Entasis
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Entasis (griech. entasis = Anspannung) bezeichnet die leichte Schwellung des Schaftes einer Säule. Sie erreicht ihr Maximum meist am unteren Drittelspunkt oder in der Mitte des Schafts.
Wie die Kurvatur des Stylobat und des Architravs und die Inklination der Säulen und Wände dient die Entasis dem Zweck, dem Gebäude die Wirkung von Bewegung zu geben. Außerdem kommt so der Eindruck einer dynamischen Leichtigkeit des Ganzen zustande.
Tatsächlich wirken vielfach klassizistische Gebäude der Neuzeit, auch schon in römischer Zeit erstarrt, weil sie dieses Prinzip der Entasis und der Kurvatur entweder nicht anwenden oder nicht mehr zu kennen scheinen. Die Unkenntnis ist dabei freilich die bei Weitem unwahrscheinlichere Möglichkeit, da ja griechische Tempel sich in Römischen Reich befanden und noch heute erhalten sind wie unter anderem in Segesta, Selinunt, Agrigent oder Paestum. Auch schon im Hellenismus, wo die Tempel höher und die Säulen schlanker werden, nimmt man von dieser Form der Erzeugung einer Illusion Abstand.
Was die römischen Tempel im Unterschied zu den griechischen auszeichnet ist, dass sie sich in der Stadt befinden und somit kaum für sich allein in freier Natur oder auf dem Berg von überall sichtbar wie zum Beispiel der Parthenon in Athen stehen. Die griechischen Tempel sind jedoch nicht selten Heiligtümer, die oft fernab von städtischer Bebauung und Besiedlung auf Anhöhen errichtet wurden. Der Gestaltung der Säulen und ihrer Entasis und ihrer Inklination wie auch der Kurvatur liegt somit auch ein anderes bautechnisches und baugestalterisches Prinzip zugrunde. Der Architekt Andrea Palladio allerdings verwendete diese Form illusionistischer Darstellung wieder.
[Bearbeiten] Literatur
- Thomä, Walter: Die Schwellung der Säule (Entasis) bei den Architekturtheoretikern bis in das XVIII. Jahrhundert. Dresden 1915