Dampfeisbrecher Stettin
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Eisbrecher | ||
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Schiffsdaten | ||
Name: | STETTIN | |
Kiellegung: | 31. August 1932 | |
Stapellauf (Schiffstaufe): | 7. September 1933 | |
Fertigstellung: | 16. November 1933 | |
Bauwerft: | Oderwerke Stettin | |
Baunummer: | 769 | |
Besatzung: | 22 | |
Anzahl der Fahrgäste: | max. 130 (als Traditionsschiff) | |
Eigner: | Dampf-Eisbrecher STETTIN e.V., Hamburg | |
Bereederer: | ehemals Industrie- und Handelskammer, Stettin | |
Klasse: | Germanischer Lloyd 100 A5 K E | |
Heimathafen: | Hamburg | |
Herstellungspreis: | 574.000 RM | |
Unterscheidungssignal: | DBCR | |
Technische Daten | ||
Bruttoraumzahl: | 783 | |
Nettoraumzahl: | 235 | |
Verdrängung: | 1.138 t | |
Länge über alles: | 51,75 m | |
Länge zwischen den Loten: | 46,05 m | |
Breite über alles: | 13,43 m | |
größter Tiefgang: | 6,01 m | |
Seitenhöhe: | 6,45 m | |
Spantenabstand: | 27,5 bis 37,5 cm | |
Plattendicke im Eisbereich: | 2,4 cm | |
Plattenverbindungen: | ca. 95.000 Niete | |
Maschine | ||
Antrieb: | Dreizylinder-Dreifachexpansions-Kolbendampfmaschine mit Stephenson-Exzentersteuerung | |
Dampfsteuerung: | durch 2 Kolbenschieber und 1 Flachschieber (Niederdruckzylinder) | |
Bauhöhe Maschine: | 5.900 mm | |
Baulänge Kurbelwelle: | 5.800 mm | |
Kolbenhub: | 900 mm | |
Maschinenleistung: | 2.200 PSi bei 115 U/min | |
Propeller: | 1, Durchmesser 4.200 mm | |
Höchstgeschwindigkeit: | 14,2 kn/h | |
Hilfsmaschinen: | 13, alle dampfgetrieben (Rudermaschine, Ankerwinde, Verholwinde, Lichtmaschine(Spilling Dampfmotor), Turbogenerator, 2 Kesselspeisepumpen mit Eko (Ekonomizer = Speisewasser-vorwärmung), Nassluftpumpe, Feuerlöschpumpe, Allgem. Dienstpumpe, Kühlwasserpumpe (Zirkuline), Lenzpumpe, Kesselgebläse) |
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Kessel: | 2 Schiffs-Flammrohrkessel (sog. Schottische Großwasserraumkessel) mit je 3 Feuerungen (sog. Morrison-Flammrohre)und Luvo (Luftvorwärmer für Verbrennungsluft) | |
Durchmesser: | 4.200 mm | |
Länge: | 3.265 mm | |
Inhalt je Kessel: | 24 t Süßwasser | |
Rostfläche je Kessel: | 5,1 m² | |
Heizfläche je Kessel: | 217,73 m² | |
Dampfleistung: | 5,8 t/h | |
Höchstzulässiger Betriebsdruck: | 14,5 bar | |
Dampftemperatur dabei: | 196° C | |
Inhalt Kohlebunker: | 186 t | |
Verbrauch: | 600 - 1000 kg/h | |
Brennstoff: | Steinkohle (Gasflammkohle) | |
Feuerung: | handbeschickte Planrostfeuerung | |
Verbrennungsluft: | Künstlicher Zug mittels Windkarre (Gebläse) |
[Bearbeiten] Geschichte und Konstruktion
Der Dampf-Eisbrecher STETTIN wurde 1933 von den Oderwerken Stettin als Baunummer 769 für die Industrie- und Handelskammer Stettin gebaut, um den Seeweg Stettin-Swinemünde sowie die Zufahrten zum Haff in strengen Eiswintern schiffbar zu halten, da Stettin wirtschaftlich stark von der Seefahrt abhängig war.
Die Konstruktion zeigte erstmals in Deutschland den in Finnland entwickelten sog. Runeberg-Steven, der bewirkt, dass sich das Schiff nicht mehr nur - wie bei den früher gebauten Eisbrechern mit Löffelbug - mit seinem Rumpf auf das Eis schiebt und es nur durch sein Gewicht zerdrückt. Beim Runebergsteven zerteilt vielmehr eine Schneidspante das Eis, das dann seitlich abgebrochen wird. Diese Stevenform hat die weitere Entwicklung des Eisbrecherbaus maßgeblich beeinflusst.
Obwohl in den dreißiger Jahren schon lange Dieselmotoren bekannt waren, wurde die STETTIN bewusst mit einer Dampfmaschine ausgestattet, da diese den Vorteil einer sehr schnellen (innerhalb von 3 Sekunden) Umsteuerung der Maschine von Vorwärts- auf Rückwärtsfahrt bietet.
Dies war beim Manövrieren im Eis und beim Freibrechen von festsitzenden Schiffen von großer Bedeutung. Außerdem wurden die Stettiner Eisbrecher durch die Reederei Braeunlich betreut, die im Sommer einen Seebäderdienst entlang der Ostseeküste unterhielt. Deren Schiffe hatten entsprechende Antriebsanlagen. Das technische Personal wechselte also im Herbst auf die fünf Eisbrecher und brauchte nicht entlassen zu werden. Auf den Eisbrechern fanden sie dann eben gleiche Anlagen vor, die ihnen von den Seebäderschiffen her geläufig waren. Diese Kooperation hat bis zum Kriegsende 1945 hervorragend funktioniert.
Mit der besonderen Rumpfform und einer Maschinenleistung von max 2.200 PSi (indizierter, am Zylinder gemessener Leistung) konnte die STETTIN Eis bis zu einer Dicke von 0,5 m bei einer konstanten Geschwindigkeit von 1-2 kn brechen. Bei größeren Eisstärken musste "geboxt" werden, d.h. das Schiff fuhr mehrere Anläufe, bis das Eis nachgab. Zum Betrieb des Schiffes war eine Besatzung von 22 Mann erforderlich.
Zwischen 1933 und 1945 war die STETTIN auf der Oder zwischen Stettin und Swinemünde sowie auf der Ostsee im Einsatz. 1945 war sie noch an der Evakuierung von Flüchtlingen über die Ostsee beteiligt. Nach 1945 war sie für das Wasser- und Schifffahrtsamt Hamburg auf der Elbe tätig. Ihr Liegeplatz war der Bauhof Wedel.
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1981 sollte sie wegen Unwirtschaftlichkeit verschrottet werden. Durch die Bildung eines Fördervereins konnte das Schiff mit tausenden von Arbeitsstunden und großzügigen Sponsoren am Leben gehalten werden. Es hat heute den Status eines technischen Kulturdenkmals und liegt am Anleger Neumühlen, beim Museumshafen Oevelgönne in Hamburg. Während der Sommermonate führt die STETTIN Fahrten für Gäste im Rahmen von Großveranstaltungen wie Hamburger Hafengeburtstag, Kieler Woche, Flensburger Dampf-Rundum oder Hanse Sail Rostock durch, kann aber auch gechartert werden.
[Bearbeiten] Literatur
Prager/Ostersehlte: Dampfeisbrecher Stettin - seine Vorgänger und Nachfolger, 1986, ISBN 3-925769-00-5
Lassnig: J.F. Braeunlich - Eine Stettiner Reederei, 1999, ISBN 3-931129-21-7
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Dampfeisbrecher Stettin – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |