Cranachhöfe Wittenberg
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Berühmt wurde Lucas Cranach d. Ä. durch seine Gemälde. Er war eine der vielseitigsten Persönlichkeiten der Reformationszeit in Wittenberg. Er lebte 40 Jahre in Wittenberg, wo er bleibende Spuren hinterließ. So befinden sich in der Lutherstadt Wittenberg zwei seiner Wohnhäuser, die sog. Cranachhöfe, in denen sich seine Werk- und Wirkstätten befanden. An diesen baugeschichtlich interessanten Denkmälern der Renaissance ist eine Geschichte von 500 Jahren ablesbar. Sie vereinen die Geschichte eines der berühmtesten Bürger der Lutherstadt Wittenberg mit der Baugeschichte zweier Häuser.
[Bearbeiten] Markt 4
Das direkt gegenüber dem Rathaus gelegene Gebäude war das erste, das Cranach vor 1507 teilweise und bis 1527 ganz in seinen Besitz brachte. In ihm richtete er 1520 eine Apotheke ein. In dieser handelte er mit Sandstein, Papier, Farben, Zucker, Wachs und Gewürzen und übte den Weinhandel aus. Das Gebäude gilt als das Geburtshaus Lucas Cranachs d. J. und Benedikt Carpzovs (Begründer des deutschen Strafrechts). Nach dem Weggang des Vaters leitete Lucas Cranach d. J. den Werkstattbetrieb eigenständig und erfolgreich weiter. 1533 bis 1535 erfuhr das Gebäude eine durchgreifende Erneuerung. Der gewölbte Längsflur im Erdgeschoss und die Fenstergewände stammen noch aus der Cranachzeit. 1541 erhielt das Haus der Schwiegersohn Lucas Cranachs d. J. , Caspar Pfreundt, dem die Hofanlage zuzuschreiben ist. Der Rokokostil prägte die Neugestaltungen um das Jahr 1771. Das dritte Obergeschoss wurde aufgestockt und das untere Dachgeschoss ausgebaut. Weitere Veränderungen im 19. und 20. Jahrhundert haben dazu geführt, dass über die Raumaufteilung zur Cranachzeit nur noch spekuliert werden kann. Während der umfangreichen Restaurierung des Ensembles ab 1995 wurden wertvolle Renaissancemalereien an Decken und Wänden entdeckt. Die Cranach-Stiftung zeigt in den Räumen des Erdgeschosses und der ersten Etage Wechselausstellungen. Zudem ist der Hof ein lebendiger Ort für Handwerk, Handel und Kommunikation geworden.
[Bearbeiten] Schloßstraße 1
1513 erwarb Cranach das Grundstück, auf dem er das damals größte Wittenberger Privathaus errichten ließ. 1540 ließ Lucas Cranach d. Ä. nach seinen Vorstellungen Haus und Anwesen umbauen. Während das Vorderhaus Wohnzwecken vorbehalten blieb, beherbergte der linke Seitenflügel die von Cranach und Christian Döring gegründete Buchdruckerei. Im Quergebäude, das den Hof des Hauses beschließt, befand sich die berühmte Malwerkstatt. Der Überlieferung nach soll Cranachs „Malerakademie” in 84 heizbaren Zimmern und 16 Küchen untergebracht gewesen sein. Nachdem das Haus 1544 in den Besitz Lucas Cranachs d. J. gekommen war, fanden im späten 16. Jahrhundert einige Umbauten statt. Zwei Zwerchhäuser aus dieser Zeit auf der Traufenseite wurden aber bei der Belagerung von 1760 zerstört. 1773 erfolgten Erneuerungsarbeiten, sechs Jahre später zog hier die „Churf. Sächs. Privil. Apotheke zum Adler" ein, die seit Cranachs Zeiten im Gebäude Markt 4 untergebracht war und auf die das Adlerrelief an der Nordostecke verweist. Ein drittes Obergeschoss erhielt das Gebäude erst 1830. Nach schweren Brandschäden 1871 gab es weitere bauliche Veränderungen. Dabei wurde das Durchfahrtsportal an das Westende des Hauses verlegt. In der Hofmitte befindet sich ein Röhrwasserbrunnen und am 27. November 2005 wurde das Denkmal Lucas Cranachs d. Ä. feierlich eingeweiht.
[Bearbeiten] Literatur
- Lucas Cranach d. Ä. und die Cranachhöfe in Wittenberg, hrsg. von der Cranach-Stiftung. Halle/Saale: Mitteldeutscher Verlag 1998. ISBN 3-932776-09-7