Die Daltons (Comicfiguren)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Daltons sind Figuren aus der Comic-Reihe Lucky Luke von Maurice de Bevére (Morris) und René Goscinny. Die aus den vier Brüdern Joe, William, Jack und Averell Dalton bestehende Verbrecherbande ist den historischen Dalton- Brüdern nachempfunden. Im Lucky-Luke-Album Vetternwirtschaft (Les Cousins Dalton) werden die Daltons als Vettern der historischen Bob, Grat, Bill und Emmett Dalton eingeführt. Dass die Brüder Dalton französische Vorfahren (D’Alton) hatten und der Name der Stadt Coffeyville auch französisch klingt, könnten Beweggründe für Morris gewesen sein, sie 1952 als die ersten historischen Figuren mit Lucky Luke agieren zu lassen.
Die Daltons agieren in vielen Lucky-Luke-Alben als Gegenspieler des Titelhelden. Oft beginnen die Geschichten mit einem Ausbruch der Brüder aus dem Gefängnis; Lucky Luke spürt sie natürlich stets auf und sorgt dafür, dass sie wieder eingesperrt werden.
Die Brüder Dalton sind jeder verschieden groß. Die Differenz beträgt jeweils etwa einen Kopf. Meistens treten sie in einer Linie angeordnet auf, entweder nebeneinander oder hintereinander, und zwar stets der Größe nach geordnet, unabhängig davon, ob sie zu Fuß oder zu Pferd unterwegs sind, ob sie gemächlich gehen oder flüchten. Anders sind sie nur vereinzelt, situationsbedingt, angeordnet. Die Daltons tragen in der Regel alle die gleiche Kleidung, entweder schwarz-gelb quergestreifte Sträflingsanzüge oder dunkle Hosen und grüne Hemden mit Cowboyhüten, vereinzelt auch Pelzjacken oder sonstiges. Nur vereinzelt kann einer, situationsbedingt, anders gekleidet sein als die übrigen, etwa der verkleidete William in Vetternwirtschaft oder Averell als Guru in Der Prophet. Die Gesichter der Daltons sind identisch.
Aus den Texten, etwa Zitaten der Daltons selber oder anderer Figuren, geht hervor, dass sie eigentlich gefährliche, berüchtigte Verbrecher sind. Dennoch gelingt ihnen in den Geschichten nie eine schwerere Straftat, bei der sie sich nennenswert bereichern oder Personen körperlich schädigen. Vielmehr gehen die versuchten Überfälle meistens schief. Lediglich mit Ausrüstung wie Kleidung, Waffen, Pferden und Nahrung können sie sich nach Ausbrüchen meist erfolgreich auf kriminelle Art versorgen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Joe Dalton
Joe, der kleinste und älteste der Daltons, ist Anführer der Bande. Er ist Choleriker und neigt zu Wutanfällen, die oft durch den bloßen Gedanken an Lucky Luke oder dumme Kommentare seines Bruders Averell ausgelöst werden. Joe hasst Rantanplan, den dummen und gefräßigen Gefängnishund, an den er ab und zu gekettet wird, damit Rantanplan ihn "bewachen" kann. Rantanplan neigt dazu, Joes Wutanfälle als Zuneigung misszuverstehen, was Joe noch mehr in Rage bringt. Wenn er dann seine Wut an dem Hund auslässt, kommt es meist zur Prügelei mit den Gefängniswärtern. Doch auch Joe hat eine Schwachstelle: Seine Mutter. Er erträgt es nicht, dass diese ihm das Nesthäkchen Averell vorzieht und auch nicht zögert Joe, den "gefürchtetsten Banditen des Westens", übers Knie zu legen.
Der Autor Goscinny hat immer Joe als den dümmsten der Brüder bezeichnet. Im ersten Album der Brüder, Vetternwirtschaft, erkennt man dies noch genauer: während seine Brüder jeweils eine Fähigkeit besitzen, die sie Lucky Luke zumindest ebenbürtig erscheinen lassen, wird Joe nur von "purem Hass" geleitet. Er handelt in diesem ersten Band auch dermaßen unüberlegt, naiv und leichtgläubig, dass Goscinnys Aussage besser zu verstehen ist; Joes Wandlung zum cholerischen Anführer kam erst in späteren Bänden.
