Elisabeth Käsemann
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Elisabeth Käsemann (* 11. Mai 1947 in Gelsenkirchen; † 24. Mai 1977 in Argentinien) war während ihres Soziologiestudiums an der Freien Universität Berlin als Auslandspraktikantin in Bolivien. Anschließend war sie als Entwicklungshelferin in Argentinien tätig. Sie leistete zuletzt Sozialarbeit in den Slums von Buenos Aires.
Als "Mitglied einer politischen oppositionellen Gruppe" wurde sie während der damaligen argentinischen Militärdiktatur im März 1977 verhaftet, gefoltert und schließlich im Mai 1977 durch Erschießung hingerichtet. Ihre Beisetzung erfolgte am 16. Juni 1977 in Tübingen. Dort machten die Eltern folgende Aussage: "Wir haben heute unsere Tochter Elisabeth auf dem Lustnauer Friedhof bestattet. Am 11. Mai 1947 geboren, am 24. Mai 1977 von Organen der Militärdiktatur in Buenos Aires ermordet, gab sie ihr Leben für Freiheit und mehr Gerechtigkeit in einem von ihr geliebten Lande. Ungebrochen im Wollen mit ihr einig, tragen wir unsern Schmerz aus der Kraft Christi und vergessen nicht durch sie empfangene Güte und Freude."
Die darauffolgenden Ermittlungen wurden am 4. Februar 1980 von der Staatsanwaltschaft Tübingen mit dem Grund eingestellt, dass "weitere Ermittlungsmöglichkeiten angesichts der ablehnenden Haltung der argentinischen Behörden nicht bestehen".
Überlebende Folteropfer der argentinischen Diktatur, wie Elena Alfaro und Ana Maria di Salvo berichteten, dass Elisabeth Käsemann im geheimen Folterzentrum El Vesubio gefangen gehalten und später zusammen mit 15 anderen Gefangenen nach Monte Grande gebracht und dort hingerichtet wurde. Die gerichtsmedizinische Untersuchung in Tübingen ergab, dass Elisabeth Käsemann durch vier Schüsse von hinten getötet wurde, was auf eine typische Exekution hinweist.
Im Auftrag der Koalition gegen Straflosigkeit in Argentinien erstattete der Rechtsanwalt Roland Beckert abermals am 25. Februar 1999 Strafanzeige im Fall Käsemann. Das Amtsgericht Nürnberg hat am 11. Juli 2001 gegen den früheren argentinischen General Carlos Guillermo Suárez Mason, der unter Verdacht des Mordes an Elisabeth Käsemann steht, Haftbefehl erlassen. Im November 2003 wurden auch Auslieferungsanträge nach Deutschland gegen die Beschuldigten Jorge Rafael Videla, ehemaliger Präsident der Militärjunta in Argentinien, und gegen Exadmiral Emilio Eduardo Massera erlassen.
Elisabeth Käsemanns Vater war der evangelische Theologe Ernst Käsemann.
In Erinnerung an Elisabeth Käsemann wurde von der Evangelischen Familienbildungsstätte in Gelsenkirchen ein Elisabeth-Käsemann-Haus gegründet, in welchem verschiedene Programme für Frauen, Kinder und Emigranten angeboten werden.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Kai Ambos und Christoph Grammer: Tatherrschaft qua Organisation. Die Verantwortlichkeit der argentinischen Militärführung für den Tod von Elisabeth Käsemann. In: Jahrbuch der juristischen Zeitgeschichte 4. 2002/2003, S. 529 - 553
[Bearbeiten] Weblinks
- Strafanzeige im Fall Elisabeth Käsemann
- Artikel über Elisabeth Käsemann
- Informationen und Ausstellung über das Leben von Elisabeth Käsemann
Personendaten | |
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NAME | Käsemann, Elisabeth |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Soziologin |
GEBURTSDATUM | 11. Mai 1947 |
GEBURTSORT | Gelsenkirchen |
STERBEDATUM | 24. Mai 1977 |
STERBEORT | Argentinien |