Christen im Irak
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Die Christen im Irak bilden von jeher nur eine religiöse Minderheit, die einer andersgläubigen Mehrheit, seit dem 7. Jh. dem Islam, gegenübersteht. Kirchengeschichtlich entstammen sie überwiegend dem syrischen (alias aramäischen), daneben vor allem dem armenischen Christentum.
Die wichtigsten heutigen Kirchenorganisationen sind:
- Das Patriarchat von Babylon der Chaldäisch-Katholischen Kirche mit ostsyrischer Liturgie, z. T. in arabischer Sprache. Ihre Mitglieder werden Chaldäer genannt. Der Patriarch steht zugleich der Diözese Bagdad vor. Weitere Bistümer sind: Alqosh, Amadiya, Aqra, Arbela, Basra, Kirkuk, Mosul, Zaku. Ein Patriarchalseminare gibt es in Bagdad, ein von den Dominkanern geleitetes in Mosul.
- Die Assyrische Kirche des Ostens und deren Absplitterung Alte Kirche des Ostens mit ostsyrischer Liturgie. Ihre Anhänger bezeichnen sich vorzugsweise als Assyrer. Für sie wirken Bischöfe in Bagdad, Duhak, Kirkuk und Mosul, darunter Katholikos Addai II.
- Die Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien, im hiesigen Gebiet vormals organisiert als „Maphrianat des Ostens“, mit westsyrischer Liturgie. Ihre Angehörigen nennt man heute, besonders in der Diaspora, gerne Aramäer. Sie haben Bischöfe mit Sitz in Bagdad, im frühkirchlichen Kloster Mor Mattai, in Mosul und ebendort ein Seminar.
- Die Syrisch-katholische Kirche besitzt ein Erzbistum in Bagdad und eines in Mosul.
- Die Armenische Apostolische Kirche mit einem Erzbistum des Katholikats Etschmiadsin in Bagdad mit armenischer Liturgie.
- Die Armenisch-Katholische Kirche mit einem Erzbistum in Bagdad mit armenischer Liturgie.
Daneben gibt es im Irak mehrere Diasporagemeinden, darunter lateinische Katholiken und verschiedene protestantische Gruppierungen.
[Bearbeiten] Siedlungsgebiete
Nach den Mongoleneinfällen zogen sich die Christen des heutigen Irak auf den Norden zurück, das Hakkari-Gebirge, Wohnsitz der semi-autonomen Assyrer-Stämme, und die Ebenen von Mossul und Urmia (Iran). Im Gefolge des 1. Weltkrieges wurde das Gebirge und das Gebiet um Urmia von Christen weitgehend entvölkert. Die Überlebenden flüchteten z. T. in das Ausland (Syrien, UdSSR, USA usw.). In der 2. Hälfte des 20. Jh. zogen die Christen des Irak zunehmend in die sicher scheinenden Städte, auch in die Hauptstadt Bagdad, das zu einem wichtigen Christenzentrum wurde, in dem sich auch die Kirchenführungen niederließen. Im Gefolge der jüngsten Irakkriege ist, neben Flucht oder Auswanderung in fremde Staaten, ein erneuter Rückzug in den nördlichen Landesteil zu beobachten.
[Bearbeiten] Gegenwartslage
Unter dem Regime von Saddam Hussein hatte die Religionsfreiheit der Christen einen verhältnismäßig hohen Stand. Seiner Regierung gehörten auch christliche Minister wie der Chaldäer Tariq Aziz an. Der derzeitige Krieg im Irak macht nach Mitteilung chaldäisch-katholischer Bischöfe die dortige Lage der Christen immer bedrohlicher. Nach Schätzung des Weihbischofs Andreos Abouna sind von zuvor 1,4 Mio Christen jetzt nur noch 600 000 in ihrer irakischen Heimat verblieben. Erzbischof Louis Sako von Kirkuk teilt mit, lediglich im Kurdengebiet sei die Situation noch erträglich. „Es gibt dort Städte. in denen sich die Zahl der Christen innerhalb von drei Jahren verdoppelt hat“ (Christ in der Gegenwart 58, 2006, 370).