Der kleine Herr Friedemann
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Der kleine Herr Friedemann ist eine Novelle von Thomas Mann. Sie entstand im Jahre 1896 und erschien 1898 in Manns gleichnamiger Novellensammlung.
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[Bearbeiten] Inhalt
Die Novelle erzählt in fünfzehn Kapiteln die Lebensgeschichte des buckligen Johannes Friedemann von dessen Kindheit im elterlichen Haus bis zu seinem Selbstmord im Alter von dreißig Jahren.
Bereits in der Schulzeit wird dem Krüppel bewusst, dass seine Behinderung ihn vom „Leben“, den körperlichen Freuden des Lebens ausschließt. Er schafft sich seine eigene Welt, zieht sich zurück in Literatur und Musik. Dieser Rückzug sichert ihm ein ruhiges und geregeltes Leben. Doch dann zieht in die Stadt, in der er lebt, Gerda von Rinnlingen, eine auffallend schöne Frau, mit ihrem Ehemann. Friedemann empfindet sofort eine starke Zuneigung zu ihr. Den hereinbrechenden, sich überschlagenden Gefühlen ist er hilflos ausgeliefert. Er fühlt sich krank und nicht mehr wie er selbst. Bei einem Empfang im Hause Rinnlingen gesteht er Gerda von Rinnlingen schließlich seine Liebe. Sie stößt den Krüppel verächtlich von sich. Johannes Friedemann ertränkt sich daraufhin.
[Bearbeiten] Selbstkommentar Thomas Manns
Die Hauptfigur ist ein von der Natur stiefmütterlich behandelter Mensch, der sich auf eine klug-sanfte, friedlich-philosophische Art mit seinem Schicksal abzufinden weiß und sein Leben ganz auf Ruhe, Kontemplation und Frieden abgestimmt hat. Die Erscheinung einer merkwürdig schönen und dabei kalten und grausamen Frau bedeutet den Einbruch der Leidenschaft in dieses behütete Leben, die den ganzen Bau umstürzt und den stillen Helden selbst vernichtet. [On Myself]
[Bearbeiten] Thomas Manns Motiv der „Heimsuchung“
Thomas Mann hat diesen Einbruch der Leidenschaft in ein behütetes Leben "Heimsuchung" genannt. Sie wird in Der Tod in Venedig wieder gestaltet. In den Josephsbänden ist es Potiphars Weib, das von einer zerstörerischen Liebe zu Joseph (Joseph in Ägypten) heimgesucht wird. Spielerisch einmontiert ist das Motiv der Heimsuchug in Doktor Faustus. Es taucht in der Binnenerzählung der Frau Schweigestill [Kapitel XXIII] über ein junges Mädchen aus der gesellschaftlichen Oberschicht auf, das sich kopfüber in einen schmucken Chaffeur verliebt hat und von ihm geschwängert worden ist - vor dem ersten Weltkrieg ein Verhängnis, das letztendlich zum Verlöschen dieses jungen Lebens führt. „“