Die Geschäfte des Herrn Julius Cäsar
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Die Geschäfte des Herrn Julius Cäsar ist ein Romanfragment von Bertolt Brecht. Brecht schrieb es in der Zeit von 1937 bis 1939, veröffentlicht wurde es jedoch erst 1957.
Darin wird der Aufstieg und die Verwicklungen Caesars im alten Rom berichtet. Die Erzählung legt ihren Schwerpunkt auf die Intrigen um den römischen Politiker Catilina und seinen populistischen Versuch der Machtübernahme. Die Geschichte wird aus der Perspektive des Dieners von Cäsar in Tagebuchform erzählt.
Das Romanfragment ist als ein Versuch der Entlarvung des Führerkultes zu verstehen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Inhalt
Das erste Buch erzählt von der Rahmenhandlung. Es geht hier um einen jungen Schriftsteller, der ein Buch über den erst seit zwanzig Jahren toten Caesar schreiben will.
Im zweiten Buch mit dem Titel: „Die Aufzeichnungen des (Sklaven) Rarus“ geht es um das Leben Caesars aus Sicht des Rarus, der von den täglichen Geld-, Arbeits- und Beziehungsproblemen erzählt. Der in Tagebuchform verfasste Teil dauert über knapp vier Monate und spielt lange vor der „großen“ Zeit des Feldherren. Julius C. ist damals 40 Jahre alt. Man erfährt relativ viel über Caesars große Schulden, seinen Ruf in der Stadt und seine Verwicklung in die Catilinischen Aufstände. Diese werden ziemlich genau dokumentiert, wie auch der Versuch Aller, in irgendeiner Art und Weise Gewinn aus dem Aufstand zu ziehen. Aber auch von den Hintergründen, den schlechten Auswirkungen von Pompejus Feldzug auf den Arbeitsmarkt in Rom und der Stimmung gegen ihn wird berichtet. Das Problem der billigen Arbeitskräfte aus Asien, die den römischen Bürgern und auch den römischen Sklaven die Arbeit wegnehmen, wird thematisiert. Da es sich um ein Tagebuch handelt, wird auch das Privatleben des Rarus angerissen, etwa die Probleme mit seinem Freund usw. Das Buch endet damit, dass Caesar bei dem Aufstand auf die falsche Person gesetzt und durch Grundstücksspekulationen, die nicht aufgingen, ein Vermögen verloren hat. Er ist nun Stadtrichter, hat also große Chancen, aus der Catilinischen Affäre ungestraft herauszukommen.
Mit „Klassische Verwaltung einer Provinz“ ist das dritte Buch betitelt. Es beginnt mit einem kurzen Stück Rahmenhandlung, um dann wieder kurz aus Rarus’ Tagebuch berichten zu lassen. Diese sind nicht mehr fast täglich wie bisher, da er sich von seinem Freund getrennt hat und nun ein wenig niedergeschlagen ist. Rarus erzählt von dem eher guten Ausgang der Affäre für Caesar und schließt mit der Meldung, es gehe nach Spanien. In der Rahmenhandlung berichtet Spicer von seinem Werdegang zu einem Spezialisten in Sachen Schulden von Caesars bei einer Bank und den aktuellen Schuldenstand: 30 Millionen Sesterzen, von denen er genau wusste. Dazu kamen noch Verbindlichkeiten aus anderen Geschäften. Spicer spricht von Caesars Aufbruch in die Provinz Spanien und seinem Geschick dabei. Und er findet lobende Worte für seine Art der Verwaltung, wobei er sich auch hier ironische und spöttische Bemerkungen nicht verkneifen kann. Als er aus Spanien zurückkam, war Caesar schuldenfrei und hatte sich bewiesen.
„Das dreiköpfige Ungeheuer“, Buch vier des Romanfragments, beginnt mit Rarus Tagebucheinträgen im Jahr 692 des römischen Kalenders. Man plant Caesars Triumphzug als Wahlkampfakt für seine Kandidatur zum Konsul Roms. Jedoch verzögert sich die Planung immer weiter, und am Ende fällt der Zug ganz ins Wasser, weil Caesar in die Stadt kommen muss, um sich zu bewerben. Tut er dies, kann er keinen Triumphzug mehr abhalten. Ein Gegenantrag fällt auf Grund einer Dauerrede Catos ins Wasser. Mit dem Betreten der Stadt verliert er viel Geld, das bereits für die Planung des Siegeszuges ausgegeben war. Caesar tritt für die demokratische Partei an, nachdem sein innerparteilicher „Konkurrent“ zurücktreten musste. Das Romanfragment endet mit der Parole „Demokratie ist Frieden“.
[Bearbeiten] Zeitebenen
Es gibt insgesamt drei Zeitebenen Die erste sind die Tagebucheinträge des Rarus, die wiederum in Zwei Teile unterscheidbar sind. Einmal erzählt Rarus zur Zeit des Catilinischen Aufstandes. Der andere spielt etwas später, nach der Rückkehr aus Spanien, und dauert bis fast zur Berufung Caesars zum Konsul.
Die zweite Zeitebene handelt von dem jungen Protagonisten, der sich mit Spicer trifft.
Die dritte Ebene sind die Erinnerungen des jetzt alten Protagonisten (ca. 10 Jahre später), der sich an das Treffen zurückerinnert. Die letzten beiden Ebenen zu trennen ist nicht ganz einfach.
[Bearbeiten] Literarisches Genus
Die Bücher aus Rarus Sicht sind in Tagebuchform geschrieben. Wir erfahren also nur indirekt aus Sicht eines Zeitgenossen Caesars über den Diktator.
Der andere Teil wird aus der Egoperspektive erzählt und dreht sich hauptsächlich um das Gespräch des Protagonisten mit Mummlius Spicer über Caesar. Hier haben wir eine Rückblickende Sicht auf das Geschehen durch den Gerichtsvollzieher, der eine andere Bewertung vornimmt als Rarus oder der Schriftsteller.
[Bearbeiten] Das Caesarbild
Spicer beschreibt Caesar als Demokrat, der von der Partei nur wenn er gerade benötigt wurde benutzt, ansonsten gemieden wurde. Caesar ist mehr oder minder unpolitisch. Er tritt für den Wahlkampf Catilinas aus verschiedenen Motiven ein, jedoch weniger der Überzeugung wegen. Es bietet sich ihm die Chance, vorwärts zu kommen. Auch entsteht im zweiten Buch das Bild eines eher unwichtigen Zeitgenossen, der hochverschuldet ist. Caesar geht es nicht unbedingt um die große Politik sondern eher um seine Geschäfte. Rarus bezeichnet Caesar gar als völlig ungeeignet für eine Führerfigur.
Liest man Spicers Beschreibungen in den Gesprächen mit dem Schriftsteller im dritten Buch, so zeichnet er das Bild eines Verzweifelten, der sich von Chance zu Chance hangelt, d.h. der fast nach Spanien flüchtet, um dort das Möglichste an Geld herauszupressen. Aber er wird auch als vertrauenseinflößend beschrieben. Die Beschreibung seiner Verwaltungsart durch Spicer ist überaus positiv.
Caesar wird als Geschäftsmann charakterisiert und weniger als ein nach Macht strebender Mensch.