anspruch genommen hat. Diese fühlt sich jedoch in ihren patriotischen Gefühlen verletzt und verweigert sich ihm.
Ab diesem Punkt verschlechtert sich das Klima zwischen den Reisenden wieder, denn die Mitreisenden bewundern die Prostituierte nicht für ihre Standhaftigkeit, sondern fühlen sich gestört, weil sie ja durch diesen Widerstand an der Weiterfahrt gehindert werden.
Durch subtile Hinweise auf die Pflicht der Frauen sich zu opfern, durchmischt mit Beispielen aus Geschichte und Religion, bringen sie "Boule de suif" schließlich doch dazu, dem Wunsch des Offiziers nachzugeben, weshalb es ihnen dann auch gestattet wird, weiterzufahren. Aber anstatt dass man ihr dankbar ist, wird "Boule de suif" am nächsten Tag verachtet und ausgelacht und man behandelt sie wieder als Prostituierte, mit der anständige Menschen nichts zu tun haben.
In der letzten Szene sitzt "Boule de suif" weinend mit den anderen in der Kutsche. Diesmal hat sie vergessen, Proviant einzupacken, doch die anderen teilen nicht mit ihr. Auch Cornudet steht nicht mehr komplett auf ihrer Seite, da sie ihm verweigert hat ihre Dienste in Anspruch zu nehmen, es dem Offizier aber am Ende doch erlaubt. Also singt er lauthals die "Marseillaise", um alle Anwesenden zu ärgern ("...amour sacré de la patrie...").