[Bearbeiten] Averell Dalton
Averell, der größte unter ihnen, gilt gleichzeitig als der Dümmste der Brüder. Wie Rantanplan, der Gefängnishund, denkt er oft und gerne ans Essen, weswegen sich die beiden auch meistens gut verstehen. Averell's Lieblingssatz ist: "Wann gibt's was zu essen?" Averell weiß, dass er dumm ist, hält sich dafür aber für den Schönsten der Daltons. Er ist der Jüngste und deswegen der Liebling von Ma Dalton. Averell hat im Gegensatz zu seinen Brüdern eine ehrliche Seite, die den Daltons immer dann zum Verhängnis wird, wenn es Lucky Luke gelingt, diese Tatsache geschickt auszuspielen: In Gedächtnisschwund (L'amnésie des Dalton) machen ihm die Daltons einen Prozess und geben ihm Averell als Verteidiger, der eine brillante Verteidigungsrede hält. In Die Daltons und der Psycho-Doc (La guérison des Dalton), möchte Averell (angestachelt von Lucky Luke) kein Bandit mehr sein und versucht, auch seine Brüder zu bekehren. Gelegentlich kommen die anderen Brüder auch in Schwierigkeiten, weil sie nicht auf Averell hören. In Die Daltons im Blizzard (Les Dalton dans le blizzard) ist er es, der den Brüdern sagen möchte, dass sie die Waffen in einem Schlitten gelassen haben. In Tortillas für die Daltons (Tortillas pour les Dalton) hat Joe es sich mit Averell verscherzt, so dass er den restlichen Brüdern nicht mitteilt, dass es sich bei einem entführten angeblichen Großgrundbesitzer um Lucky Luke handelt.
Im ersten Band der Daltons, Vetternwirtschaft, wird Averell noch als schusselig, aber durchaus kompetent dargestellt. So ist er an Kraft und Willensstärke Lucky Luke ebenbürtig, die beiden prügeln sich ausgiebig (und verwüsten dabei einen Saloon), ohne dass einer der beiden als Sieger dasteht. Erst in späteren Bänden wird Averell zu dem Trottel stilisiert, als der er bekannt ist.
[Bearbeiten] William und Jack Dalton
William und Jack, die in Größe, Alter und Intelligenz zwischen Joe und Averell liegen, spielen weniger wichtige Rollen. Sie beschränken sich oft darauf, Joe davon abzuhalten, Averell zu erwürgen. Sie haben meist keine so klar definierten Persönlichkeiten und folgen meist nur Joes Anweisungen. In manchen Geschichten spielen sie aber durchaus eigenständige Rollen. William ist der kleinere dieser beiden Charaktere, allerdings ist eines interessant: wenn die beiden als eigenständige Charaktere statt als Lückenbüßer agieren, etwa im zweiten Teil von Vetternwirtschaft oder in Dalton City, tauschen sie ihre Namen, und Jack ist der kleinere der beiden.
[Bearbeiten] William Dalton
Ist meist der Name des zweitkleinsten der Daltons nach Joe, der in Vetternwirtschaft und in Dalton City aber "Jack" heißt. Er ist laut Vetternwirtschaft der beste Schütze der Brüder, ist aber auch dem Glücksspiel (vor allem Russischem Roulette) nicht abgeneigt. Des Weiteren ist er nicht sehr trinkfest, was ihm als Lucky Lukes Leibwächter in Dalton City zum Verhängnis wird. Er spielt leidenschaftlich gerne Banjo, weswegen er dieses bei Zugüberfällen gerne mitgehen lässt (Die Daltons nehmen den Zug)
[Bearbeiten] Jack Dalton
Ist meist der Name des zweitgrößten der Daltons, der in Vetternwirtschaft und in Dalton City aber "William" genannt wird. Er ist ein Meister der Verkleidung und der List, was aber in Vetternwirtschaft zumindest bei Lucky Luke nicht klappt. In Dalton City zeigt sich, dass er der einzige der Brüder ist, der Joes Wutausbrüchen etwas entgegenzusetzen hat (im Gegensatz zu Averell, der sich immer alles gefallen lässt) und dem jüngeren Bruder ebenbürtig ist; Eifersucht, Besitzneid, Sticheleien - dies alles kommt zwischen den beiden in Dalton City zum Vorschein.
Die Eigenständigkeit der beiden Figuren blieb auf diese wenigen Bände beschränkt, so dass sie zu Lückenbüßern wurden, während die Hauptcharaktere der Daltons der cholerische und herrschsüchtige Joe und der dumme und verfressene Averell wurden. Dies ging sogar soweit, dass im letzten von Morris fertiggestellten Band Eine Wildwest-Legende, als sich die Daltons trennten, sie sich nicht in vier Gruppierungen trennten, sondern in drei: Joe, Averell - und Jack/William.
