Ego-Depletion
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Bei dem Begriff Ego-Depletion (englisch Ego depletion, etwa: Ich-Erschöpfung) handelt sich um ein von dem Sozialpsychologen R.F. Baumeister erfundenes Konstrukt für den Bereich selbstregulatorischen Verhaltens. Es bezeichnet die zentrale Aussage der Hypothese, dass die Willenskraft des Menschen, und damit seine Fähigkeit zur Selbstkontrolle, eine kognitive Ressource, also eine extensive Größe ist und durch aufeinanderfolgende Aufgabenstellungen, welche Willenskraft erfordern, verringert oder gar aufgezehrt werden kann, und zwar unabhängig von sonstigen Einflussfaktoren, also etwa körperlicher Erschöpfung. Dieses Konzept wird auch als Modell der regulatorischen Ressource bezeichnet.
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[Bearbeiten] Aussagen des Modells
Um bei einer Handlung Selbstkontrolle auszuüben, muss das Selbst Energie (es wird auch von Kraft oder Ressourcen gesprochen) aufwenden. Steht diese Energie anschließend nicht mehr in vollem Ausmaß zur Verfügung, do ist die Fähigkeit zur Selbstkontrolle vorübergehend beeinträchtig. Dieser Zustand wird dann als Ego-Depletion bezeichnet. Dieselbe Art von Energie wird für das Fällen von Entscheidungen, aktives Agieren und die Kontrolle von Impulsen, Gedanken und Emotionen verwendet. Das Ego Depleton-Modell beruht im Wesentlichen auf zwei Annahmen: 1.) Universalität: Die selbe Ressource wird für eine Vielfalt von Aufgaben verwendet, die Selbstkontrolle verwenden. 2.) Beschränktheit: Die Ressource liegt nur in begrenztem Ausmaß vor und kann prinzipiell aufgebraucht werden. Wird durch aktives willentliches Handeln die Energie teilweise oder vollständig verbraucht, so ist ist bei einer darauffolgenden Aufgabe die Selbstregulations-Performanz vermindert oder nicht mehr vorhanden. Eine darauf aufbauende Hypothese besagt, dass Ego-Depletion die Risikobereitschaft senkt, da riskante Entscheidungen zu treffen ebenfalls Willenskraft erfordert. Nach dem Modell ähnelt die Willenskraft einem Muskel (Baumeister spricht vom "moralischen Muskel"), welcher Anwendung kurzfristig erschöpft ist, sich langfristig jedoch trainieren lässt, so dass die Fähigkeit zur Selbstkontrolle wächst.
[Bearbeiten] Rezeption des Modells
Forschungen zum Ego-Depletion-Modell wurden unter Sozialpsychologen seit etwa 2000 auch an anderen Universitäten als der Florida State University, wo der Begründer der Theorie forscht, durchgeführt, mittlerweile auch in Deutschland, so an der Universität Mannheim, wo auch Doktorarbeiten zu diesem Thema vergeben wurden.
Darüberhinaus strahlte das Konzept der Ego-Depletion auch auf andere Bereiche in der Psychologie aus, z.B. auf die Marktpsychologie. Dort befasst man sich damit besonders im Hinblick auf das Thema Kontrollverlust und die Implikationen für Marketing und Personalführung.
[Bearbeiten] Konkurrierende Modelle
In der Psychologie gibt es neben dem Ego-Depletion-Modell bzw. Modell der regulatorischen Ressource noch folgende gängige Modelle zum Thema Willenskraft und Selbstkontrolle:
- Das kybernetische Modell der Selbstkontrolle.
- Das Modell des Paradigmas aufgeschobener Belohnung.
[Bearbeiten] Quellen
- Baumeister, R.F./Bratslavsky/Muraven, M./Tice, D.M.: Ego depletion: Is the active self a limited resource? (Journal of Personality and Social Psychology, 74, 1998).
- Baumeister, R. F./Muraven, M./Tice, D. M.: Ego depletion: A resource model of volition, self- regulation, and controlled processing. (Social Cognition, 18, 2000, S. 130-150).
- Raab, Gerhard/Unger, Fritz: Marktpsychologie. Grundlagen und Anwendung. 2. Auflage, Wiesbaden: Gabler-Verlag 2005.
- Baumeister, R.F./Gailliot/DeWall D.M.: Self-Regulation and Personality: How Interventions Increase Regulatory Success, and How Depletion Moderates the Effects of Traits on Behavior (Journal of Personality 74:6, December 2006).