Eisenhammer
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Ein Eisenhammer oder Hammerwerk ist ein Handwerksbetrieb zur Herstellung von Schmiedeeisen als Halbzeug und von daraus produzierten Gebrauchsgütern aus der Zeit vor der Industrialisierung. Das namensgebende Merkmal dieser Eisenhämmer war der mit Wasserkraft angetriebene Hammer. Das Anheben des Hammers übernahm eine Welle, auf der radiale Daumen befestigt waren, die das Ende des Hammerstiels ergriffen, hinunterdrückten und somit den Hammerkopf anhoben. Beim Auf- und Niederfallen bewegte sich letzterer in einer Halbkreislinie.
Die anfangs durch Wasserräder, später auch durch Dampfkraft betriebene Einrichtung setzte sich durch, als die zu bearbeitenden Werkstücke mit der Zeit immer größer wurden und nur noch schwierig von Hand zu bearbeiten waren.
Die Eisenhämmer verhütteten Eisenerz mit Holzkohle in den so genannten "Rennherden" (Georgius Agricola 1556, auch "Rennfeuer" oder "Rennofen": vom "Rinnen" der Schlacke; oder "Zrennherd": vom "Zerrinnen"...). In diesen Schmelzöfen, die mit ebenfalls wasserkraftbetriebenen Blasebälgen versehen waren, wurde das Erz zu einem glühenden Klumpen aus rohem Eisen, Schlacke und Kohleresten verschmolzen. Das Eisen wurde dabei allerdings nicht flüssig wie in einem Hochofen, sondern blieb ein teigiger Klumpen. Dieser Luppe genannte Klumpen wurde dann auf den Hämmern so lange ausgeschmiedet und in einem weiteren Ofen erhitzt, bis sämtliche Schlacke und Kohlenreste entfernt waren. Das Eisen konnte anschließend als Schmiedeeisen direkt weiterverwendet werden. Ein nachfolgender Vergütungsprozess wie beim Hochofenverfahren war nicht notwendig.
Weit verbreitet waren Eisenhämmer seit dem späten Mittelalter in der Oberpfalz, besonders in der Gegend der Städte Amberg und Sulzbach, im Thüringer Wald ("Lauter-" und "Niederhammer" in Suhl schon 1363) im Fichtelgebirge, im Erzgebirge und im Harz, sowie im Siegerland an der Sieg (heute um Siegen) und im Sauerland um Hagen. In diesen Gegenden gab es Eisenvorkommen, die mit damaligen Mitteln abzubauen waren. Dadurch erhielt z.B. die Oberpfalz auch den Beinamen Ruhrgebiet des Mittelalters.
Ortsnamen mit Namensendung -hammer sind in diesen Gegenden sehr häufig.
Typische Produkte der Eisenhämmer waren
- Stabeisen (als Rohstoff für die Rohrschmieden in Suhl)
- Schienen
- Schwarzblech
- Weißblech - verzinntes Eisenblech
- Drähte
Sie gelangten so in den Handel und die Weiterverarbeitung zu Endprodukten erfolgte meistens erst außerhalb des Entstehungsgebietes, im Thüringer Wald allerdings meist vor Ort (Suhl und Zella-Mehlis: Waffen; Schmalkalden, Steinbach-Hallenberg: Werkzeuge).
[Bearbeiten] Literatur
- Lothar Klapper: Geschichten um Hütten, Hämmer und Hammermeister im mittleren Erzgebirge. Teil I. Ein Vortrag zur Geschichte ehemaliger Hütten und Hämmer im Landkreis Annaberg. Streifzüge durch die Geschichte des oberen Erzgebirges. Heft 32. Annaberg-Buchholz 1998. Download (pdf 256 KB)
- Bernd Schreiter: Hammerwerke im Preßnitz- und Schwarzwassertal. Reihe Weisbachiana, Heft 27, Verlag Bernd Schreiter, Arnsfeld 2006.