Die Jüdin von Toledo (Roman)
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Die Jüdin von Toledo ist ein Roman von Lion Feuchtwanger, der in Deutschland unter dem Titel Spanische Ballade veröffentlicht wurde.
Feuchtwanger beschreibt darin das Schicksal des jüdischen Kaufmannes Jehuda und seiner schönen Tochter Raquel im Spanien des 12. Jahrhunderts, als König Alfonso VIII. von Kastilien (der Edle) hartnäckig die Rückeroberung der Iberischen Halbinsel gegen die Mauren vorantrieb, die damals noch weite Gebiete südlich des Tajo beherrschten.
[Bearbeiten] Handlung
Viele Juden Andalusiens mussten im 12. Jahrhundert moslemischen Glauben annehmen, wenn sie nicht auswandern wollten; so auch Ibrahim, ein reicher Kaufmann aus Sevilla. Als sich ihm endlich im Alter von 55 Jahren Gelegenheit bietet, zum alten Glauben zurückzukehren, verlässt er seine gesicherte Position als Ratgeber des Emirs, bricht alle Brücken hinter sich ab und tritt unter dem Namen seiner Väter als Jehuda Ibn Esra in die Dienste des kastilischen Königs Alfonso, der zwar durch Verträge zu einem Waffenstillstand gezwungen ist, aber dennoch den Krieg gegen den Emir vorbereitet.
Jehuda glaubt, als Geldbeschaffer und Kronrat dämpfend auf Alfonsos Kriegsgelüste wirken zu können. Er erwirbt das verfallene Castillo seiner Vorfahren in Toledo, dessen sich vor Jahren die einflussreichen Ritter de Castro bemächtigt hatten. Die waren von Alfonso zwar aus Toledo vetrieben worden, aber sie stoßen immer wieder frech nach Kastilien vor, da sie sich unter dem Schutz des Nachbarreiches Aragon sicher wähnen. Bei einem Scharmützel kommt einer der beiden Castro-Brüder ums Leben, der Krieg gegen das verwandte Aragon kann nur mühsam verhindert werden. Inzwischen kommt die Wirtschaft des Landes, die seit der letzten Niederlage Alfonsos gegen den Emir von Sevilla darniederlag, durch Jehudas umsichtiges Walten wieder in Blüte. Alfonso lässt sein Lustschloss La Galiana im maurischen Stil restaurieren. Bei der abschließenden Besichtigung mit Jehuda befiehlt er, dass Raquel, Jehudas überaus schöne Tochter, dort künftig als seine Nebenfrau wohnen soll. Jehuda steht vor der Wahl, entweder in des Königs Begehr einzuwilligen oder mit seiner Familie zu fliehen. Raquel bestärkt ihn in seiner Entscheidung, zu bleiben.
In der folgenden Zeit wird König Alfonso vollkommen von der Jüdin, die im Volk den Namen Fermosa, die Schöne, trägt, verzaubert. Er lebt mit ihr zurückgezogen in der Galiana und vergisst über diesem Liebesabenteuer seine Ehefrau Eleonor. Diese, eine Tochter des englischen Königs Heinrich II., würde ihren Gatten lieber im Felde sehen, damit er die Jüdin vergesse. Sie verspricht dem jungen König Pedro von Aragon eine Militärallianz mit Kastilien und deutet an, dass eine Art Buße für den getöteten Castro denkbar wäre, vielleicht sogar in Form einer Rückgabe des Castillo an dessen hinterbliebenen Bruder. Kurz nachdem Raquel einem Sohn Alfonsos das Leben geschenkt hat, trifft Nachricht vom plötzlichen Tode Heinrichs II. ein, durch dessen kluge Politik ein Feldzug bisher verhindert wurde. Wenn nun sein Sohn Richard mit einem Kreuzfahrerheer aufbricht, ist jeglicher Vorwand der hispanischen Fürsten, gegen die Mauren noch länger stillzuhalten, entfallen. Alfonso eilt zu Kriegsvorbereitungen mit Aragon nach Burgos und Jehuda muss ihm schwören, dass Alfonsos Sohn in der Zeit seiner Abwesenheit auf keinen Fall jüdisch getauft werde. In den in Burgos geschlossenen Verträgen verpflichtet sich Alfonso, mit Kriegshandlungen gegen die Moslems abzuwarten, bis er von Aragon zu Hilfe gerufen wird, denn seinen Waffenstillstand mit dem Emir darf er nicht brechen, um nicht die Heere des mächtigen Kalifen Jakúb Almansúr auf den Plan zu rufen.
Während der Abwesenheit des Königs lassen Jehuda und Raquel den Knaben aber aus der Galiana von einem Freund heimlich in Sicherheit bringen. Damit ist der Eid nicht gebrochen, eine christliche Taufe, wie von Alfonso gewünscht, aber unmöglich. Alfonso rast bei seiner Rückkehr vor Wut, er verlässt Raquel im Zorn und lässt die moslemischen Gesandten in Toledo, welche noch friedlich vermitteln wollen, grob abfertigen. Übermütig fordert er den Kalifen heraus, der von Fez mit einem riesigen Heer nach Sevilla aufbricht. Bei Alarcos erleiden die christlichen Ritter 1195 eine vernichtende Niederlage. Toledo wird von Flüchtlingen überschwemmt. Alsbald gehen Gerüchte um, die Juden hätten den Moslems die christlichen Kriegspläne verraten. Jehuda lebt nun bei Raquel in der Galiana; sie glauben, im Schloss des Königs vor Verfolgern sicherer zu sein. Die Wut des Pöbels richtet sich zunächst gegen Jehudas Castillo, das vollkommen verwüstet wird. Castro erhält von der listigen Königin Eleonor den Auftrag, die Juden zu schützen, er soll aber lieber einzelne preisgeben, als alle zu gefährden. Castro interpretiert dies als Aufforderung, gegen Jehuda vorzugehen, dringt mit seinen Leuten in der Galiana ein und erschlägt Jehuda. Auch Raquel wird ermordet. Durch die schmerzhafte Niederlage, die sein Land an den Rand des Abgrunds bringt und den Verlust der Geliebten wandelt sich König Alfonso und führt im Alter sein Land zu neuer Blüte, ganz im Sinne Jehudas. Die Wiedereroberung der südlichen iberischen Halbinselbleibt aber weiterhin sein Ziel.
Feuchtwanger stellt seinen Roman in den Kontext der Reconquista, der Wiedereroberung der Iberischen Halbinsel, wobei die geschichtlichen Hintergründe im Großen und Ganzen richtig wiedergegeben werden. Die teilweise hochkomplizierten und undurchsichtigen verwandtschaftlichen und militärischen Beziehungen zwischen den iberischen Königshäusern werden von ihm aber verständlicherweise großzügig verarbeitet. So sind z.B. einige Szenen, die den jungen „König Pedro von Aragon“ betreffen, eindeutig dem Sohn und Erben Ferdinands II. von Leon, Alfonso IX., zuzuschreiben.