Das Brot der frühen Jahre
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Das Brot der frühen Jahre ist eine Erzählung von Heinrich Böll, entstanden im Sommer 1955. Die Erzählung erschien erstmals 1955 in Köln und Berlin bei dem Verlag Kiepenheuer & Witsch. Der Band hatte 140 Seiten und war mit einem Original-Leineneinband versehen.
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[Bearbeiten] Inhalt
Böll selbst fasste die Erzählung mit folgenden Worten zusammen: Es ist die Geschichte eines jungen Mannes, der jetzt 24 ist, am Kriegsende 13 oder 14 war, in die Stadt kommt, zunächst hungert, dann aber >mitmischt<, auf Karriere setzt, diese sogar macht – und dann durch die Liebe zu einem jungen Mädchen in eine andere Richtung gezogen wird.[1]
Der Protagonist Walter Fendrich berichtet in der Retrospektive von seinem bisherigen Leben und dem Tag, an dem dieses eine entscheidende Wende nahm. Es war der Tag, an dem er der aus seiner Heimat stammenden Hedwig Muller begegnet, die zum Studium in die Stadt zieht. Walter, der den Hunger und die Ausbeutung der Nachkriegsjahre miterlebt hat und nunmehr die Menschen nur noch nach ihrer Großzügigkeit einordnet, findet in Hedwig zum ersten Mal einen Menschen, den er bedingungslos lieben kann.
Böll zeichnet in dieser Erzählung das Bild eines durch die Nöte des Krieges abgestumpften Mannes. Ein Mann, der das animalische in seinen Leidensgenossen erkennt, ohne es zu verurteilen; er selbst hat im Krieg dieses Animalische in sich gespürt. Der Hunger hat ihn zu jenem Wolf gemacht, zu einem Wesen dessen einziger Lebensdrang die Überwindung der stumpfen Leere des knurrenden Magens war. Die einzige sozialisierende Komponente in seinem Leben war das sichtliche Leid der Mutter, die, selbst totkrank und ausgehungert ihm noch den letzten Bissen Brot überlassen möchte. Sie ist es, die in all dem Wahnsinn objektiv bleibt.
So hat Walter jedenfalls seine Mutter in Erinnerung, sie scheint letztlich die Grundlage zu sein, die soziale Komponente, die in ihm das Auferstehen der Liebe ermöglicht. Das junge Mädchen ist die Tochter eines ehemaligen Lehrers, von ihm wird er gebeten, ein Zimmer für sie zu mieten.
Es passiert in dieser Erzählung reichlich wenig, vielmehr ist das Erscheinen des jungen Fräuleins Anlass, all die Dinge zu erkennen, denen er seit Jahren einsam gegenüber steht, die ihn trotz finanzieller Sicherung einsam gemacht haben. Dies möchte er nun ändern... (hier endet schließlich die Erzählung)
[Bearbeiten] Übersetzungen
- bulgarisch unter Chljabat na predisnite godini
- türkisch Ilk yillarin ekmegi
- englisch The bread of those early years (1957)
- spanisch El pan de los años mozos
- niederländisch Het brood van mijn jeugd
- portugiesisch O pão dos anos jovens
- kroatisch Kruh ranih godina
- dänisch Brødet i de unge °ar (1967)
- französisch Le Pain des jeunes années (1962)
- italienisch Il pane dei verdi anni e altri racconti (1961)
- tschechisch Chléb mladých let (1959)
- russisch Chleb rannich let (1958)
- schwedisch Ungdomens bröd (1957)
- polnisch Chleb najwcze´sniejszych lat (1957)
[Bearbeiten] Verfilmung
Die Erzählung wurde im Jahr 1961 durch den Regisseur Herbert Vesely nach einem Drehbuch von Böll und Leo Ti verfilmt. In den Hauptrollen sind die Schauspieler Christian Doermer, Karen Blanguernon und Vera Tschechowa zu sehen. Der Film erhielt das Prädikat: besonders wertvoll und an weiteren Auszeichnungen fünf Filmbänder (Gold für beste Nachwuchsregie, beste Kamera, beste Filmmusik, beste Darstellerin, Silber für einen abendfüllenden Spielfilm)
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Witsch, J. C.: Briefe 1948-1967, hrsg. v. Kristian Witsch, mit einem Vorwort von Manès Sperber, Köln 1977, S.68
[Bearbeiten] Literaturhinweise
- Erste Ausgabe: Köln: Kiepenheuer & Witsch, 1955.
- heute lieferbar: dtv-Taschenbuchausgabe.
- Manfred Durzak: Symbolisches Erzählen: "Das Brot der frühen Jahre". In: M. D.: Der deutsche Roman der Gegenwart. 3., erweiterte und veränd. Aufl. Kohlhammer, Stuttgart 1979. S. 85-97.
- Christine Hummel: "Das Brot der frühen Jahre". In: Heinrich Böll. Romane und Erzählungen. Interpretationen. Reclam, Stuttgart 2000. S. 137-148.
- Margret Stone: Heinrich Böll. Das Brot der frühen Jahre. 2. Aufl. München 1986.