[Bearbeiten] Die Dalton-Verwandtschaft
In einigen Geschichten treten Verwandte der Daltons auf:
- Die "ursprünglichen" Daltons sind den historischen Gebrüder Dalton nachempfunden. Bob, Grat, Bill und Emmett treten in der frühen Geschichte, Hors-la-loi, auf, sterben aber an deren Ende. In der von Morris zuerst gezeichneten und als Taschenbuch veröffentlichten Version wird Bob von Luke direkt erschossen, was dem Alben-Verleger Dupuis zu brutal war. Die Geschehnisse in der regulären Alben-Version gegen Ende der Geschichte implizieren nur mehr den Tod aller vier, indem als letztes Bild vier Friedhofskreuze zu sehen sind. Aufgrund ihrer Beliebtheit – optisch auffällig war von Beginn an die unterschiedliche Größe – führten Morris und Goscinny nach einem Kurzauftritt im elften Album Lucky Luke contre Joss Jamon schließlich im darauffolgenden Band Les Cousins Dalton (Vetternwirtschaft) Vettern der verstorbenen Daltons, Joe, Jack, William und Averell ein. Genauere Verwandtschaftsbeziehungen sind unbekannt. Da es sich nicht mehr um die historischen Daltons handelt, erhielten Zeichner und Texter deutlich mehr Spielraum für die Gestaltung der Geschichten. Wie Lucky Luke agieren sie von der Zeit unabhängig. Einige Geschichten mit den Vettern spielen bevor die echten Brüder Dalton geboren waren. Weiters begegnen sie in der Geschichte Oklahoma Jim dem Widersacher Lucky Luke bereits in ihrer Kindheit.
- Ihre Mutter Ma Dalton. Nach einigen Erwähnungen in älteren Alben erscheint sie erstmals in Ma Dalton, später ist sie vor allem dafür verantwortlich den Daltons Päckchen ins Gefängnis zu schicken, die meist einen Kuchen enthalten, in dem eine Feile versteckt ist. Sie macht dem Familiennamen alle Ehre und hatte häufig den Vater der Daltons aus dem Gefängnis geholt, der als Safeknacker bekannt war, bis er eines Tages auf Dynamit umstieg und bei einem Unfall ums Leben kam. Joe ist ihm angeblich sehr ähnlich (aus Ma Dalton).
- Onkel Marcel Dalton, ein hochanständiger Schweizer Bankier. Marcel tritt nur einmal im gleichnamigen Album auf. So groß wie Averell, allerdings wesentlich intelligenter, rein äußerlich nicht von seinen Neffen zu unterscheiden. Er gilt als Schwarzes Schaf der Familie, weil er ehrlich ist und versucht aus den Daltons Bankiers und ehrliche Menschen zu machen, wobei er (natürlich) kläglich scheitert.
- Onkel Henry Dalton. Er tritt nie persönlich auf, sein Tod gibt in La ballade des Dalton Anlass zu einer Racheaktion der Daltons an den Geschworenen und dem Richter, die ihn zum Tode verurteilt haben. Laut Joe sieht er dem Vater der Daltons sehr ähnlich und wurde ihnen immer als leuchtendes Beispiel hingestellt.
[Bearbeiten] Inkonsistenzen
- Während üblicherweise Jack größer als William ist, ist in Dalton City und in der zweiten Hälfte von Les cousins Dalton (Vetternwirtschaft) William größer als Jack. Möglicherweise war das den Urhebern nicht so wichtig, da die sich die beiden voneinander sowieso kaum abheben und vorwiegend als Spielraum zwischen Joe und Averell dienen.
- In Vetternwirtschaft lernen die Daltons Lucky Luke erst als Erwachsene kennen, während sie sich in den Lucky Kid-Heften schon als Kinder treffen. Allerdings sagt Joe im französischen Original bei ihrer ersten Begegnung in Vetternwirtschaft zu Lucky Luke: "Tu nous reconnais, Cowboy?" - was durchaus auch Spielraum für ein früheres Treffen lässt (aber wahrscheinlich eine Anspielung auf die Vettern ist), im Gegensatz zu den deutschen Fassungen (u.a.: "Kennst Du uns, Cowboy?")
- Weiters sind im Comic Vetternwirtschaft die Daltons anfangs unbedeutende Kleinganoven und werden erst nach ihrer Begegnung mit Lucky Luke zu den gefürchteten Verbrechern. In der Geschichte Daisy Town, die zunächst für das Kino konzipiert wurde und 1971 als Zeichentrickfilm erschien, legen unterschiedliche Steckbriefe nahe, dass die Daltons schon in ihrer Kindheit und Jugend gesucht wurden. Das wurde 1983 in die Comic-Version des Films übernommen.
[Bearbeiten] Weitere Bemerkungen
Die Bezeichnung Daltons für alle vier Brüder Dalton existiert nur in der deutschsprachigen Übersetzung der Comic-Geschichten. Sie geht vermutlich auf Rolf Kauka zurück, welcher Les cousins Dalton 1965 als erster für sein Magazin Lupo Modern übersetzen ließ, wurde aber vom Koralle-Verlag und vom Ehapa-Verlag beibehalten. Auch der Roman von Emmett Dalton hat den Titel When the Daltons rode (1931 publiziert).