Erica Pappritz
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Erica Pappritz (* 1893, † 4. Februar 1972), zuweilen irrtümlich als Gräfin geführt, war in der Adenauer-Ära stellvertretende Protokollchefin im Auswärtigen Amt und löste in den 1950ern und 1960ern eine Diskussion des Ehrenkodexes aus, den sie der Bonner Republik zu verordnen suchte.
Erica Pappritz war Tochter eines Offiziers. Sie wollte ursprüngliche Krankenpflegerin, Krankenschwester oder Ärztin werden. Ihre Eltern waren aber dagegen, so dass sie diese Karriere nicht einschlug.
Erica Pappritz erreichte den ersten Höhepunkt ihrer Karriere 1919 als erste Frau im deutschen diplomatischen Dienst. Diese Position behielt sie auch in der Zeit des Nationalsozialismus. 1949 wurde sie erste stellvertretende Protokollchefin der Bundesrepublik im Rang einer Vortragenden Legationsrätin erster Klasse, wodurch sie die erste Frau in einem so hohen Rang war. Sie war bei Mitarbeitern hochgeschätzt, und man war für ihre Dienste im Auswärtigen Amt dankbar, da die Aufzeichnungen über diplomatische Gepflogenheiten im Zweiten Weltkrieg verlorengegangen waren.
1956 erschien Das Buch der Etikette, an dem sie mitgeschrieben hatte, zum Preis von 26 Deutschen Mark. Es galt in den 1950er Jahren als Bibel der guten Sitten und gab Regeln bis ins kleinste Detail vor. Neben den Regeln für gutes Benehmen und passende Kleidung reichte es dabei sogar soweit, dass vorgeschrieben wurde, in welcher Häufigkeit die Toilettenspülung zu betätigen sei.
Ihre resolute Art, nicht nur die Regeln auf dem diplomatischen Parkett zu bestimmen, sondern durch das Buch auch zusätzlich das Privatleben, stieß zunehmend auf Kritik. Der Deutsche Bundestag beschäftigte sich sogar in einer Debatte mit dem Buch. So trug Annemarie Renger die Sorge vor, dass sich die Schüler der Diplomatenschule vollständig nach den dort vorgebenen Regeln zu rechten hätten. Die damalige Alterspräsidentin des Bundestags, Marie Elisabeth Lüders, bezeichnete es als arrogant, anrüchig und taktlos. Ihrer Meinung passte die Kombination, dass Pappritz populäre Bücher schreibe und gleichzeitig im Diplomatischen Dienst sei, nicht zusammen. Das Außenministerium antwortete auf eine entsprechende kleine Anfrage, dass man Pappritz nach wie vor für geeignet halte, das Buch aber nicht Grundlage der Diplomatenausbildung sei.
Karlheinz Graudenz, der Haupautor des Buches, nahm sie auch in Schutz. Sie habe als Beraterin gewirkt und das Buch vor Veröffentlichung nicht gelesen.
1958 ging sie in den Ruhestand. Das zweite Buch unter ihrer Mitarbeit, Etikette neu, wurde zu einem Bestseller. Ihre Benimmbücher blieben noch bis in die 1970er populär.
[Bearbeiten] Literatur
- Karlheinz Graudenz, Das Buch der Etikette, unter Mitarbeit von Erica Pappritz (Marbach am Neckar: Perlen-Verlag, 1956).
- Karlheinz Graudenz/ Erica Pappritz, Etikette neu, 12., völlig neu bearb. Aufl. (München: Südwest-Verlag, 1971), ISBN 3-517-00026-4.
[Bearbeiten] Über sie
- Biographie in Gewandt, geschickt und abgesandt. Frauen im diplomatischen Dienst, herausgegeben von Ursula Müller und Christiane Scheidemann (München: Olzog Verlag, 2000), ISBN 3-7892-8041-0.
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
---|---|
NAME | Pappritz, Erica |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Diplomatin |
GEBURTSDATUM | 1893 |
STERBEDATUM | 1972 |