E-Werk und Straßenbahn Tilsit
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Die elektrische Straßenbahn in Tilsit wurde am 15. Dezember 1900 in der damals etwa 40.000 Einwohner zählenden Stadt im Nordosten der preußischen Provinz Ostpreußen eröffnet. Sie war samt dem Elektrizitätswerk von der Elektrizitäts-AG vormals W. Lahmeyer & Co (EAG) in Frankfurt am Main erbaut und betrieben worden.
Am 14. Juni 1912 gründete die EAG für die Straßenbahn und das E-Werk eine eigene Gesellschaft, die Elektrizitätswerk und Straßenbahn Tilsit AG, an der sie 100% des Kapitals hielt. Allerdings wurde diese Gesellschaft im Jahre 1936 aufgelöst und Bahn und E-Werk wieder unmittelbar in die EAG eingegliedert.
Das meterspurige Streckennetz erreichte bald einen Umfang von knapp 11 km, auf dem schon Ende 1901 insgesamt vier Linien verkehrten:
- Ringlinie 4,06 km
- Hohe Straße – Splitter 3,96 km (ca. 1913 bis Waldfriedhof verlängert)
- Wasserwerk – Jakobsruh 3,19 km (ca. 1910 eingestellt)
- Kasernenstraße – Kallkappen 2,50 km (17. Oktober 1937 eingestellt)
Zur Zeit des Kriegsbeginns 1939 befuhr man nur noch eine Linie vom Engelsberg über Getreidemarkt – Bahnhof – Stolbeck – Splitter zum Waldfriedhof, die 6,33 km lang war. Ihr Betrieb wurde im Oktober 1944 eingestellt, als sich die Front der Stadt unmittelbar genähert hatte. Nach dem Ende der Kampfhandlungen wurde der Verkehr nicht mehr aufgenommen.
Der Fahrzeugpark, der 1914 16 Triebwagen, 4 Beiwagen und 5 Spezialwagen umfasste, war 1939 auf 10 Triebwagen, 4 Beiwagen und 2 Spezialwagen geschrumpft. Allerdings waren eine elektrische Lokomotive und 3 Kraftomnibusse hinzugekommen; denn seit 1937 wurden zwei Omnibuslinien betrieben, darunter eine nach Kallkappen anstelle der Straßenbahn.
Die Ellok wurde von der Ostdeutschen Eisenbahn-Gesellschaft (ODEG) für ihre Züge genutzt, die vom Getreidemarkt in Tilsit über den Memelfluss nach Miekieten fuhren und dort den Anschluss an die Kleinbahn Pogegen – Schmalleningken herstellten. Diese Linie blieb auch zwischen 1919 und 1939 in Betrieb, als das Land auf dem rechten Memelufer unter litauische Hoheit gestellt wurde und Tilsit Grenzstadt war.
In den früheren Statistiken (1914, 1928) werden zwei Elloks bei der ODEG geführt. Die Oberleitung der Bahn nach Miekieten gehörten der Tilsiter Straßenbahn, die Schienen jedoch der Ostpreußischen Kleinbahnen AG, deren Betriebsführungsgesellschaft die ODEG war.
[Bearbeiten] Literatur
- Bufe, Siegfried - Straßenbahnen in West- und Ostpreußen, Stuttgart 1985
- Bufe, Siegfried - Eisenbahnen in West- und Ostpreußen, Egglham 1986
