Diskussion:Christian Führer
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Vielleicht kann jemand sein Engagement für die im Irak entführten und mittlerweile wohl wieder freigelassenen Leipziger Ingenieure in den Text einfügen? Ich weiß da leider zu wenig Details. --80.137.50.60 22:22, 2. Mai 2006 (CEST)
Aufschlußreich für den Artikel scheint mir die Literaturangabe - ein Roman, Erich Loests Nikolaikirche, als Quelle weiterführender Nachrichten aus dem Leben des Pfarrers Führer? Der Zusammenhang ist freilich gegeben. Denn der Roman markiert einen Höhepunkt einer Legendenbildung,deren betörende Aura des Pfarrers Erinnerungsvermögen nachhaltig betäubt zu haben scheint. Es mag dem Bedürfnis geschuldet sein, historischen Prozessen ein Gesicht zu geben, daß Führer - gleichsam pars pro toto- für den Aufstand und die Aufständigen von 1989 zu stehen kam, daß er sich diese Rolle zuspielen ließ, ist indes durchaus verwunderlich.
Wie bedeutend sein Beitrag zur Anreicherung der DDR Gesellschaft mit Zivilcourage war, bleibe dahingestellt; er tat und wagte, was viele Pastoren auch außerhalb der Messestadt taten und wagten- Hut ab! Aber- und das täte seiner Bedeutung keinen Abbruch, sofern er nur dazu stünde- sein Verhältnis zu denen, die die Staatsführung und Staatssicherheit gezielt und bewußt herausforderten, zu denen also die mit dem Ruf WIR BLEIBEN HIER eine unverhohlene Kampfansage formulierten, war äußerst gespannt. Diese Gruppen aus den das Friedensgebet tragenden Kreisen auszugrenzen, war sein stetes Bemühen - ein Bemühen, das sich vielleicht rechtfertige zumindest aber verstehen läßt. Niemand wußte damals, daß die Sache gut ausgehen werde und die Frage, wie lange der Staat die Nische Kirche, als Aktionsbasis einer immer unverhohlener agierenden Opposition dulden würde stand ebenso im Raume, wie eine nicht zu vernachlässigende Zahl bibelfester Christen, die ihre Gemeinde in der Gefahr sahen, das politische Mandat weit zu überziehen und so verweltlicht zu werden. Führer stand in diesem Spannungsfeld ziemlich weit neben denen, die, indem sie fortgesetzt Öl ins Feuer gossen, das gesellschaftliche Klima auf die revolutionsaulösende Betriebstemperatur brachten. Ob seine - wie gesagt - verständlichen Versuche, diese Provokateure aus der für alle offenen Nikolaikirche zu drängen, auch hinsichtlich der Art des Vorgehens zu rechtfertigen waren, dürfte wenigstens zweifelhaft sein. Etliche dieser herzerfrischend leichtsinnigen Staatsfeinde, waren damals im Theologischen Seminar Leipzig eingeschrieben. Als Kirchenmänner (und Frauen) in spe, genossen sie einen gewissen Schutz. Das Ansinnen, sie aus dieser Freistatt zu stoßen, ist jedenfalls erwogen worden und - hier jedoch mag ich mich täuschen- in einem Fall wohl auch exekutiert worden. Ob diese Reaktion von Führer ins GHespräch gebracht wurde, weiß ich nicht, billigend in Kauf genommen hat er sie, sie schien ihm so angemessen, wie die vom Superintendenten Magirius hangreiflich durchgesetzte Zensur eines Friedensgebetes.
Die Nikolaikirche war die Bühne, auf der sich die Akteure des Leipziger Herbstes präsentierten, Brennpunkt der Konspiration war sie nicht. Als diese Menschen im Sommer 1989 alles auf eine Karte und sich selbst aufs Spiel setzten, waren sie, wenn überhaupt, kirchlich in der Lukasgemeinde angesiedelt. Deren Pfarrer, Christoph Wonneberger, hat sich mit einer Deutlichkeit zu den Oppositionellen, namentlich der Initiative Friueden und Menschenrechte, gestellt, die ihn an dedn Rand allerschärfster kirchlicher Disziplinierung brachte. Als die DDR fiel, wurde Wonneberger dann wirklich mundtot gemacht, ein Schlaganfall hat das besorgt. Er hatte das Quantum Mut oder eben Leichtsinn an dem es Führer fehlte. Ein Defizit, das man Führern nicht vorwerfen kann, weil es eben nicht ethischer Natur ist. Ethischer Natur ist aber der Mangel an Mut, der den Pfarrer daran hindert, zugunsten der Mutigeren vom Sockel zu steigen. Stellvertretend seien dafüpr gennant: Kathrin Hattenhauer, Rainer Müller, Thomas Rudolph, Gesine Oltmanns, Uwe Schwabe, Jochen Lässsig ( m. E. der auf Wunsch der Staatssicherheit vom Theologischen Seminar Leipzig Exmatrikulierte). Pfarrer Führer ist ganz bestimmt keine Symbolfigur der sog. friedlichen Revolution. Die Leipziger Oktoberrevolution hatte keinen Lenin und überhaupt keinen Führer. Sie kam ins Rollen, weil und als es einigen erstaunlich unerfahrenen jungen Leuten gelang, die durch und durch kranke DDR in eine akute Krise zu treiben.